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#Querdenken: So motivieren Sie junge Fachkräfte und Nachwuchstalente

Mitarbeitermotivation

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EIN INTERVIEW MIT DEM MOTIVATIONSTRAINER DER NEUEN GENERATION ILJA GRZESKOWITZ

Qualifizierte, junge Fachkräfte entwickeln sich mehr und mehr zu Freigeistern, Selbstbestimmern und Work-Life-Balancern. Sie zu motivieren und dauerhaft an das Unternehmen zu binden ist nicht leicht. Die Generation der „Neuen“ ist neugierig, mutig und schätzt ihre persönliche Freiheit über alles. Wer da noch auf Einweg-Kommunikation und autoritäre Führung setzt um diese an die Ruderbank zu fesseln, der wird sich bald auf dem sprichwörtlichen falschen Dampfer befinden.

Leisten kann sich das in Zeiten des Fachkräftemangels so richtig wohl keiner mehr. Laut einer Erhebung von Bitkom Research fehlt es schon jetzt bereits jedem zweiten deutsche Unternehmen an Nachwuchstalenten – insbesondere an Fachkräften aus dem IT-Bereich. „Mittelständische Unternehmen in Deutschland beklagen Umsatzeinbußen von bis zu 31 Milliarden Euro jährlich durch den Fachkräftemangel“, so George Wyrwoll, Corporate Relations Manager von Sodexo Benefits & Rewards Services. Doch wie lassen sich die jungen Fachkräfte und digital Natives, die Young Professionals begeistern und ihr Potenzial für das Unternehmen nutzen?

Sich wohlfühlen ist wichtiger als Geld

Die neue Generation von Fachkräften und Nachwuchstalenten ist von Kindesbeinen an mit digitaler Technologie aufgewachsen und als Mitarbeiter in mancher Hinsicht ideal – engagiert, wissensdurstig, flexibel, selbstständig, offen.

Doch sie erwarten im Gegenzug etwas, das nicht allein durch ein gutes Gehalt abgedeckt wird: Sie wollen sich wohlfühlen bei ihrer Arbeit. Dazu gehören Team-Strukturen möglichst ohne Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, moderne Mitarbeiterführung, Weiterbildungsangebote sowie eine gelebte Anerkennungskultur. Wo junge Fachkräfte eine solche Arbeitsumgebung finden, werden sie auch länger bleiben. Wo sie dieses Arbeitsklima nicht finden, sind sie schneller weg als so mancher Arbeitgeber gucken kann.

Leider ist diese Tatsache vielen immer noch nicht bewusst. Der Veränderungscoach, Firmenberater, Autor bei incentimo und Motivationstrainer der neuen Generation, Ilja Grzeskowitz, weiß, worauf es hier in Sachen Mitarbeitermotivation und -bindung ankommt.

Herr Grzeskowitz, was haben junge Fachkräfte, Mitarbeitermotivation und Veränderung miteinander zu tun?

Wir erleben gerade eine der größten kulturellen Revolutionen der letzten hundert Jahre. Die Regeln auf dem Arbeitsmarkt haben sich längst geändert und es ist kein Ende in Sicht. Der klassische Karriereweg alter Prägung (Schule – Ausbildung/Studium – fester Job in einem Unternehmen für die nächsten 10-30 Jahre) ist längst ein Auslaufmodell. Hinzu kommt eine radikale Verschiebung der Werte, auf die junge Menschen heute Wert legen. Individuelle Freiheit, das Ausleben der eigenen Persönlichkeit und eine hohe Flexibilität bei der Gestaltung der eigenen Zukunft genießen heute höchste Priorität. Auf diese Entwicklung müssen sich die Unternehmen einstellen und ein Angebot schnüren, das die Bedürfnisse der Generation Y und Generation Z berücksichtigt.

Worauf legen Ihrer Meinung nach junge Fachkräfte heute Wert? Wie kann man sie für sich begeistern?

Natürlich wollen junge Fachkräfte auch heute noch ein gutes Gehalt verdienen und freuen sich über betriebliche Statussymbole wie Dienstwagen, eine Firmenwohnung oder großzügige Bonuszahlungen. Viel wichtiger ist jedoch die Möglichkeit, den Job und die persönliche Lebensplanung unter einen Hut zu bringen. Die jungen Fachkräfte möchten Ihre Persönlichkeit in den beruflichen Alltag einbringen und ausleben können. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit immer mehr und flexible Arbeitszeitmodelle, die Nutzung eines Homeoffice und permanente persönliche Entwicklung werden immer wichtiger. Ein gutes Beispiel ist Virgin, das Unternehmen von Billionär Richard Branson. Dort gibt es keine festen Arbeitszeiten mehr und jeder kann so lange und so viel Urlaub nehmen, wie er will. Einzige Bedingung: Die Resultate und die Qualität stimmen. Was glauben Sie, was das mit der Motivation der Mitarbeiter macht?

Sind Veränderung und Flexibilität heute also Grundlage moderner Mitarbeiterführung?

Für mich hat gute Mitarbeiterführung drei starke Säulen: 1.) Eine klare und offene Kommunikation. 2.) Die Fähigkeit, klare und zeitnahe Entscheidungen treffen zu können. 3.) Die Menschen auf der Beziehungsebene abzuholen und eine gemeinsame Vision zu kreieren. Dafür ist der flexible Umgang mit Veränderung unumgänglich. Wir leben in einer Zeit, in welcher der Wandel so intensiv geworden ist, dass kaum noch etwas langfristig planbar ist. Wer am flexibelsten mit diesen neuen Rahmenbedingungen umgehen kann, der wird zu den Gewinnern der Zukunft gehören.

Glauben Sie, dass die junge Generation von Fachkräften heute schnell gelangweilt und schwer dauerhaft an ein Unternehmen zu binden ist?

Ganz im Gegenteil, ich glaube die junge Generation ist sogar extrem begeisterungsfähig. Die Frage ist vielmehr, welche Anreize die Entscheider in den Unternehmen setzen, um diese Begeisterung zu entfachen. Und da haben sehr viele Führungskräfte noch gehörigen Nachholbedarf.

Wie können Arbeitgeber dieses Problem lösen?

Unter dem Strich ist das Prinzip immer noch das gleiche, wie schon zu Zeiten Ludwig Erhards. Wenn Mitarbeiter sich mit den Werten und der Kultur des Unternehmens identifizieren können, dann sind Sie zwangsläufig begeistert und binden sich gerne dauerhaft an ihren Arbeitsplatz. Und zwar freiwillig. Auch das ist ein Führungsthema, denn eine Firmenkultur mit den entsprechenden Werten kann niemals auf dem Papier entwickelt werden, sondern muss täglich gelebt werden.

Was macht Ihrer Meinung nach 2015 einen attraktiven Arbeitgeber aus?

Das Gesamtpaket muss stimmen. Dazu gehören für mich ein leistungsbasiertes Gehalt, flexible Arbeitszeitmodelle und ein ganz konkreter Entwicklungsplan, der auf jeden einzelnen Arbeitnehmer individuell abgestimmt wird.

Welche Chancen sehen Sie hier bei allem Umdenken und modernen Führungskompetenzen für die Unternehmen?

Die Chancen sind riesig, schließlich haben wir in Deutschland einen hohen Fachkräftemangel, der in den nächsten Jahren noch weiter anwachsen wird. Die High Potentials von heute sind immer mehr in der Situation, dass sie sich ihren zukünftigen Arbeitgeber aussuchen können. Und die Unternehmen, die rechtzeitig die Weichen für diese Entwicklung stellen, die werden im Vergleich zum Wettbewerb einen entscheidenden Vorteil besitzen.

Welchen persönlichen Tipp möchten Sie Führungskräfte noch mit an die Hand geben? Was raten Sie zum Beispiel Ihren Lesern auf incentimo.de?

Ich werde nach meinen Vorträgen sehr häufig auf die Entwicklungen des immer schneller werdenden Wandels angesprochen und meist höre ich dann Fragen wie: „Reicht es nicht langsam mit den technischen Veränderungen?“ „Sind die jungen Leute nicht etwas sehr anspruchsvoll?“ oder „Was soll sich denn noch alles verändern?“. Doch ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass diese Fragen in eine Sackgasse führen. Einer meiner Leitsätze lautet: Wenn die Frage falsch ist, dann ist die Antwort irrelevant. Es spielt einfach keine Rolle, wie man als Führungskraft die aktuellen Entwicklungen beurteilt, denn es ist, wie es ist. Aber je besser man darauf vorbereitet ist, desto flexibler kann man damit umgehen. Viel zielführender wäre daher die Frage: „Welche Herausforderungen entstehen durch den Wandel und wie könnte eine mögliche Lösung aussehen?“ Im Endeffekt geht es immer genau darum: zukünftige Trends zu antizipieren, aus der eigenen Komfortzone auszubrechen und dann mutig neue Wege zu gehen.

Vielen Dank für das Interview.

ILJA GRZESKOWITZ

Ilja Grzeskowitz ist Firmenberater, Veränderungs-Coach, Buchautor, Keynote Speaker und Motivationstrainer der neuen Generation. Der Experte steht für Umdenken, neue Ideen, Innovationen und Wege. Die Presse betitelte ihn bereits als “Deutschlands Veränderungsexperten Nr.1″.

In Vorträgen wie „Motivation zur Veränderung – Chancen nutzen & Wandel gestalten“ geht es zum Beispiel um moderne Mitarbeitermotivation, Chancenerkennungskompetenz und darum, wie Chefs vom Ideen- zum Umsetzungsweltmeister werden können.

Er erhielt für seine Arbeit und sein Engagement bereits Auszeichnungen wie den “Publikumspreis für herausragende Rednerleistungen” und den Rednerpreisen “Best Media 2013″ sowie den “Best Performer 2014″.

Als ehemaliger Geschäftsführer im Einzelhandel kennt Ilja Grzeskowitz den Berufsalltag in der Chefetage, hat Jahre lange Praxiserfahrung in Sachen Personalmanagement und Mitarbeitermotivation.

Foto: cuetor59 / pixabay.com

2 Kommentare

  1. Avatar-Foto

    Guter Artikel. Warum haben die „schlauen“ kein Interesse mehr an Geld? Viel arbeiten lohnt sich einfach nicht mehr. Wird eher nur bestraft durch die „soziale“ Regierung , die auch „extra“ Lohn , wie Firmenwagen für Mitarbeiter und Firmen unattraktiv macht. Neben dem ganzen Neid in der Gesellschaft. Sparen lohnt auch nicht dank niedriger Zinsen und Zocker-Mentalität von Banken. Von Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer mal ganz zu schweigen. Also warum abrackern? yolo: sei schlau und stell dich dumm ! Bringt zwar nix für die Gesellschaft , die „Wirtschaft“ und das Sozialsystem … aber Wayne interessierts.

    • Heike Lorenz

      Ich denke nicht, dass dies dahinter steckt.
      Eher der Wunsch nach mehr Lebensqualität, denn was bringt viel Geld, wenn man keine Zeit hat damit etwas schönes anzustellen?

      Viele Grüße
      Heike

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