Die meisten Selbständigen starten mit einem Bauchgefühl, wenn es um Preise geht. Das klingt mutig, führt aber häufig zu Ärger, Stress und dem Gefühl, ständig hinter der eigenen Arbeit herzurennen. Preisfindung ist kein kreativer Ratesport, sondern ein klares System. Und genau dieses System schauen wir uns jetzt an.
Eine solide Preisstrategie schützt dich vor Unterbezahlung, macht dein Business stabiler und sorgt dafür, dass du mit deinen Kunden auf Augenhöhe arbeitest. Wenn du Preise strukturiert entwickelst, triffst du bessere Entscheidungen – und ersparst dir Diskussionen, die eigentlich nicht nötig wären.
Inhalt
Warum viele Selbständige zu billig starten
Ein häufiger Fehler: Einsteiger glauben, niedrige Preise seien eine Abkürzung zu mehr Kunden. Das Gegenteil passiert. Niedrige Preise senden drei Signale:
- mangelnde Erfahrung
- geringe Qualität
- geringe Nachfrage
Das ist unfair, weil es meistens nicht stimmt – aber Psychologie schlägt Realität. Wer zu tief einsteigt, muss später mühsam korrigieren. Dann drohen unangenehme Preisgespräche oder Kunden, die abspringen, sobald du fairer arbeiten willst.
Viel sinnvoller ist es, Preise zu entwickeln, die wirklich zu dir, deinem Aufwand und deinem Business passen.
Preisfindung beginnt bei dir – nicht beim Kunden
Viele Selbständige schauen zuerst auf den Markt:
„Was nehmen andere?“, „Was ist üblich?“ oder „Was zahlt ein Kunde wohl maximal?“.
Natürlich ist Marktkenntnis wichtig. Aber sie ist Schritt 3, nicht Schritt 1.
Schritt 1 bist du selbst.
Deine Preise müssen:
- deine Kosten decken
- deinen gewünschten Gewinn ermöglichen
- deine Auslastung realistisch berücksichtigen
- Puffer für Kranktage, Weiterbildung, Offertezeiten und unproduktive Aufgaben einplanen
Erst wenn das steht, schaust du nach außen.
Die Bausteine eines guten Preises
Ein guter Preis besteht immer aus mehreren Faktoren. Hier die wichtigsten:
1. Deine Kosten
Viele unterschätzen, wie viel ein Business tatsächlich kostet. Es reicht nicht, die private Miete und den Handyvertrag einzurechnen. Du brauchst eine Übersicht über:
- Fixkosten (Versicherungen, Software, Buchhaltung, Workspace, Marketing)
- variable Kosten
- Rücklagen (Steuern, Investitionen, schlechte Monate)
So entsteht die Basis deines Mindestpreises.
2. Deine Auslastung
Selbständige arbeiten niemals 40 produktive Stunden pro Woche. Die Realität liegt eher zwischen 18 und 25.
Der Rest geht drauf für:
- Akquise
- interne Organisation
- E-Mails
- Buchhaltung
- Weiterbildung
Eine realistische Auslastung ist entscheidend, sonst rutschst du automatisch in eine Selbstausbeutung.
3. Der Wert deiner Dienstleistung
Zeit ist nicht das einzige Kriterium. Viele Leistungen erzeugen einen Wert, der deutlich höher ist als der Zeitaufwand. Ein starker Text, ein cleveres Design, ein guter Beratungsimpuls kann einem Unternehmen enorme Vorteile bringen.
Je klarer du diesen Wert formulierst, desto selbstbewusster kannst du kalkulieren.
4. Risiken und Komplexität
Eine Muster-Website baut jeder aus dem Stegreif.
Eine Website, bei der fünf Stakeholder mitreden, ändert alles.
Je mehr:
- Abhängigkeiten
- Risiken
- Extrarunden
- Verantwortlichkeiten
desto höher der Preis. Nicht, weil du gierig bist – sondern weil du Verantwortung trägst.
5. Markt und Positionierung
Erst jetzt lohnt sich der Blick nach außen.
Welche Preise nehmen andere? In welcher Liga spielst du? Was erwartet dein Markt?
Marktpreise sind Orientierung, keine Vorgabe. Wenn dein Angebot besser ist, deine Expertise höher oder deine Spezialisierung klarer, liegt dein Preis automatisch höher.
Warum ein klarer Preisprozess so wichtig ist
Wenn du deine Preise systematisch entwickelst, hast du drei Vorteile:
- Du bist erklärungsstark.
Kunden merken, dass deine Preise kein Glücksspiel sind. - Du bleibst souverän.
Kein hektisches Ausschütteln eines Preises kurz vor dem Meeting. - Du arbeitest profitabel.
Preise, die solide kalkuliert sind, treiben dein Business voran – nicht in den Burnout.
Preispsychologie: Wie Kunden Preise wahrnehmen
Kunden vergleichen nicht automatisch Zahlen. Sie vergleichen Nutzen.
Deshalb reagieren sie so sensibel auf:
- glatte Zahlen
- Paketpreise
- Staffelpreise
- transparente Argumente
Ein 3.200-Euro-Angebot wirkt anders als 3.000 Euro. Nicht besser oder schlechter – anders.
Du kannst Preispsychologie aktiv nutzen, solange du transparent bleibst und dein Angebot hält, was es verspricht.
Roter Faden für deine Preisstrategie
Damit du nicht in Zufallspreise abrutschst, hilft eine klare Reihenfolge:
- eigene Kosten erfassen
- realistische Auslastung bestimmen
- Ziel-Gewinn festlegen
- Risiken einpreisen
- Markt checken
- finalen Preis bestimmen
- sauber kommunizieren
Das Ergebnis ist eine Preisstrategie, die nicht wackelt, sobald ein Kunde nachfragt.
Wer seinen Preis kennt, arbeitet mit Rückenwind
Du spürst es sofort, wenn dein Preis stimmt: Projekte laufen konzentrierter, Kunden diskutieren weniger, und du gehst selbstbewusster in jede Verhandlung.
Ein fair kalkulierter Preis bringt Tempo in dein Business, gibt dir Energie zurück und schützt dich vor dem typischen Kreislauf aus Unterbezahlung und Frust. Genau das ist der Rückenwind, der Selbständigkeit leichter macht.

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