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Asterix & Obelix und der Streik bei Amazon

Asterix & Obelix

Die Quantenmechanik lehrt: Alles hängt mit allem zusammen. So löste ein Regentropfen, der in die Nordsee fällt, am anderen Ende der Welt womöglich eine Flutkatastrophe aus.

Widmen wir uns z.B. einmal der Frage: Was haben Asterix & Obelix mit aktuellen Streiks im Versandhandel zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Doch wären die beiden Bretonen historische Figuren gewesen, die Welt sähe heute komplett anders aus.

Schweifen wir in das Jahr 50 vor Christus. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Da oben in der Bretagne sind Asterix & Obelix der Stachel im Arsch von Gaius Julius Cäsar.

Doch freilich sind die beiden nur literarische Symbolfiguren für den tapferen Widerstand gegen die römische Invasion. Die historische Wahrheit ist: Als letzter gallischer Fürst streckte Vercingetorix Cäsar im Jahr 52 v. Chr. die Waffen. Wenigstens alle Lateinschüler kennen die Geschichte. Als stolzer Feldherr hat Cäsar sie in seinen Kriegstagebüchern „De bello Gallico“ für die Nachwelt aufgeschrieben. Hätte Vercingetorix tatsächlich auch nur ein Dorf halten können, die Geschichte wäre anders verlaufen.

Denn erst die Eroberung Galliens verschaffte Cäsar in Rom seine endgültige Machtfülle. Wäre er gegen Vercingetorix gescheitert, man hätte ihn in Rom ausgelacht und womöglich verbannt. So aber erlangte er Macht und Kapital – vor allem befahl er weiter über in gigantisches Heereskontingent. Mit dessen Hilfe – heute würde man das vielleicht Militärjunta nennen – hob Cäsar die Römische Republik aus den Angeln und setzte sich selbst als Diktator ein. Ave, Caesar!

Der Übergang zur Diktatur verlief freilich nicht ganz ohne Nebengeräusche. Das lauteste war am Ende Cäsars Ermordung. Republikanisch gesinnte Senatoren meuchelten ihn am 15. März 44 v. Chr. Doch da war es schon zu spät, den Lauf dieser Geschichte hier zu verändern. Die Würfel waren bereits gefallen – das hat Cäsar sogar selbst genau so gesagt: „Alea iacta est!“ . Der Mord nutzte nix. Sein Ziehsohn Octavian übernahm das cäsarische Erbe und prägte sich der Nachwelt als erster römischer Kaiser ein – Augustus.

Die Bürger zu schröpfen war schon vor 2000 Jahren ein Instrument staatlichen Machthandelns. So ordnete Kaiser Augustus aus Gründen einer vernünftigen Steuerschätzung die statistische Erhebung von Bevölkerungsdaten an – vulgo Volkszählung genannt. Zu dem Zweck mussten sich alle Bürger in ihre Heimatstadt begeben und sich dort in Steuerlisten eintragen lassen.

Diese lästige Pflicht traf auch den in Nazareth ansässigen Zimmermann Joseph. Er musste ins 113 Kilometer entfernte Betlehem reisen. Auto, ICE und Flugzeuge gab’s noch nicht. Was die Reise indes am meisten erschwerte, waren andere Umstände. Nämlich die von Josephs Gattin Maria. In Betlehem angekommen, waren des nächtens auch noch alle Herbergen ausgebucht. Wie herzlos, eine schwangere Frau auf der Straße stehen zu lassen. Aber gerade an dieser Herzlosigkeit sollte sich in dieser Nacht für alle Zeiten etwas ändern. Das Paar quartierte sich also behelfsmäßig in einem Stall ein, in dem wenigstens Stroh, sowie ein Ochs und ein Esel für einigermaßen wohlige Wärme sorgten.

Der Knabe, der in dieser Nacht unter aus heutiger Sicht unzumutbaren Umständen geboren wurde, machte bekanntermaßen eine bahnbrechende Karriere. Wie viele Mütter bringen schon einen Religionsgründer auf die Welt? Wohl geprägt von den hartherzigen Herbergswirten seiner Geburtsstadt verbreitete er die Botschaft von Liebe und Menschlichkeit und fand damit eine erkleckliche Anhängerschaft. Dabei pflegte er zeitlebens keinen persönlichen Groll gegen die römischen Besatzer. Im Gegenteil. Deren Steuerforderungen quittierte er mit dem berühmten Satz: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Ans Kreuz genagelt haben sie ihn trotzdem. Ein barbarischer Hinrichtungsakt, der den Aufstieg des Christentums unaufhaltsam machte – und auch den Gang dieser Geschichte.

Es ist nicht hinreichend belegt, wann Jesus wirklich geboren wurde. Doch unter Zuhilfenahme alter Aufzeichnungen wurde der Termin des 25. Dezember bereits im 4. Jahrhundert in Rom festgelegt und gefeiert. Auch das angebliche Erscheinen des Halleyschen Kometen wird als Beweis herangeführt.

Womit wir bei den berühmten Heiligen Drei Königen wären, die kostbare Geschenke an das Kindbett brachten. Doch auch obwohl die Christen Jesu Geburt als Weihnachten feierten – von gegenseitigen Geschenken war lange Zeit keine Spur. Erst im 14. Jahrhundert setzte sich wohl in Erinnerung an die freigiebigen Männer aus dem Morgenland eine Tradition durch, die die Einzelhandelsumsätze später einmal nachhaltig beeinflussen sollte.

Spätestens im 19. Jahrhundert setzte sich Weihnachten als das Familienfest schlechthin durch. Zur Botschaft der Liebe gehört der materielle Beweis dafür. Der manifestiert sich in Geschenken. Und dieses Weihnachtsgeschäft hat im deutschen Einzelhandel mittlerweile ein Volumen von 70 Milliarden Euro jährlich angenommen. Ein Fünftel des gesamten Jahresumsatzes und daher für viele Unternehmen existenziell.

Auch gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer haben die Macht der Liebe erkannt – zum Beispiel beim Versandhandels-Riesen Amazon. Mitten im so wichtigen Weihnachtsgeschäft drohen sie mit Streik, um eine bessere Bezahlung durchzusetzen. Ein starkes Druckmittel. Legitimer Tarifkampf, sagen die einen. Ein fieser Anschlag auf das Weihnachtsglück der Kinder, sagen die anderen.

Sei es wie es sei. Hätten Asterix & Obelix wirklich existiert – es wäre alles ganz anders gekommen.

In diesem Sinne: Pack die großen Taschen aus.

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