Sie haben die Bürowelt verändert, wie später nur noch PC und Internet: Fotokopierer. Doch moderne Kopiertechniken haben mit den ersten Geräten so viel gemein wie Rechenschieber und Schreibmaschine mit einem Computer.
„To xerox“, sagen sie im englischsprachigen Raum und meinen damit Kopien anfertigen. Auch in anderen Ländern der Welt ist der Firmenname des ersten Herstellers von Kopierern als Verb für die Tätigkeit in den Sprachgebrauch übernommen worden. Mehr der Ehre geht nicht.
Inhalt
Fotokopien? Kein wirtschaftlicher Nutzen
Auch anderen Firmen wie Remington Rand, RCA, General Electric und IBM hätte diese Ehre zuteilwerden können, aber deren Manager sahen in den Patenten eines gewissen Chester Carlson zur Erstellung von Schriftkopien auf Basis elektrischer Ladungsunterschiede keinen wirtschaftlichen Nutzen, sie winkten ab.
„Xerographie“ hatte Carlson seine Erfindung genannt, eine Zusammensetzung der griechischen Wörter xerós (trocken) und graphé (Schrift).
Über Umwege gelangte die Haloid Company in den Besitz der Patente. Haloid war ab 1906 erfolgreich auf dem damaligen Boom-Markt Fotopapier. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg brachen die Umsätze ein, und die Geschäftsführung suchte nach einem Ausweg. Sie war visionär genug, um das Potenzial zu erkennen.
Mit dem Xerox 914 begann 1959 der Siegeszug der Technologie
1950 lief der erste Xerographie-Kopierer vom Band und aus der Haloid Company wurde die Xerox Corporation. Der Siegeszug begann 1959 mit dem Xerox 914. Sechs vollautomatische Kopien schaffte der Zauberkasten – zu einer Zeit, in der deutsche Schüler noch mit verlockend nach Spiritus duftenden Arbeitspapieren aus dem Matrizendrucker versorgt wurden.
Der eigentliche Clou war der gewählte Vertriebsweg: Anstatt die damals noch extrem teuren Kopierer zu verkaufen, wurden sie für 95 Dollar im Monat vermietet. 2.000 Kopien inklusive, jede weitere vier Cent. So brachten die Xerox-Leute in weniger als zwei Jahren mehr als 10.000 Kopierer auf den Markt. Der Grundstein für ein spektakuläres Branchenwachstum.
Laserstrahlen verteilen feine Partikel auf dem Papier
Grundsätzlich ist das Prinzip recht einfach: Ein lichtempfindlicher Fotorezeptor oder Leiter wird an bestimmten Stellen aufgeladen. Dort zieht er dann ein thermoplastisches Pulver an, den Toner. So entsteht auf seiner Oberfläche ein Abbild der Vorlage. Dann wird die Oberfläche mit Papier in Berührung gebracht. Auf dem bleibt der Toner hängen. So wird das Abbild übertragen. Bei einem Laserkopierer oder -drucker erfolgt das Aufladen des Leiters mittels eines Laserstrahls.
Digitale Kopierer revolutionierten in den 80-er Jahren die Vervielfältigungstechnik. Mussten Spiegel und Objektiv bei analogen Geräten für jede einzelne Seite neu aufgeladen werden, wird bei der digitalen Variante im Scanner nur ein Abbild erstellt, dessen Daten in einem Zwischenspeicher abgelegt werden, auf den der Drucker ohne Qualitätsverluste beliebig viele Kopien anfertigen kann. Der „Schuldiener“ – ja, so hießen die technisch versierten Eingriffskräfte für alle Fälle – schaffte maximal 200 pro Vorlage.
Moderne Toner halten 50 Jahre
Doch in modernen Repro-Unternehmen geht es längst nicht mehr nur ums Duplizieren von Papier, auch wenn das noch immer eine wichtige Säule ist. Dokumente sollen als PDF auf Datenträger oder in Clouds gespielt werden. Eine intelligente Texterkennung sorgt dafür, dass auch Inhalte ausgelesen werden können.
Nichts ist für die Ewigkeit. Der inspirierende Duft der Blaupause war schon am nächsten Morgen verflogen, Thermopapier lässt nach ein paar Jahren nur noch erahnen, welche Geheimnisse auf ihm verewigt wurden. Digitale Kopien mit hochwertigem Polymertoner, dessen Partikel sehr gleichmäßig und daher fest sind, sollen bis zu 50 Jahre halten. Die digitale Kopie in der Wolke lebt wie alles im Himmel ewig …

Pin it!