Wieder einmal hat Martin Grünstäudl zu einer Blogparade eingeladen. Diesmal geht es um das Thema „Ziele setzen – Ja oder Nein?“. Er fragt: Hat es einen Nutzen sich Ziele zu setzen? Wenn ja: Sollte man sich eher längerfristige oder kurzfristige Ziele setzen? Oder gar beides? Wenn nein: Warum sollte man sich besser keine Ziele setzen? Hast du schon Erfahrung im Setzen von Zielen?
Ich bin also in mich gegangen, habe nachgedacht und auch einige Beiträge anderer Teilnehmer gelesen. Besonders gut finde ich den Beitrag von Patrick von Steht. Er trennt sehr anschaulich in Wünsche, Ziele und Visionen – ein Ansatz den ich absolut teile.
Wie sieht es denn nun bei mir aus? Setze ich mir Ziele? Und wenn ja, wie setze ich diese? Wie formuliere ich sie? Und wie sieht es aus mit der Zielerreichung? Bin ich zufrieden oder eher ständig enttäuscht? Oder lasse ich mich treiben und gucke, was das Leben so mit sich bringt?
Die Antwort gibt’s vorweg: JA, ich setze mir Ziele und JA, meist erreiche ich sie auch.
Wie setze ich mir Ziele?
Ganz oft lese ich, dass Ziele SMART definiert werden müssen, damit man auch messen kann, ob man sie erreicht hat. Dass sie groß sein müssen, damit man sich auch wirklich anstrengt. Dass sie detailliert formuliert, schriftlich fixiert und an alle kommuniziert werden müssen, damit man sich durch den äußeren Zwang zum Durchhalten motiviert fühlt.
Ich denke: wenn man seine Ziele zu kleinteilig formuliert, dann ist die Enttäuschung fast schon vorprogrammiert. Wer sich an Silvester vornimmt 10 kg abzunehmen, der hat sein Ziel bei 9,5 kg eben nicht erreicht. Wer sich vornimmt mit 45 Jahren aufzuhören zu arbeiten und sich dann in sein Ferienhaus in der Toskana als Weinbauer zurückziehen möchte, der hat sein Ziel nicht erreicht, wenn er mit 46 Jahren eine Wohnung an der Cote d’Azur kauft.
Zu viele Details bieten zu viele Möglichkeiten zu scheitern. So funktioniert das mit den Zielen für mich nicht.
Die Richtung muss stimmen!
Mein Weg mir Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen ist wesentlich ungenauer.
Ich habe eine grobe Vorstellung von meiner Zukunft. Diese Vorstellung bezieht sich aber nicht auf Gegenstände oder Besitztümer, die ich erreichen möchte. Sie bezieht sich viel mehr auf das Erlangen eines Lebensgefühls, einer Lebenssituation. Freiheit und Selbstbestimmung sind mein Ziel. Möglichst wenig müssen müssen, möglichst unabhängig von äußeren Gegebenheiten leben und arbeiten können. Zeit haben für die Menschen und Aktivitäten, die mir wichtig sind. Das ist mein Ziel. Die Details lasse ich ganz bewusst offen.
Warum? Nun, weil ich vielleicht gar nicht alle Wege kenne, die es gibt, um dieses Ziel zu erreichen. Eventuell lese ich morgen etwas oder treffe jemanden und erhalte neue Impulse, wie ich zu meinem Ziel gelangen kann. Oder ich mache eine neue Erfahrung, die meine Zielvorstellung ein wenig modifiziert. Diese Möglichkeit möchte ich mir nicht entgehen lassen.
Ich plane die Richtung, aber welchen Weg ich im Detail gehen werde, dass entscheide ich erst, wenn eine Entscheidung nötig ist. Schritt für Schritt. Bewusst lasse ich Umwege und Planänderungen zu, denn so behalte ich die Flexibilität spontan Chancen zu ergreifen, von denen ich zuvor nicht einmal geahnt habe, dass es sie gibt.
Indem ich vieles offen lasse, ergeben sich viel mehr Gelegenheiten voran zu kommen und meine Ziele zu erreichen. So funktioniert das mit den Zielen für mich!
Ein Beispiel
Eines der besten Beispiele, wie gut das für mich funktioniert, ist dieser Blog „Das Unternehmerhandbuch“.
Das Ziel
Ein Schritt auf meinem Weg zu einem freien und selbstbestimmten Arbeiten, war die Entscheidung für die Selbständigkeit vor 8,5 Jahren. Um diese Selbständigkeit auf sichere Füße zu stellen, brauche ich eine gewisse Menge an Umsatz. Klar. Das heißt natürlich auch, dass ich Einnahmequellen brauche. Gerne nicht nur eine, denn sonst bin ich wiederum von dieser einen abhängig.
Die Maßnahme
Also habe ich gegrübelt, wie ich denn mehr Kunden für meine Leistungen als Unternehmensberaterin mit kaufmännischem Schwerpunkt interessieren kann. Marketing für ein eher trockenes Produkt – schwierig. Zumal ich meine Leistungen auch schlecht zeigen kann. Ich produziere z.B. bessere Jahresergebnisse der Unternehmen. Aber wie darstellen? Ich kann ja nicht die Bilanzen meiner Kunden veröffentlichen…
Daher habe ich mir überlegt, meine beruflichen Themen in einem Blog der Öffentlichkeit näher zu bringen, um auf diesem Weg potentielle Kunden auf mich aufmerksam zu machen.
Super Idee!
Das Ergebnis
Habe ich auch nur einen neuen Kunden über das Unternehmerhandbuch gefunden? Nein.
Heißt das, dass ich mein Ziel nicht erreicht habe? NEIN!
Aber wie geht das zusammen?
Nun, mein eigentliches Ziel war es doch gar nicht, unbedingt neue Kunden für meine Beratungsleistungen über das Unternehmerhandbuch zu finden. Das war nur meine (beschränkte) Wahrnehmung der Möglichkeiten damals. Ich sah nur meinen Beruf als Unternehmensberaterin und wie ich meine Leistungen vermarkten könnte.
Mein tatsächliches Ziel war, meine Einnahmequellen so zu gestalten, dass ich genug Umsatz erwirtschafte, um langfristig davon leben zu können. Dass ich die Anzahl meiner Einnahmequellen so erhöhe, dass ich nicht total abhängig von einer einzigen bin.
Und DAS habe ich erreicht!
Denn das Unternehmerhandbuch hat sich entwickelt. Vom reinen Akquise Tool zu einem eigenständigen Projekt. Vom Blog einer Unternehmensberaterin zu einem Fachmagazin für Unternehmer, Selbständige und Existenzgründer.
Ich habe ein ganz neues Geschäftsfeld entdeckt!
Und zwar indem ich das Projekt Unternehmerhandbuch nicht für gescheitert erklärt habe, als nach einem halben Jahr immer noch kein neuer Kunde darüber den Weg zu mir fand. Indem ich offen war für andere Möglichkeiten, die dieses Projekt für mich bereithielt. So bin ich eher aus Versehen meinem Ziel ein großes Stück näher gekommen.
Und entlang dieses Wegs habe ich so viel gelernt, so viele tolle Menschen getroffen, dass ich es wirklich bereuen würde, wenn ich damals meine Ziele zu kleinteilig definiert hätte.
Denn: Das Unternehmerhandbuch ist ein voller Erfolg! Auch wenn der Plan dahinter ein ganz anderer war.
Mein Fazit
Behalte das große Ziel im Auge, vergesse nie, warum du etwas willst und dann lass dir Spielraum für den Weg auf dem Du dahin gelangst.
Das Leben ist voller Überraschungen – sieh Planänderungen als Chance und nicht als Fehlschlag!
Dies ist außerdem mein Beitrag zur Blogparade „Zielsetzung – Was bringt die Zukunft?“ von Marielle & Mike.
[…] Heike vom Unternehmerhandbuch-Blog hat vor einigen Jahren ihre Gedanken niedergeschrieben und diese im Rahmen unserer Blogparade erneut mit uns geteilt. Sie empfindet SMARTe Ziele als zu detailliert und kleinteilig. Die Flexibilität zu Änderungen auf dem Weg zum großen Ziel geht verloren. […]
Hallo Heike,
find ich toll, dass du doch noch die Zeit gefunden hast für eine Teilnahme :)
Du nennst interessante Gründe, die aus deiner Sicht gegen SMARTe Ziele sprechen. Von dieser Warte hatte ich es noch gar nicht betrachtet.
Liebe Grüße
Martin
Hallo Martin,
zumindest habe ich mit diesem Beitrag eines meiner Ziele erreicht – nämlich an deiner Blogparade teilzunehmen :-)
Schön, wenn meine Ansichten dich zum Nachdenken anregen – so wie deine Blogparaden-Fragen mich auch immer zum Nachdenken bringen!
Frohen Nikolaus & viele Grüße
Heike