Für Selbstständige ist das Thema Elterngeld oft komplizierter als für Angestellte. Vor allem die richtige Berechnung der Elterngeld-Höhe sorgt für viele Fragen. Feste Gehaltsabrechnungen gibt es nicht und die Höhe des Elterngelds hängt stark von den Einkünften ab, die du vor der Geburt erzielt hast.
Dazu kommen Fragen zur Krankenversicherung, denn je nach Versicherungssystem kann es zu unterschiedlichen Beitragsregelungen während der Elternzeit kommen. Wer sich früh informiert und Unterlagen sauber vorbereitet, kann jedoch gut planen und mögliche finanzielle Lücken vermeiden.
Inhalt
- Elterngeld für Selbstständige: Berechnung & Höhe
- Elterngeld & Steuern: Was Selbstständige wissen müssen
- Teilzeit & Elterngeld für Selbstständige: So wirkt sich Arbeit aus
- Krankenversicherung in der Elternzeit: GKV & PKV für Selbstständige
- Elterngeld als Selbstständige planen: Tipps vor der Geburt
- Elterngeld-Antrag für Selbstständige: So gehst du vor
Elterngeld für Selbstständige: Berechnung & Höhe
Das Elterngeld soll den Verdienstausfall ausgleichen, wenn du nach der Geburt deines Kindes nicht oder nur eingeschränkt arbeitest. Die Höhe richtet sich nach deinem durchschnittlichen monatlichen Einkommen vor der Geburt. Als Selbstständiger ermittelst du diesen Betrag nicht über Gehaltsabrechnungen, sondern über deinen letzten Steuerbescheid.
Bei Selbstständigen ist in der Regel das Kalenderjahr vor der Geburt maßgeblich; bei abweichendem Wirtschaftsjahr zählt das letzte abgeschlossene Wirtschaftsjahr vor der Geburt. Grundlage ist der Steuerbescheid.
Wenn dein Kind zum Beispiel im August 2025 geboren wird, zählt dein Einkommen aus dem Kalenderjahr 2024. Wichtig ist, dass du für diesen Zeitraum alle Einnahmen und Ausgaben vollständig und nachweisbar in der Steuererklärung angibst.
Das Elterngeld ersetzt je nach Einkommen zwischen 65 und 100 Prozent deines durchschnittlichen Gewinns, maximal jedoch 1.800 Euro im Monat. Der Mindestbetrag liegt bei 300 Euro monatlich. Wer ein sehr geringes Einkommen hatte, profitiert von einem höheren Prozentsatz, wer mehr verdient hat, erhält einen geringeren Prozentsatz, aber entsprechend höhere absolute Beträge.
Wichtig ab 2024/2025: Für Geburten ab dem 1. April 2024 besteht Anspruch auf Elterngeld nur bis zu einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 200.000 Euro. Für Geburten ab dem 1. April 2025 liegt die Grenze bei 175.000 Euro (einheitlich für Paare und Alleinerziehende).
Elterngeld & Steuern: Was Selbstständige wissen müssen
Das Elterngeld selbst ist steuerfrei, unterliegt aber dem sogenannten Progressionsvorbehalt. Für Selbstständige bedeutet das: mögliche Nachzahlungen einkalkulieren.
Wenn du während des Elterngeldbezugs weiterhin Einnahmen hast, kann sich das am Jahresende in der Steuererklärung bemerkbar machen. Es lohnt sich, diesen Effekt frühzeitig in deine Finanzplanung einzubeziehen.
Teilzeit & Elterngeld für Selbstständige: So wirkt sich Arbeit aus
Auch als Selbstständiger darfst du während des Elterngeldbezugs arbeiten, solange du nicht mehr als 32 Stunden pro Woche tätig bist. Gewinne aus dieser Teilzeitarbeit werden auf das Elterngeld angerechnet.
Das bedeutet: Je mehr du in dieser Zeit verdienst, desto geringer fällt die Elterngeldzahlung aus. Wichtig ist deshalb, realistisch zu kalkulieren, ob sich Teilzeitarbeit während dieser Phase lohnt oder ob eine vollständige Pause finanziell sinnvoller ist.
Krankenversicherung in der Elternzeit: GKV & PKV für Selbstständige
Ein wichtiger Punkt für Selbstständige ist die Frage der Elterngeld-Krankenversicherung: Was passiert mit Beiträgen in der GKV oder PKV, wenn das Einkommen wegfällt?
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
Wenn du freiwillig gesetzlich versichert bist, bleibt die Versicherung während der Elternzeit bestehen. Anders als bei Angestellten übernimmt die Krankenkasse den Beitrag jedoch nicht. Du musst deine Beiträge also selbst weiterzahlen.
Die Höhe richtet sich nach deinem Einkommen, wobei es auch eine Mindestbemessungsgrundlage gibt. Selbst wenn du in dieser Zeit gar nichts verdienst, zahlst du in der Regel den Mindestbeitrag. Manche Krankenkassen akzeptieren aber eine Herabsetzung, wenn du für die Elternzeit nachweisen kannst, dass du kein oder nur geringes Einkommen hast.
Private Krankenversicherung (PKV)
In der privaten Krankenversicherung zahlst du den vollen Beitrag weiter, auch wenn dein Einkommen sinkt oder ganz wegfällt.
Hier gibt es keinen Beitragszuschuss und keine Reduzierung wegen Elternzeit. Es lohnt sich, schon vor der Geburt zu prüfen, ob dein Versicherer Möglichkeiten zur Entlastung bietet. Manche Gesellschaften haben spezielle Optionen, bei denen du den Tarif zeitweise anpassen kannst, um die Beiträge zu senken.
Das kann zum Beispiel ein Wechsel in einen günstigeren Tarif mit weniger Leistungen sein oder die zeitweise Reduzierung bestimmter Zusatzleistungen. Solche Anpassungen solltest du aber genau abwägen, da sie Auswirkungen auf deinen Versicherungsschutz haben können. Manche Versicherer bieten auch sogenannte Beitragsstundungen an.
Dabei zahlst du während der Elternzeit weniger oder gar nichts und holst die Beiträge später nach. Das kann kurzfristig Luft im Budget schaffen, bedeutet aber, dass die Belastung nach der Elternzeit wieder steigt. Je nach Vertrag können auch Altersrückstellungen beeinflusst werden, was langfristig die Beiträge verändern kann.
Sprich mit deinem Versicherer möglichst früh über alle Optionen. So hast du genügend Zeit, Vor- und Nachteile zu prüfen und eine Entscheidung zu treffen, die zu deiner finanziellen Situation und deinem Bedarf an Leistungen passt.
Elterngeld als Selbstständige planen: Tipps vor der Geburt
Um das Elterngeld als Selbstständiger optimal zu nutzen, solltest du einige Punkte rechtzeitig angehen:
- Einkommen stabilisieren: Prüfe, ob sich größere Ausgaben oder Investitionen in ein anderes Jahr verschieben lassen, um im Bemessungszeitraum einen höheren Gewinn auszuweisen.
- Unterlagen vorbereiten: Sorge dafür, dass der Steuerbescheid des relevanten Jahres vorliegt, da er für den Antrag zwingend erforderlich ist. Wenn er noch nicht fertig ist, kann eine vorläufige Gewinnermittlung helfen, den Antrag nicht zu verzögern.
- Krankenversicherung klären: Frage bei deiner Kasse oder deinem Versicherer nach, welche Beiträge während der Elternzeit fällig werden und ob es Möglichkeiten zur Reduzierung gibt.
- Steuerliche Auswirkungen berechnen: Behalte den Progressionsvorbehalt im Blick, um spätere Nachzahlungen zu vermeiden. Ein Steuerberater kann dir hier frühzeitig konkrete Zahlen nennen.
Elterngeld-Antrag für Selbstständige: So gehst du vor
Der Elterngeld-Antrag für Selbstständige wird bei der zuständigen Elterngeldstelle deines Bundeslandes gestellt.
Du musst Angaben zu deinem Einkommen machen und entsprechende Nachweise einreichen. Dazu gehören in der Regel der Steuerbescheid, die Gewinnermittlung und Nachweise über die Geburt deines Kindes. Plane genügend Zeit für die Bearbeitung ein, da es gerade bei Selbstständigen oft Rückfragen gibt.
Als Selbstständiger kannst du ebenso wie Angestellte Elterngeld bekommen, musst dich aber stärker um die Vorbereitung kümmern. Der Steuerbescheid ist die zentrale Grundlage, die Krankenversicherung musst du selbst weiterzahlen und die Gestaltung deines Einkommens vor der Geburt beeinflusst direkt die Höhe der Zahlung.
Wer rechtzeitig plant, die Unterlagen vollständig einreicht und seine Krankenversicherungssituation klärt, kann die Elternzeit finanziell entspannter gestalten und sich auf das Wesentliche konzentrieren: Zeit mit dem Kind.
Der Autor
Carlos Link-Arad ist seit Jahren in der Finanzbranche als Autor, Produktentwickler und mittlerweile als Gründer unterwegs. Er hat in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften studiert und anschließend in verschiedenen Fintechs in Berlin als Produktmanager und Marketer gearbeitet.
Carlos ist als digitaler Nomade ständig in der Weltgeschichte unterwegs und surft leidenschaftlich gerne in Asien und Portugal.
Mehr Infos hier: https://finantio.de/

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