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Teure Dispokredite loswerden – So geht Umschuldung richtig

Umschuldung

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Alleine die Summe, mit der die Deutschen ihre Bankkonten überzogen haben, würde andernorts den Staatshaushalt sprengen. 34 Milliarden Euro. Das ist laut einer Mitteilung der Bundesbank das aktuelle Dispokredit-Volumen bei deutschen Banken.

Was die Kunden als schnelles flexibles Geld schätzen, ist für die Banken ein lukratives Geschäft. Jeder Prozentpunkt Dispo-Zins spült 340 Millionen Euro in die Kassen – und der Zinssatz für Dispokredite notiert deutschlandweit bei durchschnittlich 9,91 Prozent.

Besonders üppig lassen sich einige Volksbanken in Bayern die Kontoüberziehung ihrer Kunden vergüten. Der Spitzenwert liegt bei 13,75 Prozent. Die großen deutschen Geschäftsbanken liegen nach einem Vergleichstest der Stiftung Warentest im Mittelfeld.

Viele Deutsche kennen die Höhe des Dispo-Zinses nicht

Auch viele Gründer und Kleinstunternehmer führen ihr Konto regelmäßig am Anschlag. Wie die Zinssätze zeigen, ist der Dispokredit ein schneller und unbürokratischer aber eben auch einer der teuersten Kredite. Schon mittelfristig führt die dauernde Ausschöpfung des Dispo-Limits in den finanziellen Ruin. Doch viele Menschen überblicken die enormen Kosten solcher Kredite gar nicht oder nur unzureichend.

Eine aktuelle Forsa-Umfrage brachte ein erschreckendes Ergebnis zutage:

  • 42 Prozent der Deutschen kennen die Höhe des Dispo-Zinses überhaupt nicht.
  • Mit 53 Prozent noch wesentlich höher ist dieser Anteil bei den 18-39Jährigen – und das liegt nicht daran, weil sie noch nie einen Dispokredit in Anspruch genommen hätten.
  • Mit die häufigsten Nutzer von Dispokrediten sind Menschen mit einem geringen Einkommen unter 1500 Euro. Hier droht bei intensiver Nutzung dieses Kredit-Instruments am leichtesten eine Überschuldung. Doch 50 Prozent der Menschen in dieser Gruppe kennen die Kosten für einen Dispokredit nicht.

Das richtige Angebot finden mit einem Kreditvergleich

Dispokredite taugen nur zum Überbrücken kurzfristiger Finanzengpässe. Wer die Kontoüberziehung nicht innerhalb von zwei bis drei Monaten ausgleichen kann, zahlt dafür wesentlich mehr als für einen Ratenkredit. Stellen Sie z.B. einen Kreditvergleich bei Smava an.

Seit März 2016 sind Banken verpflichtet, ihren Zinssatz für Dispokredite im Internet verständlich darzustellen. Das schafft aber nur teilweise Transparenz. Viele Banken bieten etwa sogenannte „Premiumkonten“ mit geringen Dispozinsen – und holen sich das Geld über die enormen Kontoführungsgebühren dieser Produkte wieder herein.

Der Weg aus der teuren Zinsfalle führt über die Umschuldung des Dispokredits in einen Ratenkredit über einen kleinen Betrag. Bedingt durch das historische Zinstief ist das Geld – ausreichende Bonität vorausgesetzt – auch für Kreditkunden günstig. Der Ratenkredit kostet maximal die Hälft eines Dispokredits. Selbst Angebote bis zu 0,99 Prozent Zinsen sind möglich. Deshalb sollte man den Weg der Umschuldung auch rechtzeitig wählen.

Einen Dispo kann eine Bank jederzeit kündigen und zurückfordern. Wem das erst passiert, dessen Kreditwürdigkeit ist dadurch bereits beschädigt – und eine schlechtere Bonität verteuert auch Ratenkredite.

Ein Rechenbeispiel

Wer sein Konto bei einem Dispo-Zinssatz von 12 Prozent um regelmäßig 1.500 Euro überzieht, zahlt dafür nach sechs Monaten 90 Euro Zinsen. Ein Kleinkredit über 1.500 Euro mit 36 Monaten Laufzeit und 0,99 Prozent Zins kostet im selben Zeitraum 22,90 Euro Zinsen – 61,10 Euro weniger als beim Dispokredit.

Nun mögen 61 Euro nicht dramatisch viel sein – aber gespartes Geld kauft genauso viel wie verdientes. Und wie lange müssen Sie für 61 Euro arbeiten?

So geht Umschulden richtig

  1. Holen Sie sich Ratenkredit-Angebote über die offene Dispokredit-Summe ein. Am einfachsten funktioniert das online mit einem Kreditvergleich. Dort findet man sehr schnell einen Anbieter mit einem auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenen Kredit-Produkt.
  2. Konfrontieren Sie Ihre Bank mit dem Angebot. Eventuell ist Ihre Bank bereit, Ihnen ein vergleichbar günstiges Gegen-Angebot zu machen. Je nach persönlicher Situation kann die persönliche Kreditbetreuung durch einen Berater der Hausbank die bessere Lösung sein. Doch auch die Umschuldung über eine andere Bank kann Vorteile haben. So sichert eine Umschuldung über einen Online-Anbieter Anonymität und Diskretion. Beim Drittanbieter muss man auch nicht angeben, dass man das Geld für eine Umschuldung benötigt.
  3. Den Ratenkredit müssen Sie monatlich bedienen. Sie haben also weniger Geld zur Verfügung. Wählen Sie beim Umschuldungskredit daher dringend eine Ratenhöhe, die Sie sich auch wirklich leisten können. Wenn einen zu teure Raten zwingen, wieder das Konto zu überziehen, ist man schnell beim nächsten Umschuldungskredit angelangt – der Beginn einer finanziellen Abwärtsspirale.

Natürlich kann man auch ältere Ratenkredite umschulden. Oft sind diese unnötig teuer, weil sie noch zu Zeiten höherer Kreditzinsen abgeschlossen wurden.

Nach dem 10. Juni 2010 aufgenommene Kredite kann man als Kunde jederzeit kündigen. Als Bankgebühr erlaubt der Gesetzgeber für so eine vorzeitige Kündigung maximal 1% der noch ausstehenden Kreditsumme. Selbst unter dem Gesichtspunkt dieser „Strafgebühr“ ist die Umschuldung zu einem Niedrigzins in aller Regel wesentlich günstiger.

Bei vor dem genannten Stichtag abgeschlossenen Kreditverträgen gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist und es gibt keine gesetzlich geregelte Obergrenze für eine Entschädigung.

Und hiervon bitte Finger weg

Restschuldversicherung

Banken verkaufen ihren Kunden gerne eine sogenannte Restschuldversicherung. Die bringen der Bank eine schöne Vermittlungs-Provision – für den Kunden sind sie in aller Regel nutzlos und teuer.

Die Versicherung soll eintreten, wenn man als Kreditnehmer nicht mehr zahlen kann. Doch die Leistungs-Bedingungen dieser Versicherungen sind sehr streng. Eigentlich treten sie nur ein, wenn man tot umfällt. Die Kosten für diese Versicherung sattelt die Bank allerdings direkt auf die Kreditsumme drauf, was die monatliche Rate empfindlich erhöht.

Die Versicherungen tragen gerne auch eine andere Bezeichnung wie „Schutzbrief“, „Ratenschutz“, „Kreditlebensversicherung“ …

Zu hohe Kreditsumme

„Ach wenn Sie schon mal hier sind, nehmen Sie doch 2.000 Euro mehr“ – Bankberater ködern Kreditkunden oft mit Beträgen weit über dem, den der Kunde eigentlich benötigt. Das erhöht die Raten zusätzlich und gerade eine Umschuldung erfordert Ausgaben-Disziplin. Unter Umständen kann es ratsam sein, den Ratenkredit geringfügig höher abzuschließen, damit man nach dem Ausgleich des Kontos nicht gleich schon mit der ersten Rate ins Schleudern gerät.

3 Kommentare

  1. Avatar-Foto

    Hallo Markus,

    ein interessanter Artikel zum Thema Dispositionskredite und Umschuldung. Toll, dass hier auch mal was zum Thema Privatkunden und private Finanzierungsmöglichkeiten erscheint. Sonst ist die Seite ja eher auf Unternehmen und Unternehmer ausgerichtet.

    Mit dem Satz „Auch viele Gründer und Kleinstunternehmer führen ihr Konto regelmäßig am Anschlag.“ stellst du ja dann doch einen Bezug zu der genannten Gruppe her. Hast du hierzu zufällig auch statistische Daten? Also, welcher Anteil welchen Ausnutzungsgrad an Betriebsmittellinien o.ä. hat? Die würden mich sehr interessieren. Vielen Dank vorab.

    „Schon mittelfristig führt die dauernde Ausschöpfung des Dispo-Limits in den finanziellen Ruin.“ – Findest du diese Formulierung nicht ein bisschen zu drastisch? Ich weiss ja nicht genau, was du unter „mittelfristig“ verstehst, aber eine Ausnutzung des Dispos von 6 Monaten bis 3 Jahre führt nach meiner persönlichen Erfahrung noch nicht in den „finanziellen Ruin“. Sicherlich ist das eine teure Lösung, aber sie ist noch lange nicht existenzbedrohend. Zumal Banken ja auch nur Dispos iHv. maximal 4 Gehältern gewähren.
    Aber noch mal: Teuer sind Dispositionskredite auf jeden Fall. Da gebe ich dir Recht.

    „Viele Banken bieten etwa sogenannte „Premiumkonten“ mit geringen Dispozinsen – und holen sich das Geld über die enormen Kontoführungsgebühren dieser Produkte wieder herein.“ – Ja, das hatte die Stiftung-Warentest-Studie ja auch schon so schön verkündet gehabt. Nur sollte hier bitte nicht unterschlagen werden, dass die Modelle „Premiumkonten“ heißen, weil der Kunde Zusatzleistungen erhält, die über den normalen Standardleistungen liegen. Also es ist nicht so, dass der Kunde nur etwas weniger Zinsen zahlt und dafür aber noch höhere Gebühren. Diese Rechnung ist unvollständig und vermittelt den Eindruck, dass es sich um Nepp oder Bauernfängerei handeln würde.
    Fakt ist, dass die Banken aktuell über neue Gebührenmodelle versuchen, die gesunkenen Zinserträge zu kompensieren. Nicht mehr und nicht weniger.

    „Selbst Angebote bis zu 0,99 Prozent Zinsen sind möglich.“ – Solche Angebote sind zweifellos möglich, wenn man eine Top-Bonität und ein Top-Rating hat und den Kredit eigentlich gar nicht braucht. Wer im Dispo feststeckt und ihn nicht auf einmal zurückzahlen kann, wird auch nicht so einen Zinssatz bekommen. Sorry, aber mit so einem Zinssatz werden hier Hoffnungen von Verbrauchern geweckt, die dann nicht erfüllt werden können. 0,99% ist eine Schaufensterkondition, die nur für die allerwenigsten Kunden in Frage kommt – mehr nicht.

    „Einen Dispo kann eine Bank jederzeit kündigen und zurückfordern. Wem das erst passiert, dessen Kreditwürdigkeit ist dadurch bereits beschädigt – und eine schlechtere Bonität verteuert auch Ratenkredite.“ – Wie du bereits festgestellt hast, verdienen Banken an Dispositionskrediten ziemlich gut. Es wird also nur einen einzigen Grund geben, aus dem Banken einen Dispositionskredit zurückfordern: Eine Bonitätsverschlechterung des Kunden; idR. Verlust (zumindest sehr großer Teile) des Einkommens.
    Meinst du wirklich, dass so ein Kunde dann noch einen Ratenkredit bekommt?

    Dass du pauschal von einer Restschuldversicherung abrätst, finde ich – offen gesagt – gewagt. Ich gebe dir Recht, dass viele Banken die RSV deutlich zu progressiv verkaufen. Aber du unterschlägst dabei, dass es durchaus auch die Möglichkeit einer Basis-RSV gibt, die – gegen eine überschaubare Risikoprämie – nur den Todesfall absichert. Für jemanden, der seine Hinterbliebenen im Fall der Fälle nicht mit der offenen Restverbindlichkeit aus einem Ratenkredit dastehen lassen möchte, ist das wohl eine sinnvolle Überlegung. Oderfindest du nicht?
    Tatsächlich hatte ich auch immer mal wieder einen Kunden, der gezielt nach einer RSV verlangt hat. Also pauschal abraten würde ich davon definitiv nicht.

    Viele Grüße

    Oliver

    • Heike Lorenz

      Hi Oliver,
      ich antworte jetzt mal anstelle von Markus. Wobei ich betonen möchte, dass ich nicht vom Kreditfach bin :-)
      Daher hier meine Antworten, so gut es geht:

      Zum Punkt „Viele Gründer führen Konto am Anschlag…“, statistische Daten: statistische Daten zu Ausnutzungsgrad, Betriebsmittellinien usw. habe ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass Statistiken so detailliert erhoben werden. Hilfsweise als Indiz einer geringen finanziellen Ausstattung der weitaus meisten Existenzgründer mögen andere statistische Erkenntnisse dienen: Laut Institut für Mittelstandsforschung in Bonn gab es 2015 388.000 Existenzgründungen. Weit über 70 Prozent (299.000) im Gewerbe. Nach einer Statistik der KfW erfolgten 76,1 Prozent dieser gewerblichen Existenzgründungen als Einzelunternehmen. Und etwa 25 Prozent der Existenzgründer gründen nicht, weil sie sich für überragende Unternehmer halten, sondern aus Mangel an Erwerbsalternativen. Das Geld für die Gründung kommt nicht selten aus Muttis Sparstrumpf: 40 % der Gründer gründen mit Darlehen oder Geschenken von Verwandten und Freunden, nur 27 % Prozent mit Bankdarlehen (ohne Kontokorrent), 10,5 % mit Kontokorrent-Kredit.
      Für viele ist nach der Gründung vor der Pleite wie die aktuelle Insolvenz-Statistik von Creditreform zeigt: 66 % aller Insolvenzen betreffen Unternehmen mit weniger als 500.000 Jahresumsatz. In überwiegender Zahl (81 %) sind das Solo-Selbständige und Kleinstunternehmer mit weniger als 5 Beschäftigten. Betriebe im Handel und Dienstleistungsgewerbe bestimmen hier das Insolvenzgeschehen. 59 % der betroffenen Unternehmen waren keine 10 Jahre auf dem Markt. Das höchste Insolvenzrisiko besteht also in den ersten Jahren nach der Gründung.

      Absatz 2: „Schon mittelfristig führt…“ So ein Dispo-Kredit wird ja nicht als Investitions-Kredit beansprucht, sondern um Bares zu haben. Er verursacht also immens hohe Kapitalkosten. Wie die Statistiken oben zeigen, ist die Zeit nach der Gründung schon per se existenzbedrohend. Die intensive und dauernde Ausschöpfung eines Dispos steigert das Insolvenzrisiko zusätzlich.

      Absatz 3: Premiumkonten – Es geht nicht darum, Banken Nepp oder Bauernfängerei zu unterstellen. Man sollte bei Menschen aber mit allem rechnen – auch mit Naivität. Und natürlich gibt es Menschen, die (möglicherweise auch in einer gewissen Verzweiflung) glauben, mit so einem „Premiumkonto“ könnten sie sich schnell und günstig(er) mit Geld auf Pump versorgen – das ist freilich ein Trugschluss. Und wie Sie selbst feststellen: Die Banken wollen mit solchen Modellen gesunkene Zinserträge kompensieren.

      Absatz 4: „0,99 % Zinsen“ – Tja, Schaufenster-Angebot. Vor ein paar Jahren haben die Banken noch mit Ratenkrediten ab 4,99 % geworben – die meisten Kunden mussten dann trotzdem einen höheren Zins für das Produkt bezahlen. Dass nur die einen günstigen Kredit bekommen, die ihn eigentlich gar nicht brauchen, ist leider seit Anbeginn des Bankenwesens so.

      Absatz 5: Dispo-Kündigung – Sie wissen ja: Banken sind die, die einem bei Sonnenschein einen Regenschirm leihen und ihn bei Regen zurückfordern. In der Realität ist das bei einem Kleinstgewerbetreibenden mit der Dispo-Kündigung ganz schnell passiert. Ein paar säumige Kunden und die Bank wird nervös. Deshalb freilich der Rat: Dispo ablösen, bevor sich das Risiko einer Bonitätsverschlechterung realisiert. Freilich muss die Bonität nach einer Kündigung oder Absenkung eines Dispos auch nicht gleich so ins Bodenlose fallen, dass kein Ratenkredit mehr drin wäre. Im Artikel war ja auch von Ratenkrediten über Beträge im vierstelligen Bereich die Rede, nicht über riesige Summen.

      Absatz 6: Restschuldversicherung – Klar, man will die Hinterbliebenen ja nicht belasten, also besser absichern – sagt der Kreditverkäufer. Der kluge Unternehmer stellt eine andere Überlegung an: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich während der Laufzeit des Ratenkredits über ein paar tausend Euro sterbe, ist gering. Der Haftungs-Schaden im Falle eines Risikoeintritts aber überschaubar. Der Abschluss einer teuren Versicherung für diesen Fall ist also betriebswirtschaftlicher Unfug und nutzt nur dem Verkäufer und nicht mir.

      Viele Grüße
      Heike

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