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Entscheidungsmethoden – Komplexität reduzieren, Klarheit schaffen.

Entscheidungsmethoden - Komplexität reduzieren

Eine der Hauptaufgaben des Managements ist es Entscheidungen zu treffen. Manchmal sind jedoch die Entscheidungssituationen und die zu berücksichtigenden Faktoren so vielfältig, dass eine Entscheidung unmöglich erscheint.

In diesem Artikel stelle ich daher fünf Entscheidungsmethoden vor, die helfen auch in unübersichtlichen Situationen Entscheidungen vorzubereiten und zu treffen. Indem wir die Komplexität reduzieren, gewinnen wir Klarheit und sind so in der Lage die richtige Entscheidung zu treffen!

CAF – Consider all Facts (Einbeziehung aller Fakten) nach E. de Bono

Die CAF-Methode dient der gründlichen Vorbereitung von Entscheidungen. Sie hilft möglichst viele Informationen, Randbedingungen und Einflussfaktoren aufzuzeigen, die für die anstehende Entscheidung von Bedeutung sein könnten und diese zu bewerten.

So lässt sich die Entscheidungssituation umfassender erkennen und einschätzen, die sortierte Bestandsaufnahme visualisiert die Entscheidungskriterien und deren Prioritäten.

Vorgehen:

  • Die Frage definieren, zu der eine Entscheidung getroffen werden soll.
  • Alle Faktoren auflisten, die irgendwie die Entscheidung beeinflussen könnten. Alles was mit dem Problem, der Fragestellung oder der Entscheidungssituation zusammen hängt ist wichtig.
  • Prioritäten setzen. Nicht alle notierten Punkte sind gleich bedeutend, die wichtigsten gehören nach oben und die weniger relevanten werden nach unten sortiert.
  • Entscheidungs-Alternativen dann anhand der Liste überprüfen: werden die laut CAF wichtigsten Punkte berücksichtigt?

Beispiel-Vorlage:

CAF-Liste

CAF-Liste

PMI – Plus Minus Interesting nach E. de Bono

Die PMI-Methode dient der Gewichtung aller Vor- und Nachteile von Entscheidungen. Sie hilft die Konsequenzen einzelner Alternativen besser einzuschätzen und so Entscheidungssicherheit zu gewinnen. Außerdem zeigt sich, wo noch offene Fragen geklärt werden müssen oder Informationen fehlen.

Vorgehen:

  • Die Frage definieren, zu der eine Entscheidung getroffen werden soll.
  • Zuerst alle Vorteile einer möglichen Alternative auflisten (ca. 2-3 Minuten), danach alle Nachteile notieren (ebenfalls 2-3 Minuten). WICHTIG: nicht springen sondern sich jeweils auf Vor- bzw. Nachteile fokussieren.
  • Punkte die sowohl positiv als auch negativ sind werden in beide Listen aufgenommen.
  • Alle Punkte, die noch der Klärung bedürfen, unter Interesting aufschreiben. Sobald diese Punkte geklärt wurden, können sie der Plus- oder Minus-Spalte zugeordnet werden.
  • Das ungewichtete PMI gibt keine eindeutige Antwort, sondern hilft, sich über die positiven und negativen Folgen einer Entscheidung klar zu werden und vor allem Informationslücken und noch zu klärende Punkte zu identifizieren.

Beispiel-Vorlage:

PMI-Liste

PMI-Liste

Erst das gewichtete PMI ermöglicht eine eindeutige JA-NEIN-Entscheidung bzw. die eindeutige Entscheidung zwischen mehreren Alternativen.

Dazu werden alle in der Tabelle enthaltenen Aspekte bewertet. Dabei steht 1 für unwichtig und 6 für besonders wichtig.

Für die Auswertung werden jetzt einfach alle Werte der Plus- bzw. Minus-Spalte addiert und dann der Minus-Wert vom Plus-Wert abgezogen. Ist das Ergebnis positiv so lautet die Entscheidung JA, ist das Ergebnis negativ, so ist die Entscheidung NEIN.

Möchte man sich zwischen mehreren Alternativen entscheiden, so siegt die Variante mit der höchsten Endpunktzahl.

Beispiel-Vorlage:

PMI-Liste - gewichtet

PMI-Liste – gewichtet

Entscheidungsmatrix

Die Entscheidungsmatrix hilft sich anhand rationaler Kriterien zwischen mehreren Alternativen zu entscheiden. Dazu werden die einzelnen Alternativen anhand vorab definierter Kriterien bewertet und diejenige mit den meisten Punkten gewinnt.

Vorgehen:

  • Die Alternativen definieren, zwischen denen eine Entscheidung getroffen werden soll.
  • Die Kriterien definieren, anhand derer die Bewertung statt finden soll. WICHTIG: die Kriterien müssen positiv formuliert sein, d.h. je mehr je besser in der Bewertung.
  • Dann für alle Kriterien den Alternativen Punkte geben (6 = optimale Erfüllung, 1 = marginale Erfüllung des Kriteriums) und zum Schluss die Punkte aufsummieren.
  • Die Alternative mit den meisten Punkten gewinnt.

Beispiel-Vorlage:

Entscheidungsmatrix

Entscheidungsmatrix

Möchte man bei der Entscheidung berücksichtigen, dass nicht alle Kriterien gleich wichtig sind, so kann man die gewichtete Entscheidungsmatrix anwenden. Dabei wird allen Kriterien anhand von Prozentzahlen oder mit Hilfe eines Rankings eine Gewichtung zugewiesen. Mit dieser werden dann die einzelnen Bewertungen der Alternativen multipliziert, so dass wichtigere Kriterien bei der Entscheidung mehr Einfluss erhalten.

Beispiel-Vorlagen:

Entscheidungsmatrix mit Prozentgewichtung

Entscheidungsmatrix mit Prozentgewichtung

Entscheidungsmatrix mit Faktor

Entscheidungsmatrix mit Faktor

7plusminus2 nach G.A. Miller

Manchmal arten Entscheidungsprozesse aus und die Vielzahl der Fakten steht in keinem Verhältnis mehr zur eigentlichen Entscheidung. Das eigentliche Ziel geht in der Fülle der Faktoren unter.

Dann kann mit Hilfe der 7plusminus2-Methode eine Reduktion der Komplexität erzeugt werden, die eine Entscheidung erst möglich macht.

Lt. G.A. Miller liegt die Grenze der menschlichen Denkfähigkeit bei 7 Informationen gleichzeitig (plusminus 2). Mehr führt zum Gefühl von Chaos und kann vom menschlichen Hirn nicht mehr angemessen bewertet und verarbeitet werden.

Ziel der 7plusminus2-Methode ist es daher, die Fülle an Informationen so lange in Siebenerschritte zu zerlegen bzw. zu Einheiten zusammenzufassen, bis die Komplexität auf ein erfassbares Maß reduziert ist.

Vorgehen:

  • Die Frage definieren, zu der eine Entscheidung getroffen werden soll.
  • Alle Aspekte auflisten, die irgendwie die Entscheidung beeinflussen könnten. Alles was mit dem Problem, der Fragestellung oder der Entscheidungssituation zusammen hängt ist wichtig.
  • Dann alle Einzelfaktoren zu Siebenergruppen (plusminus 2) zusammenfassen. So bildet sich eine Struktur und die einzelnen Themenfelder treten konkreter hervor.
  • Jetzt kann jedes Modul einzeln betrachtet, bewertet und entschieden werden.
  • Diese schrittweise Herangehensweise führt zu mehr Übersichtlichkeit, wobei die einzelnen Aspekte solange reduziert werden, bis die finale Entscheidung anhand der letzen Siebenerliste (plusminus 2) getroffen werden kann.

Mind-Mapping

Die Mind-Mapping-Methode kann man nicht nur einsetzen, um Ideen und Lösungsmöglichkeiten zu finden, sondern auch um Entscheidungen zu treffen.

Sie hilft die unterschiedlichen Aspekte einer Entscheidung zu visualisieren und zu strukturieren, die Abhängigkeiten untereinander werden klar und Lösungsmöglichkeiten deutlich.

Vorgehen:

  • Die Frage definieren, zu der eine Entscheidung getroffen werden soll und diese in die Mitte schreiben.
  • Von hier aus werden die Hauptpunkte des Themas als Äste eingezeichnet. Zu viele Punkte würden leicht zu Lasten der Übersichtlichkeit gehen, also besser nur maximal sechs notieren.
  • Je nach Gedankenfluss werden nun ausgehend von diesen Ästen die einzelnen Aspekte der Entscheidung beleuchtet. Hierdurch werden Gedankengänge deutlich, ebenso Hierarchien und Strukturen.
  • Die fertige Mind-Map stellt alle Aspekte der Entscheidung mit Ihren Zusammenhängen dar, reduziert die Komplexität und vereinfacht so die Entscheidungsfindung.

Weitere Methoden die Komplexität reduzieren und Klarheit verschaffen

Neben diesen Methoden gibt es noch weitere (teils unkonventionelle) Wege, die Komplexität reduzieren und helfen können den Überblick über die Situation zu bekommen, um dann eine gute Entscheidung zu treffen.

Sie erscheinen einigen von Euch zunächst vielleicht ein wenig esoterisch oder „unprofessionell“, helfen können sie aber trotzdem!

  • Somatische Marker: diese sind ein automatisches körpereigenes System zur Bewertung von Vorhersagen. Sie wirken oft unbewusst als Alarmglocke oder Startsignal, nehmen einem aber prinzipiell nicht das Denken ab. Sie helfen beim Denken, indem der Körper mögliche Alternativen aufgrund individueller Erfahrungen spontan als gut oder schlecht bewertet und entsprechende Signale sendet.
  • Der große Wurf: Man setzt den Zufall als Entscheidungsmotor ein! Denn was man manchmal benötigt sind neue Impulse, um die Sache wieder in Bewegung zu bringen.
  • Pendeln: Mit dem Pendel wird versucht, die innere Stimme und das unbewusstes Wissen zu aktivieren.

Mehr Informationen

Weitere Entscheidungsmethoden und ihre Anwendungsgebiete stelle ich euch in kommenden Artikeln vor. Alle bisher erschienenen Beiträge rund um das Thema findet ihr hier:

Entscheidungsmethoden

Entscheidungsmethoden - Komplexität reduzieren

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3 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Katrin sagt

    Wie unterscheiden sich die Entscheidungmatrix und die Nutzwertanalyse/Scoring voneinander? Oder sind dies Synonyme?

    • Heike Lorenz

      Hallo,
      die beiden Verfahren sind sich sehr ähnlich und werden teilweise synonym verwendet.

      Der wichtigste Unterschied: Im Gegensatz zur Entscheidungsmatrix können die Kriterien bei der Nutzwertanalyse unterschiedlich gewichtet werden.
      Während die Entscheidungsmatrix in der Auswahl der Kriterien jede Form von Kriterien zulässt, grenzt die Nutzwertanalyse diese Kriterien ein, wichtig ist der Nutzen der für den Entscheidungsträger erwächst.

      Das heißt dem zufolge, dass die „gewichtete Entscheidungsmatrix“ (zumindest meiner Meinung nach) der Nutzwertanalyse entspricht.

      Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiter helfen?

      Viele Grüße
      Heike

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