Viele Selbständige starten mit einem Preis, der eher geraten als kalkuliert ist. Der häufigste Fehler: Es wird geschaut, was „die anderen so nehmen“. Damit landest du aber fast immer daneben – und oft zu tief. Ein belastbarer Stundensatz entsteht nicht durch Vergleiche, sondern durch klare Zahlen aus deinem eigenen Business.
Dein Stundensatz ist die Basis für jedes Angebot, jeden Tagespreis und jede Pauschale. Deshalb lohnt es sich, ihn einmal sauber zu berechnen. Wenn du diese Rechnung im Griff hast, entsteht sofort mehr Sicherheit: Du weißt, ob ein Auftrag sich lohnt, wo deine Grenzen liegen und welche Preise du vertreten kannst.
Inhalt
- Warum du einen echten Kalkulator brauchst
- Schritt 1: Finde deine jährlichen Gesamtkosten
- Schritt 2: Bestimme deine realistische Arbeitszeit
- Schritt 3: Definiere deinen Ziel-Gewinn
- Schritt 4: Berechne deinen Mindestumsatz
- Schritt 5: Teile den Mindestumsatz durch deine abrechenbaren Stunden
- Schritt 6: Passe deinen Preis an deine Positionierung an
- Schritt 7: Übersetze deinen Stundensatz in Tages- und Paketpreise
- Schritt 8: Dokumentiere deine Kalkulation
- Kurze Beispielrechnung (vereinfachtes Modell)
- Ein sauber kalkulierter Stundensatz macht dich unabhängig
Warum du einen echten Kalkulator brauchst
Gefühlte Preise machen dich abhängig von der Stimmung des Tages, vom Kunden, vom Stresslevel oder von der Angst, einen Auftrag zu verlieren.
Ein sauber kalkulierter Stundensatz dagegen sorgt für:
- Klarheit
- Souveränität
- bessere Auftragsauswahl
- nachvollziehbare Angebote
Und das Beste: Du diskutierst weniger. Kunden merken, wenn du genau weißt, wovon du sprichst.
Schritt 1: Finde deine jährlichen Gesamtkosten
Deine Kosten sind der Ausgangspunkt. Und zwar alle Kosten – nicht nur die offensichtlichen.
Dazu gehören:
- Private Lebenshaltungskosten:
Miete, Versicherungen, Lebensmittel, Mobilität, Freizeit, Rücklagen. - Geschäftliche Kosten:
Software, Buchhaltung, Internet, Telefon, Marketing, Büromaterial, Versicherungen, Reisekosten, Weiterbildung, Abschreibungen, Steuerberater. - Rücklagen:
Steuern, Altersvorsorge, Investitionen in Technik, Krankentage, schwächere Monate.
Viele Selbständige sind überrascht, wie schnell sich die jährlichen Gesamtkosten summieren.
Erst wenn du diese Summe kennst, kannst du deinen Mindestumsatz bestimmen.
Schritt 2: Bestimme deine realistische Arbeitszeit
Selbständige arbeiten niemals 40 abrechenbare Stunden in der Woche.
Du brauchst Zeit für:
- Akquise
- Administration
- Buchhaltung
- Marketing
- E-Mails
- Angebote
- Organisation
Die Realität: Zwischen 18 und 25 abrechenbare Stunden pro Woche – eher am unteren Ende, wenn du viel Kundendialog hast.
Rechne für die Kalkulation mit einer realen Zahl, nicht mit Hoffnung. Sonst baust du ein Preismodell, das dich ausbrennt.
Beispiel:
Du planst 20 abrechenbare Stunden pro Woche × 46 Arbeitswochen = 920 abrechenbare Stunden pro Jahr.
Schritt 3: Definiere deinen Ziel-Gewinn
Selbständigkeit ist kein Ehrenamt. Es reicht nicht, nur „über die Runden“ zu kommen.
Du brauchst Gewinn, um:
- Rücklagen aufzubauen
- Investitionen zu stemmen
- Urlaub zu finanzieren
- unproduktive Wochen auszugleichen
- entspannt zu bleiben
Plane deinen gewünschten Gewinn bewusst ein. Alles andere führt zu ungesunden Preisen.
Schritt 4: Berechne deinen Mindestumsatz
Setze deine Gesamtkosten + deinen Ziel-Gewinn zusammen.
Beispiel:
- Gesamtkosten: 40.000 €
- Zielgewinn: 20.000 €
→ Mindestumsatz = 60.000 € pro Jahr
Dieser Wert ist dein Fundament. Erst wenn der Mindestumsatz steht, kannst du über tatsächliche Preise sprechen.
Schritt 5: Teile den Mindestumsatz durch deine abrechenbaren Stunden
Jetzt wird’s greifbar.
Beispiel:
60.000 € Mindestumsatz / 920 Stunden = 65 €/Stunde Mindestpreis.
Das ist der untere Rand.
Damit deckst du Kosten + Gewinn – mehr nicht.
Dein tatsächlicher Marktpreis liegt meist deutlich höher.
Schritt 6: Passe deinen Preis an deine Positionierung an
Wenn du in einem spezialisierten Bereich arbeitest, jahrelange Erfahrung mitbringst oder komplexe Projekte führst, ist dein Wert höher als die reine Zeit.
Beratung, Kreativität, Projektsteuerung und Spezialwissen schlagen sich immer im Preis nieder.
Merke:
Stundensätze steigen mit Expertise, Verantwortung und Ergebnissen.
Beispiele für Aufschläge:
- +20 % bei Spezialisierung
- +30 % bei hoher Nachfrage
- +15 % bei komplexen Projekten
- +25 % bei hoher Verantwortung (z. B. Projektleitung)
Hier entsteht der echte Stundensatz – der, den du deinen Kunden nennst.
Schritt 7: Übersetze deinen Stundensatz in Tages- und Paketpreise
Viele Kunden arbeiten lieber mit Tages- oder Pauschalpreisen.
Dafür kannst du feste Faktoren nutzen:
- Tagessatz: Stundensatz × 7
- Halbtagespreis: ca. 60 % des Tagessatzes
- Pauschalen: Aufwand schätzen × Stundensatz × Risikofaktor (dazu kommt Teil 3)
Wichtig: Paketpreise brauchen immer eine klare Abgrenzung.
Schreibe rein, was drin ist – und was nicht.
Schritt 8: Dokumentiere deine Kalkulation
Halte deine Zahlen fest – am besten in einem eigenen Dokument oder Tool.
So kannst du später nachschlagen, deinen Preis anpassen oder nachvollziehen, warum du dich für eine Zahl entschieden hast.
Eine saubere Dokumentation macht dich nicht nur sicherer, sondern auch verhandlungsstark.
Kurze Beispielrechnung (vereinfachtes Modell)
- Jahreskosten privat + geschäftlich:000 €
- Zielgewinn:000 €
- Mindestumsatz:000 €
- Abrechenbare Stunden: 900
- Mindest-Stundensatz: 66,70 €
- Tatsächlicher Stundensatz nach Positionierung: B. 85–110 €
Erst dieser letzte Bereich ist marktfähig – und gesund.
Ein sauber kalkulierter Stundensatz macht dich unabhängig
Wenn du deinen Preis aus deinen eigenen Zahlen ableitest, gewinnst du Freiheit. Du musst dich nicht mehr an Mitbewerbern orientieren und auch nicht an den Wünschen einzelner Kunden.
Deine Kalkulation gibt dir Rückgrat. Sie zeigt dir, welche Aufträge sich für dich lohnen – und welche besser an dir vorbeigehen dürfen. Genau diese Unabhängigkeit sorgt dafür, dass dein Business langfristig stabil bleibt.

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