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Der Schwarm hat nicht nur Intelligenz – er investiert auch gemeinsam

Crowdfunding, Crowdinvesting
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Der Börsen-Clou mit den GameStop-Aktien hat gezeigt: Die Kleinen können bei den Großen mitmischen. Die – auch juristisch – weniger riskante Variante heißt Crowdinvesting.

Crowd, Bubble, Schwarmintelligenz – der Zusammenschluss völlig unterschiedlicher Individuen im digitalen Kosmos hat viele Namen. Im Fall GameStop sind sie einer Portugiesischen Galeere gleich über Hedgefonds hergefallen und haben denen ordentlich die Bilanz verhagelt.

Gemeinsam sind sie toxisch

Die Quallen-ähnliche Lebensform ist kein Körper im klassischen Sinne, sondern der Zusammenschluss vieler unabhängiger Polypen, von denen jede Einzelne eine für die Kolonie wichtige Aufgabe übernommen hat. Allein sind sie nicht lebensfähig, gemeinsam sind sie die hochtoxische Portugiesische Galeere.

Bei dem Angriff auf einen Hedgefonds hält sich das Mitleid in Grenzen. Daran nicht unschuldig sind „Heuschrecken“ wie der legendäre, ehemalige deutsche Hedgefonds-Manager Florian Homm, der in der Branche stolz den Beinamen „der Antichrist“ trug.

Milliarden gescheffelt, von Zielfahndern gesucht

Harvard-Absolvent Homm hatte in den Neunzigern die Bremer Traditionswerft Vulkan mit 23.000 Mitarbeitern nach allen Regeln der Kunst zerlegt und dabei einen zweistelligen Millionenbetrag verdient. Er scheffelte Milliarden, half dabei, Borussia Dortmund vor dem finanziellen Aus zu bewahren und wurde dreimal als „Bester Hedgefonds-Manager Europas“ gefeiert.

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Gleichwohl Homm verzockte sich, musste flüchten, wurde von US-Zielfahndern und mit einem 1,5-Millionen-Euro-Kopfgeld gesucht, landete in Italien im Knast, kam wieder raus und erfreut die Finanzwelt inzwischen wieder mit seinen aktuellen Einschätzungen.

Crowdinvesting – der neue Player am Markt

Doch die Situation heute ist nicht erst seit GameStop eine andere. Es gibt einen neuen Player am Markt, die Crowd- oder Schwarmfinanzierung. Gemeinsam in Projekte investieren, Start-ups unterstützen und direkt am Erfolg, an der Rendite partizipieren. Zu den Crowdfunding Risiken gehört allerdings auch, in den sauren Apfel beißen und das investierte Geld abschreiben müssen, wenn’s schiefgeht.

Die gängigsten Formen sind Crowdinvesting in Immobilien und Crowdinvesting in Unternehmen (Start-ups), gefolgt von erneuerbaren Energien.

Mikroinvestoren finanzieren unentdeckte Perlen

Als Investoren und Anleger kommen auf einer Plattform wie Crowddepot Klein- und Kleinstinvestoren zum Zug, die zum Beispiel zur Finanzierung eines Start-ups beitragen, das nicht groß genug ist, um sich an der Börse mit Geld zu versorgen und sich deswegen salopp gesagt nach dem Prinzip „Auch Kleinvieh macht Mist“ finanziert.

Beteiligung in Crowdinvesting bedeutet auch, an eine Idee, ein Objekt zu glauben und ganz bewusst mit ins Risiko zu gehen. Nicht jede junge Firma mit einer guten Geschichte hat die Gelegenheit, diese in der „Höhle der Löwen“ zu präsentieren. Es gibt viele unentdeckte Perlen am Markt.

Mehr als 400 Millionen Euro investiert

Die Schwarmfinanzierung mit Mikroinvestoren ist jung, aber auf dem Vormarsch. Betrug das Volumen aller finanzierten Projekte in Deutschland 2018 noch knapp 300 Millionen Euro, waren es 2019 schon deutlich mehr als 400 Millionen Euro.

Crowdinvesting ist anders als der Handel mit Aktien. Auf einer Crowdinvesting-Plattform wird ein Finanzierungsziel angegeben. Ist das erreicht, wird die Finanzierungsrunde geschlossen. Bestehende Anteile an bereits finanzierten Objekten oder Firmen können später auf einem gesonderten Handelsplatz erworben oder verkauft werden.

Rendite in Zitrusfrüchten

Die kleine Schwester des Crowdfundings ist übrigens Crowdfarming. Bei diesem speziellen Modell bewegt sich das Investment ebenfalls im Mikrobereich, gekauft werden zum Beispiel einzelne Orangenbäume. Die Rendite wird dann nach der Ernte vom Crowdfarmer in Form von frischen Bio-Zitrusfrüchte aus Spanien direkt an den Investor in Deutschland ausgezahlt.

Crowdfunding, Crowdinvesting

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Kategorie: Versicherungen & Banken

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Holger Schöttelndreier

Freier Journalist und Autor. Jahrelange Erfahrung in Führungspositionen (Print und Online). U. a. Büroleiter BILD, Chefreporter Hamburger Morgenpost, Ressortleitung und Chefredaktion TV Hören + Sehen, Chefredakteur WOM Magazin, stellv. Chefredakteur Metal Hammer, Objektleiter Wirtschaftsmedien online Heinrich Bauer Verlag.

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