Personal & Weiterbildung
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Erst Input, dann Output – Vorbereitung ist nicht alles, sondern das Einzige auf dem Weg zu einer guten Leistung!

Leistung, Vorbereitung
Gastbeitrag von Steffen Stoll & Simon Stoll

Meine (Steffen) Tochter Zoé ist eine begeisterte Schwimmerin, neulich erst stand ihr zweiter Wettkampf an. Die Achtjährige hat Spaß an dem Sport – das ist der wichtigste Motor. Ich sehe, wie sie da in ihrem Schwimmanzügle auf dem Startblock steht, ihre Augen leuchten, dann der Startschuss, sie schwimmt ihre Meter, steigt aus dem Wasser, strahlt wie ein Putzeimer und fühlt sich ganz offensichtlich wie King Käse. Die erste Frage, die sie meiner Frau und mir stellt: „Habe ich als Erste angeschlagen?“

Ich habe mir in dem Moment und auch im Nachgang über diese Szene so meine Gedanken gemacht. Klar ist doch, dass der Leistungsgedanke in unseren Kindern gar nicht vorhanden ist – den bringen erst die Erwachsenen hinein, impfen ihn tief in das Bewusstsein des Nachwuchses. „Habe ich als Erste angeschlagen?“ Die Frage von Zoé hallt nach, meine Frau und ich schauen uns an, wie sollen wir als Eltern jetzt reagieren?

Ich nehme das Mädchen behutsam zu mir und antworte ihr, dass sie nicht die Siegerin dieses Wettkampfes ist. Das Grinsen in ihrem Gesicht verschwindet. Ich weiß ganz genau, was in meinem Kind jetzt vor sich geht: Ein äußerer Vergleich findet unbewusst bei ihr statt, Ich-bin-nicht-gut-genug-Gedanken breiten sich in ihr aus, düstere und negative Interpretation machen sich über ihr kleines Gemüt her. Also tue ich folgendes: Ich nehme die Liste her, mit der die Kinder zum Wettkampf angemeldet waren. In dieser Liste finden sich die bisher besten geschwommenen Zeiten. Jetzt wird es nicht darum gehen, ob sie etwas mit den Zeitangaben anfangen kann, es wird schlichtweg um die sich verändernde Leistung gehen.

„Schau Zoé, in der Schule gab es einen ganz bestimmten Leistungszeitpunkt. An dem Tag bist du 25 Meter Freistil in 30,5 Sekunden geschwommen und mit dieser Leistung warst du zum heutigen Wettkampf angemeldet.“ Zoé schaut auf die Liste, dann zu mir und nickt. Ich zeige auf die große Anzeigentafel im Schwimmbad: „Gerade eben bist du diese Strecke in 25,7 Sekunden geschwommen. Wie also ist deine Antwort?“ Immer noch steht das Kind mit triefender Badekappe und aufgezogener Schwimmbrille vor mir, tropft die Liste voll, überlegt – und strahlt plötzlich. „Ja Papa, das ist viel weniger!“

Noch immer lasse ich sie nicht aus der Situation und fordere sie auf, gemeinsam mit mir auszurechnen, dass sie auf der Bahn heute fast fünf Sekunden schneller unterwegs war. „Lass uns das mal zählen, wie lange fünf Sekunden sind“, ermutige ich sie und wir führen uns gemeinsam die fünf langen Sekunden vor Augen. „So viel schneller warst du! Ist es wichtig, wann die andere vor dir angeschlagen hat?“ „Nö!“, grinst Zoé und läuft weg. Meine Tochter hat es verstanden.

Aristoteles hat einmal den klugen Spruch geprägt: „Wir sind, was wir immer wieder tun. Herausragend zu sein ist also kein Akt, sondern eine Angewohnheit.“ Im Training geht es genau darum: guten Input geben, der dann im Output sichtbar wird.

In unserer Gesellschaft hingegen gehen wir sehr schnell in einen Leistungsvergleich, anstatt am Input zu arbeiten. Was habe ich verändert? Wo bin ich besser geworden? Das sind Fragen, die uns umtreiben sollten. Es geht nicht um den Vergleich mit der Bestleistung anderer, sondern um die persönliche Verbesserung – denn nur dieses Vergleichsprinzip schafft die Möglichkeit, bei sich selbst zu bleiben und an diesem Punkt weiterzumachen.

Leistung braucht Kontinuität

Gerade in Unternehmen wird schnell alles als High Level und High Quality angesiedelt. Alles ist auf Profit und Wachstum ausgerichtet und wir tun so, als ob unser Kopf und Körper alles liefert und alles mitmacht – ohne weiteres Dazutun.

Selbst in unseren Firmentrainings machen wir immer häufiger die Erfahrung, dass an uns die Frage herangetragen wird, ob es nicht schneller geht, die Sache mit dem Input und dem Output? Muss man das so ausführlich und so lang machen?

Wie schade, dass sich immer mehr Menschen davon abwenden, für sich selbst die Zeit zu nehmen für das richtige Training im beruflichen Alltag. Das macht etwas mit uns und unserer Gesellschaft – uns fällt es auf nicht nur in den Firmen und den Seminaren, sondern auch beim Autofahren, in der Fußgängerzone, in Gesprächen: Die Stimme wird lauter, der Pegel schlägt ins Aggressive, wenn alles so viel schneller passieren soll.

Dabei ist es viel besser, sich erst einmal sein Grundleistungsvermögen anzuschauen: Was war dein Absprungpunkt? Was hast du heute erreicht? Wenn du bei dir bleibst, hat das den Vorteil, dass du weniger im Außen unterwegs bist und deine Persönlichkeit wachsen kann. Andernfalls bist du zu stark auf dein Umfeld fokussiert, bist stets vergleichbar und verhandelbar, fühlst dich möglicherweise irgendwann nicht mehr gut genug – und so ein sinkendes Selbstwertgefühl ist niemandem zuträglich.

Reflektiere Dich selbst und fang an!

Leistung hat im ersten Schritt etwas mit Selbstreflexion zu tun. Kennst du dich aus? Was hast du wann und wo und was vorweg zu liefern? Wer soll was wo leisten? Bist du bereit, das zu bringen, was in deinem Leistungsrahmen gefordert wird? Bist du bereit, dafür auch Abstriche zu machen und das einzugehen, was nötig ist?

Ein bestimmtes Leistungsumfeld erfordert ein bestimmtes Leistungsniveau. Wenn man anfängt, im stimmigen und für den jeweiligen Menschen passenden Leistungsumfeld zu trainieren, wird das positive Aspekte auf alle Bereiche haben. Wer seine Leistung beim Schwimmen bringen will, braucht kein Basketballtraining.

Wenn mir also signalisiert wird, dass ich bei der deutschen Meisterschaft antreten kann, dann ist das eine Ansage. Das Umfeld macht mir klar: Du (Steffen) musst das machen, kein anderer kann das, das ist die Tatsache. Folglich werde ich Kraft und Ausdauer trainieren. Und mein Vorhaben bedeutet auch, Abstriche zu machen – nämlich dann, wenn ich jeden Tag drei Stunden trainieren soll.

Innerhalb der Rahmenbedingungen trage ich die Konsequenzen, denn die Anforderungen sind klipp und klar: Ich habe eine bestimmte Leistung abzuliefern, wenn ich den Wettkampf gewinnen will.

Erst ist es Arbeit und danach dann Freude

Leistungserbringung erfordert erst einmal Arbeit am Input, erst im zweiten Schritt folgt dann der Output. Habe ich die richtigen Muskeln trainiert, dann kann ich mich darauf verlassen, dass beim Wettkampf die Beinarbeit-Technik funktioniert.

Doch unsere Gesellschaft driftet in eine völlig andere Richtung: Der Begriff der Leistungsgesellschaft ist völlig überstrapaziert und das, was hinter diesem Begriff eigentlich steckt, erbringen wir schon lange nicht mehr – denn die Gesellschaftsmitglieder sind überfordert.

Eine Statistik hat gezeigt: Die psychischen Erkrankungen sind um 300 Prozent angestiegen (vgl. Zeit online 2019 und TK 2020). In dem Umfang, wie es eingefordert wird, kann unsere Gesellschaft die Leistung gar nicht mehr bringen. Denn es ist nicht mehr klar umrissen, wer wo welche Leistung zu erbringen hat.

In Betrieben, in denen ich (Steffen) Teamentwicklungen mache, erlebe ich das immer häufiger: Wenn ich die Teilnehmer dazu befrage, welche Leistung sie zu erbringen haben, dann bekomme ich plumpe Antworten, die entweder aus Formulierungen der Firmenphilosophie oder aus pauschalen Slogans bestehen. Mach dein Ding, heißt es beim Baumarktgiganten Hornbach. Sei doch nicht blöd, so das Motto des Technikkonzerns Media Markt. Ganz offensichtlich gibt es bestimmte Werte, unter deren Deckmantel die Unternehmen agieren wollen und allesamt haben sie etwas mit Leistungserbringung zu tun.

Wenn ich bei den Mitarbeitern konkreter nachfrage, hallen nur solche Werbesprüche nach. „Was müsst ihr tun, was an Vorleistung erbringen, damit das klappt und ihr da als Betrieb überhaupt hinkommt?“ frage ich die Teammitglieder – und keiner weiß darüber Bescheid.

Produktivität braucht Begleitung

Wenn wir von Auftraggebern für Seminare gebucht werden, kommt in den meisten Vorgesprächen der Wunsch zum Ausdruck, dass nach dem Seminar im Unternehmen etwas besser werden soll, an dieser oder an jener Stelle. Wir klären dann gerne erst einmal darüber auf, dass es darum geht, dass die Teilnehmer an Persönlichkeit gewinnen. Mit dem Ziel, einen schärferen Blick zu bekommen für das, was jeder in seinem Leistungsumfeld bearbeitet.

„Lieber Auftraggeber, selbstverständlich bekommst du im Ergebnis Produktivität, doch das braucht ein bisschen Zeit, denn erst wird ein guter Input benötigt, bevor es einen entsprechenden Output geben kann“ – so unsere Antwort, wenn es um Seminarergebnisse geht.

Die Unternehmer und Führungskräfte lassen wir dabei nicht aus der Verantwortung und fragen nach: „Wobei hilfst du dem Mitarbeiter, damit er nach seiner Teilnahme etwas besser umsetzen kann? Wie kannst du als Chef eingreifen? Welche Freiräume und Spielräume kannst du geben, damit dein Mitarbeiter ein oder zwei Aspekte wirklich umsetzen kann?“ Wenn der Mitarbeiter bei sich selbst beginnen darf, seine Leistungsoptionen feststellen und anschließend ausprobieren kann, gewinnt das Unternehmen an Produktivität.

Keines unserer Seminare ist daher darauf abgestellt, dass im Unternehmen etwas besser wird – denn im Mittelpunkt stehen die Menschen. Und genau hier schließt sich der Kreis, denn im Wort Leistungserbringung steckt schon alles als Anlage drin: Ich bringe etwas, ich als Mitarbeiter, ich als Mensch. Das passiert im Bestfall unabhängig davon, wer oder was außen herum passiert. Es ist eine sehr persönliche Angelegenheit – und die wird gelenkt von der Antwort auf die Frage: Was leitet mich?

Gesamtpaket

Führe dir bitte folgendes vor Augen: Wenn du ein Chef bist, dann hast du zusammen mit deinem Job auch das Paket an Menschen mit eingekauft, für die du verantwortlich bist. Es geht nicht mehr nur um Monetäres oder um Management. Wenn du die Rolle als Chef übernimmst, hast du es mit Menschen zu tun, die leisten sollen.

Deine Aufgabe ist es, die passenden Grundlagen zu schaffen – sowohl für die anderen als auch für dich selbst.

Du kannst – Ende der Geschichte!

Die Autoren

Steffen Stoll (Jahrgang 1977) ist seit mehr als dreizehn Jahren professioneller Trainer, Coach, Mentor und Vortragsredner und hatte bisher bereits mehr als 40.000 Seminarteilnehmer. Der ehemalige Hochleistungssportler (Tischtennis) ist IHK-zertifizierter Ausbilder, Trainer und Coach von Trainern sowie Trainer für Aus- und Weiterbildung, Verhaltensentwicklung, Kommunikations- und Beziehungsmanagement. Ein Steckenpferd ist die Entwicklung von Teams und darüber hinaus gesunde (Selbst-)Führung.

Simon Stoll (Jahrgang 1981) besitzt mehr als zehn Jahre Führungserfahrung. Der ehemalige Hochleistungssportler (Schwimmen) gehörte zu den Top-10-Teilnehmern bei den European Swimming Championships und Deutschen Masters. Der studierte Bankbetriebswirt (SBW) arbeitet heute als Trainer, Coach und Mentor mit den Schwerpunkten Führungskräfteentwicklung, Kommunikations- und Verhaltensentwicklung sowie Auf- und Ausbau von professioneller Vertriebskommunikation.

Steffen Stoll & Simon Stoll

Foto: Fotowerk Michael Heyde

Steffen und Simon Stoll leiten gemeinsam das Unternehmen SiStem4Life GmbH, die Akademie für emotionale Betriebswirtschaft mit Sitz in der Nähe von Tübingen. Als junges Familienunternehmen begleiten und unterstützen die beiden Brüder als Trainer und Life Coaches vor allem mittelständische Unternehmen, Industrie- und Finanzdienstleistungsunternehmen sowie auch Verbände und Stiftungen genau wie Handwerksbetriebe, die öffentliche Hand und Profi-Vereine.

Das Buch zum Thema

Titel: Erfolgskurs: Gute Leistung braucht dringend gute Grundlagen*

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Inhalt: Höher, schneller, weiter ist der Schlachtruf der modernen Zeit. Leistung ist ein wesentlicher Aspekt unseres Daseins, wer ohne Antrieb ist, hat schon verloren.

„Um Spaß am Leben und der Arbeit zu haben, seine Lebensqualität um ein Vielfaches zu erhöhen und Power für den gesamten Tag zu gewinnen, braucht es den Blick auf das Ganze. Erst ein starkes Gesamtsystem treibt uns zu Hochleistungen an. Doch wo kommt auf Dauer Leistung her?« fragen Simon und Steffen Stoll, zwei ehemalige Hochleistungssportler.

Wer Leistung haben will, braucht Grundlagen – und diese basieren auf vier Feldern: Begeisterung, Beziehungen, Beweglichkeit und Regeneration. Diese Aspekte und Perspektiven zeigen die beiden Brüder in Ihrem Buch „Erfolgskurs – Gute Leistung braucht dringend gute Grundlagen“ auf.

Jedes Unternehmen wächst an Führungskräften, die mobilisieren und begeistern, Ziele erspüren und Missionen definieren. Stärkster Motor im Unternehmen sind motivierte und engagierte Mitarbeiter genau wie ein Team, das immer wieder über sich hinauswächst.

Nur wer seine Potenziale erkennt, kann sie nutzen und effektiv einsetzen – bis es sich auszahlt. Erst durch eine konsequente Umsetzung werden alteingesessene Verhaltensmuster modifiziert und veränderte Handlungsweisen als fester Bestandteil im Alltag integriert. Beständigkeit von Veränderung wird dann gewährleistet, wenn eine regelmäßige Überprüfung der Einhaltung und eine ständige Erweiterung der Strategien herrscht.

Der Leser erhält tiefergehende Informationen, genauso wie wichtige Impulse und Tipps, die schnell umzusetzen und anzuwenden sind.

Ergänzt wird das Buch durch exklusive Experteninterviews mit Bettina Gräfin Bernadotte (Mainau GmbH), Professor Dr. Petra Kneip (ESB Business School), Reinhold Häußlein (Deutsche Triathlon Union) und Dr. Carl-Heiner Schmid (Heinrich Schmid GmbH & Co.KG).

Herausgeber: Wiley-VCH
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
ISBN-13: 978-3527510313
Preis: 19,99 EUR

Leistung, Vorbereitung

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Foto: Wiley-VCH

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