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Mehr Kreativität in Meetings durch die Methode „Six Thinking Hats“

Six Thinking Hats
Gastbeitrag von Larissa Meierhoff

Viele Sitzungen, die oft dazu noch täglich abgehalten werden, verlaufen nicht selten ohne Ergebnis oder bringen so wenig, dass der zeitliche und der finanzielle Aufwand hierfür eigentlich nicht lohnen. Bessere Ergebnisse verspricht die Methode Six Thinking Hats.

Wer kennt sie nicht, diese langwierigen und zähen Meetings, welche bei den Teilnehmern unbefriedigende Eindrücke hinterlassen und meist dadurch geprägt sind, dass scheinbar unverrückbare Meinungen aufeinanderprallen. Die heutige Meetings- oder Sitzungskultur zeichnet sich inhaltlich vor allem durch Argumentation und Überzeugungsarbeit aus, was sich auf den ersten Blick durchaus vernünftig anhört.

In der Realität bedeutet dies jedoch lediglich, dass subjektive Gedanken einzelner Sitzungsteilnehmer in den Vordergrund gedrängt werden, bedeutende Faktoren dabei unter den Tisch fallen und nicht wenige Sitzungsteilnehmer ungenügend zu Wort kommen. Die Folge sind Desinteresse und ein Ergebnis, welches nicht alle Punkte aufzeigt, sondern der Meinung eines Einzelnen oder einer kleinen Gruppe entspricht. Wie so oft im Leben und nicht nur in Meetings behält derjenige die Oberhand, der argumentativ und stimmlich überzeugen kann.

Das aber kann nicht das Ziel von Meetings sein, denn dafür würde eigentlich eine Mail genügen, die der „Gewinner“ im Vorfeld versendet.

Six Thinking Hats statt Überzeugungsarbeit

Edward de Bono erfand die Methode der sechs Denkhüte. Ein Weg, um in Sitzungen Konfrontationen zu vermeiden und aus Monologen einzelner Mitarbeiter Dialoge mit Allen zu machen. Die Methode der „Six Thinking Hats“ zeigt sich so erfolgreich und ergebnisorientiert, dass sogar Großunternehmen wie BASF oder IBM darauf zurückgreifen. Laut deren eigenen Aussagen werden durch die „Six Thinking Hats Methode“ bis zu 50 % der Sitzungszeiten eingespart.

Was sind die Six Thinking Hats?

Die sechs Denkhüte stehen den Diskussionsteilnehmern beim Prinzip der Six Thinking Hats symbolhaft zur Verfügung. Die Hüte besitzen jeweils eine eigene Farbe, welche wiederum eine bestimmte Denkhaltung darstellt.

In Sitzungen oder Meetings geht es üblicherweise um bestimmte Fragen oder Problemstellungen, die nun nicht mehr unter den subjektiven Betrachtungsweisen der einzelnen Mitarbeiter aufgearbeitet werden, sondern unter der Präambel der sechs Hüte, welche die Denkrichtung vorgeben. Das bedeutet, dass ein Mitarbeiter, welcher sich einen der Hüte symbolhaft aufsetzt, nun nach dessen hinterlegten Vorgaben argumentieren muss. Das zwingt die Teilnehmer des Meetings dazu, andere Denkweisen aufzugreifen.

Dieses Prinzip funktioniert am besten bei moderierten Sitzungen, in denen der Moderator die Reihenfolge der Hutwahl definiert und so die Diskussion führt, ohne dabei selbst zu stark in den Vordergrund zu treten.

Die Farben der Six Thinking Hats

Den Meeting-Teilnehmern stehen die Farben Weiß, Rot, Schwarz, Gelb, Grün und Blau zur Verfügung.

  1. Unter dem weißen Hut werden zunächst nur Informationen zur Fragestellung gesammelt, die ohne Wertung aufzunehmen sind. Der weiße Hut dient sehr oft zum Einstieg in die Diskussion.
  2. Mit dem roten Hut kommen Emotionen in die Diskussionen. Unter ihm kann der oder die Teilnehmerin ihre Gefühle zur Frage oder zur Problematik ausdrücken, ohne dass dies hinterfragt wird. Das ist im Übrigen einer der entscheidenden Vorteile der Six Thinking Hats Methode, dass nicht schon im Vorfeld bestimmte Ansichten nieder argumentiert werden, sondern jeder Teilnehmer zuerst seine eigenen Meinungen aufdeckt, ohne diese in einer sofortigen Diskussion rechtfertigen zu müssen.
  3. Der schwarze Hut symbolisiert die Risiken und die negativen Aspekte der Problemstellung. Hier wird alles, was es an sachlichen Argumenten gibt, welche gegen etwas sprechen bzw. ein Risiko mit sich bringen, dargelegt.
  4. Unter dem gelben Hut kommt es zur Umkehrung der Argumentation. Er steht für die positiven Seiten der Frage oder des geplanten Projektes. Unter ihm werden alle Pluspunkte und Chancen angeführt, welche beim jeweiligen Thema zu finden sind.
  5. Kreativität und alternative Gedanken sind die Inhalte, welche der grüne Hut Er ist jener Hut, der es seinem Träger erlaubt, auch einmal um die Ecke zu denken, selbst wenn es sich verrückt anhört.
  6. Der blaue Hut ist Organisation und Kontrolle gleichzusetzen. Üblicherweise ist der Moderator des Meetings der Träger des blauen Hutes. Bei ihm oder ihr laufen die vorgebrachten Fakten und Argumente zusammen, beispielsweise dargestellt durch eine Whiteboard-Tabelle mit entsprechend farblich markierten Spalten. Der Träger des blauen Hutes kann auch festlegen, welcher Hut noch einmal aufgesetzt werden soll, um eventuell noch weitere Aspekte zu beleuchten.

Der Ablauf einer Sitzung

Nachdem die Zielsetzung festgelegt ist, werden nacheinander die Teilnehmer unter dem jeweiligen Hut – von Weiß bis Gelb – ihre Standpunkte darlegen, aber immer innerhalb der Schranken, welche die Farbe des Hutes vorgibt. Der Moderator muss in der Lage sein, abweichende Teilnehmer auf die Argumentationsvorgabe hinzuweisen und sie wieder in diese Richtung zu lenken. Wer etwa der Idee eigentlich nichts Positives abgewinnen kann, muss sich bei der Six Thinking Hats Methode dennoch bemühen, unter dem gelben Hut Argumente für das Projekt zu finden.

Die Vorteile der Methode liegen in der Konzentration auf das Wesentliche und der schnellen Erfassung, welche Punkte strittig sind und welche positiven oder negativen Aspekte vorhanden sind. Erst nachdem die Inhalte der Hüte von Weiß bis Gelb abgearbeitet und zusammengefasst sind, wird mit dem grünen Hut Spielraum für Alternativen gegeben.

Unter der Ansicht der bisher gesammelten Ergebnisse können sich so ganz neue Wege für ein Projekt, eine Frage oder ein Problem auftun und dies in wesentlich kürzerer Zeit, da sich bei der Six Thinking Hats Methode die oft unvermeidbaren und zeitraubenden „Nebenkriegsschauplätze“ von Meetings einfach nicht ergeben.

Die Autorin

Larissa Meierhoff Larissa Meierhoff ist studierte Germanistin und betreut die Redaktion bei denkmotor.com. Durch ihre langjährige Arbeit im Unternehmen der Denkmotor GmbH ist sie spezialisiert auf innovative und kommunikative Kreativitätstechniken und weiß, wie diese Unternehmern ihren Arbeitsalltag erleichtern können.

Weitere Methoden um Denk- & Entscheidungsblockaden zu lockern

Einige andere Methoden, um neue Lösungen zu finden, habe ich bereits im Unternehmerhandbuch vorgestellt:

  • Imaginationstechnik: Bei dieser Technik geht es darum, sich das mögliche Lösungsszenario vorzustellen, um daraus den Weg dorthin abzuleiten.
  • Mind-Mapping: Das hilft die unterschiedlichen Aspekte einer Entscheidung zu visualisieren und zu strukturieren, die Abhängigkeiten untereinander werden klar und Lösungsmöglichkeiten deutlich.
  • PMI – Plus Minus Interesting: Die PMI-Methode dient der Gewichtung aller Vor- und Nachteile von Entscheidungen. Sie hilft die Konsequenzen einzelner Alternativen besser einzuschätzen und so Entscheidungssicherheit zu gewinnen. Außerdem zeigt sich, wo noch offene Fragen geklärt werden müssen oder Informationen fehlen.
  • Osborns Fragen: Diese von Alex F. Osborn, den Vater des Brainstormings und einer der Gründer von BBDO, entworfene Frageliste soll uns in die Lage versetzen, Probleme aus anderen Perspektiven zu betrachten und daraus neue Lösungen zu entwickeln.
  • Schau’n mer mal: Eine Entscheidungs-Entschleunigungs-Methode.
  • Stichomantie: eine Zufallstechnik, um unseren Denkapparat anzuregen und so vielleicht das Problem aus einem neuen Blickwinkel betrachten zu können.

Mehr Informationen

Weitere Entscheidungsmethoden und ihre Anwendungsgebiete stelle ich euch in kommenden Artikeln vor. Alle bisher erschienenen Beiträge rund um das Thema findet ihr hier:

Entscheidungsmethoden

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