Das Auto konnte noch nicht mal richtig krabbeln, da stellte Henry Ford dessen industrielle Fertigung schon auf völlig neue Beine. Das Fließband verpasste der Produktivität fortan nicht nur Fords Autofabrik einen Mega-Schub.
Kaum 100 Jahre später schafft Premium-Autobauer das Fließband nun ab. Die Technik ist einfach veraltet.
Die Automanager haben erkannt, dass ein Fließband gut ist, wenn man immer nur das gleiche Auto baut. Doch der verwöhnte Kunde von heute kann sich seinen Wagen in so vielen Farben, Motoren, Antriebsarten und Ausstattungsvarianten konfigurieren, dass selbst bei einer Jahresproduktion von 1,7 Millionen kein Audi dem anderen gleicht.
Künftig steuern die einzelnen Karosserien im Ingolstädter Werk auf Roboterwagen wie von Geisterhand gelenkt autonom 200 Montageinseln an. Die Roboterwagen verhalten sich dabei wie die Kunden im Supermarkt. Sie stellen sich immer bei der Montageinsel mit der kürzesten Schlange an.
Das ist zum Beispiel praktisch, weil die Montage von Türdichtgummis beim Coupé schneller geht als beim Vier-Türer. Oder die Karosserie lässt eine Station gleich ganz aus. Hat ein Kunde etwa keine Sitzheizung geordert, kann das Fahrzeug diese Insel überspringen.
Weil nun nicht mehr starre Fließband-Stationen das Fertigungs-Tempo vorgeben, sondern jedes Auto individuell, beschleunigt sich die Produktion insgesamt – allerdings ohne dass ein Arbeiter einen zusätzlichen Arbeitstakt einlegen müsste. „Modulare Fertigung“ nennt Audi das Baukonzept, bei dem Autos und Produktionsanlagen in der Werkshalle digital vernetzt sind. Der Autobauer verspricht sich davon eine Effizienzsteigerung von 20 Prozent.
Das Internet der Dinge revolutioniert auch die Medizin
Möglich macht diese digitale Vernetzung das Internet der Dinge. Die Internet-Protokoll-Version IPv6 schafft 360 Sextillionen mögliche Webadressen. Damit kann nicht nur jeder Auto-Karosserie, sondern jeder Schraube am Auto eine eigene Internetadresse zugeteilt werden. Diese Digitaltechnologie erlaubt theoretisch jedem Werkstück, sich selbständig seinen Weg durch den Produktionsprozess zu suchen.
Der digitale Umbruch ist gerade auch dabei, den riesigen Sektor Gesundheit und Pflege zu revolutionieren. Unter Telemedizin versteht man hier längst nicht mehr das Gesundheitsmagazin im TV, sondern den Einsatz smarter Software und die Vernetzung von Dingen und Geräten.
Die Menschen werden immer älter. Das verursacht steigende Kosten in den Gesundheits- und Pflegesystemen. Die Folgen des Kostendrucks werden noch verschärft durch einen Mangel an Fachkräften.
Total vernetzt – die moderne Telemedizin
Mittlerweile heilt der Computer mit – vom Krankenbett bis in den OP-Saal. Intelligente, vernetzte Systeme erlauben es, einen Patienten gleichzeitig individueller, sicherer und kosteneffizienter zu behandeln.
So gibt es zum Beispiel schon Diagnose-Chips, die man mit einer Tablette einnimmt. Der Chip durchwandert den Körper des Patienten und schickt das Ergebnis direkt an den Arzt.
Auf dem großen Feld der Selbstoptimierung sind Smartwatches mittlerweile sehr populär. Im Klinikalltag können solche Armbänder mehr – etwa wichtige Vitalfunktionen des Patienten überwachen.
Oft müssen Patienten in Kliniken verschiedene Diagnosestationen durchlaufen – und jede Station speichert eigene Daten in eigene Stationsrechner. Das schafft nicht nur viele Laufwege für Akten und Patientendaten, es birgt auch eine gewisse Fehleranfälligkeit.
In einem vernetzten System würde der Patient nur einmalig bei der Aufnahme erfasst. Mit einem maschinenlesbaren Armband erhielte er eine unverwechselbare Identität stets in Verbindung mit allen Daten des Behandlungsprozesses.
„Vom Zeitalter digitaler Kommunikation und dem Internet of Medical Things kann insbesondere der Prozessablauf im Medizinbereich vereinfacht werden.” Björn von Siemens, Geschäftsführer der S·CAPE GmbH (Quelle: Berliner Zeitung)
Mit Sicherheit digital
Das „Internet of Medical Things“ kann bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung auch die Patientensicherheit erhöhen. Ein Beispiel dafür ist die Technologie des RFID-Tracking. Jeder noch so kleine Gegenstand kann einen RFID-Sender tragen. In Kleidungsstücke oder Bettlaken eingearbeitet können solche Chips ebenfalls Vitalfunktionen überwachen – oder etwa sicherstellen, dass sich das Pflegepersonal genügend oft die Hände desinfiziert.
Damit kann sich jede Schere, jedes Skalpell, jede Rolle Verbandsmull an jeder Stelle der Klinik identifizieren. Das erleichtert zum Beispiel eine digitale Dokumentation des Materialverbrauchs.
Ebenso verhindert diese Technologie, dass zum Beispiel kontaminiertes Operationsbesteck oder anderes infiziertes Werkzeug für mehrere Patienten benutzt wird. Das Werkzeug würde zum Beispiel automatisch Alarm schlagen oder ein benutztes Skalpell erhält erst wieder eine RFID-Freigabe für einen Operationssaal, wenn es Sterilitäts- und Desinfektionsstationen durchlaufen hat.
Freilich wird auch heute in keiner Klinik das Operationsbesteck mehrfach hintereinander benutzt, aber effiziente und zuverlässige digitale Prozesse entlasten das zuständige Personal, schützen vor gefährlichem Stress und steigern so den Wert der menschlichen Arbeitskraft im Medizinsektor.