Ganz oft scheitern Entscheidungen daran, dass die Sachlage unübersichtlich ist. So ist es auch bei der Suche nach Fehlern oder dem Lösen von Problemen. Solange man die Situation nicht genau und eindeutig auseinandergepuzzelt hat ist es schwer, sich für das Richtige zu entscheiden.
Genau dabei hilft das Ishikawa-Diagramm auch bekannt als Ursache-Wirkungs-Diagramm. Es zeigt nämlich auf welche Ursache welche Wirkung erzeugt und hilft so, das Chaos zu entzerren. Die Form der Darstellung sieht dabei aus wie die Gräten eines Fisches, daher auch der oft genutzte Name Fischgräten-Diagramm. Diese Technik wurde ursprünglich im Rahmen des Qualitätsmanagements zur Analyse von Qualitätsproblemen und deren Ursachen angewendet, erfunden wurde sie vom japanischen Wissenschaftler Kaoru Ishikawa.
Zusammengefasst ist das Ishikawa-Diagramm eine Visualisierungsmöglichkeit für vielschichtige Problemsituationen, die einen Klärungsprozess ermöglicht und so eine Entscheidung vorbereiten hilft.
Inhalt
Das Ishikawa-Diagramm
Das Diagramm erstellt man in mehreren Schritten:
1. Problemfeld definieren
Zunächst definieren wir das zu untersuchende Problem möglichst präzise. Am besten fassen wir es in einem möglichst markanten Satz zusammen.
Beispiele: „Der Krankenstand der Mitarbeiter ist zu hoch.“ oder „Unsere Waren werden zu spät ausgeliefert.“ oder „Die Fehlerquote bei der Messer-Produktion ist zu hoch.“
2. Fischgräten-Diagramm zeichnen
Dann zeichnet man das Fischgrät-Diagramm:
- Zuerst einen Pfeil nach rechts malen, die Spitze bildet den Kopf des Fisches, hier notieren wir das Problem.
- Dann von oben und unten Pfeile zeichnen, die auf den großen Pfeil stoßen. Diese symbolisieren die Hauptursachen, die zu bestimmten Wirkungen führen (Aussage dahinter: … führt dazu, dass …).
- Beim klassischen Ishikawa-Diagramm zeichnet man 6 Gräten, je eine für die sechs M’s, welche die Gebiete repräsentieren, aus denen die Probleme resultieren können (Mensch, Management, Methode, Maschine, Material & Mitwelt/Milieu).
- Heute ergänzt man diese gerne noch um 2 weitere M’s (Money & Measurement) und um alle anderen Faktoren, die einen Einfluss auf das Problem haben könnten.
3. Ursachen ermitteln
Als nächstes versuchen wir, die verschiedenen Hauptursachen zu benennen, die in ihrer Wirkung zu dem Problem beitragen.
Beispiele für die verschiedenen Ursachen:
- Mensch: fehlende Erfahrung / Kenntnisse / Fähigkeiten der Mitarbeiter, persönliche Einstellungen
- Management: Unternehmensprinzipien, operative & strategische Entscheidungen des Managements
- Methode: vorgegebene Arbeitsabläufe, Dienstanweisungen, Organisationsstrukturen, Kontrollverfahren
- Maschine: Arbeitsplatzgestaltung, Maschinen, Werkzeuge, Messeinrichtungen
- Material: Rohstoffe, eingesetzte Materialien, Zulieferteile
- Mitwelt/Milieu: Kundenverhalten, gesetzliche Vorschriften, Konkurrenz
Die Erforschung und Benennung der einzelnen Ursachen ist oft gar nicht so einfach. Die Diskussion im Team oder die Anwendung von Kreativitätstechniken kann da sehr hilfreich sein.
Nachdem wir die Hauptursachen erfolgreich festgelegt haben, werden diese nun hinterfragt, um Nebenursachen zu definieren, die wiederum zu den Hauptursachen des Problems beitragen. Diese stellen wir dann mit kleinen Pfeilen in Richtung der Haupt-Ursachen-Pfeile dar. So verzweigt sich das Ishikawa-Diagramm immer mehr.
4. Vollständigkeit überprüfen
Jetzt, wo man das Problem und alle Haupt- und Nebenursachen in das Fischgräten-Diagramm eingetragen hat, lässt sich viel einfacher überprüfen, ob alle Ursachen berücksichtigt wurden oder noch etwas fehlt. Gegebenenfalls einfach weitere Ursachen in das Diagramm eintragen.
5. Gewichtung der Ursachen
Hat man alle Ursachen für das Problem ermittelt, gewichtet man diese im Hinblick auf ihre Bedeutung für das Problem. Je höher die Wahrscheinlichkeit für einen Einfluss auf die Problemstellung ist, umso mehr Punkte erhält die jeweilige Ursache. Oder anders gesagt: wir versuchen heraus zu finden, welche Veränderungen den größten Nutzen für die Problemlösung haben könnten.
6. Überprüfung der wahrscheinlichsten Ursache
Bevor man jetzt sofort loslegt und Veränderungen anstößt – lieber noch einmal überprüfen, ob auch tatsächlich die richtige Ursache für das Problem ermittelt wurde. Dazu können Fachkräfte befragt werden oder aber Tests durchgeführt werden.
Umsetzung
Nachdem man sich vergewissert hat alle Ursachen für das Problem genau betrachtet, diese richtig bewertet und auch wirklich die wahrscheinlichste Problemursache gefunden zu haben, kann es losgehen. Jetzt ist klar, wo man mit Veränderungen ansetzen muss, um das Problem zu lösen :-)
Weitere Methoden um Probleme zu lösen
Neben dem Ishikawa-Diagramm habe ich noch weitere Techniken im Unternehmerhandbuch vorgestellt, die bei der Lösung von Problemen hilfreich sein können:
- Fehlerbaumanalyse
- Mind-Mapping
- Osborns Fragen
- PMI – Plus Minus Interesting nach E. de Bono
- Six Thinking Hats
- Stichomantie
- The Day after
Mehr Informationen
Weitere Entscheidungsmethoden und ihre Anwendungsgebiete stelle ich euch in kommenden Artikeln vor. Alle bisher erschienenen Beiträge rund um das Thema findet ihr hier:
Entscheidungsmethoden
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In meiner Erfahrung hilft das bei Komplexen Systemen nicht.
Warum? Der Name „C&E“ (cause/s and effect/s) bzw. „Ursache-Wirkungs-Diagramm“ erklärt ganz schön worum es geht, nämlich die Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkungen zu verstehen. Wo hat Kaoru Ishikawa das Diagramm selbst eingesetzt? Als eines der „Seven Tools of Quality“, auch Q7 werden damit Problemquellen in der Fertigung bei Material, Methoden, Maschinen und Mensch (= 4M) aufgezeigt. D.h. es geht um Problemquelle(n) und deren Beseitigung (= einfache Lösung). Auch wenn später die Erweiterung auf „8M“kam, war es nie als Werkzeug für komplexe Themen oder gar komplexe Systeme in der Entwicklung gedacht. Dementsprechend ungeeignet ist es dort auch. Vgl. Wikipedia Nachteile: https://de.wikipedia.org/wiki/Ursache-Wirkungs-Diagramm#Nachteile
Hallo Werner,
Danke für deinen Hinweis!
Viele Grüße
Heike