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Die größten Missverständnisse über Scrum

ERP Lösungen, Scrum
Gastbeitrag von Sarah Berger

Der Begriff Scrum ist in der agilen Welt nicht mehr wegzudenken. Scrum bezeichnet eine Projektmanagementmethode für das agile Arbeiten. Es wird hauptsächlich in der agilen Softwareentwicklung eingesetzt. Scrum ist ein Rahmenwerk für die Zusammenarbeit von Teams basierend auf agilen Prinzipien. Es definiert Rollen, Artefakte und Meetings, welche dem Team Struktur geben. Es gibt sehr viele Bücher und Schulungen zum Thema Scrum. Das Internet ist voll von Informationen zum Scrum-Framework.

Allerdings gibt es viele Missverständnisse zum Thema Scrum. Diese sorgen dafür, dass Scrum oft nicht den Erfolg bringt, welcher anfangs erhofft wird. Damit der Einsatz von Scrum zum Erfolg wird, habe ich die größten Missverständnisse über Scrum aufgearbeitet.

Ein Product Owner ist ein Projektmanager

Die Aufgaben des Product Owners sind nicht die eines Projektmanagers. Schließlich wird ein Produkt entwickelt und nicht an einem Projekt gearbeitet.

Ein Product Owner verantwortet die Produktvision. Das Aufgabengebiet eines Product Owners beschäftigt sich viel mit dem Kundennutzen und der Priorisierung der Features im Backlog.

Scrum ist gleich Agilität

Der Begriff Agilität beinhaltet viel mehr als eine Projektmanagementmethode. Es geht dabei viel mehr um Arbeitsweisen und das sogenannten „Mindset“. Eine Organisation kann Scrum einsetzen für die Produktentwicklung und trotzdem nicht agil arbeiten.

Beispielsweise, wenn das Konzept vom Minimum Viable Products nicht verstanden ist und es keine Kundeninteraktionen gibt. Das Gleiche gilt, wenn Softwareprodukte bereits Jahre vorausgeplant werden und die Umsetzung mit Scrum erfolgt. Es bleibt dabei kein Spielraum, um agil auf Veränderungen und neue Erkenntnisse zu reagieren.

Scrum bedeutet Chaos und hat keine Regeln

Das Scrum-Framework beschreibt ziemlich genau wie die Umsetzung funktioniert. Im Scrum-Guide werden klare Rollen und deren Aufgabengebiete beschrieben. Des Weiteren gibt es genaue Definitionen von Meetings und deren Inhalt. Ebenso ist genau festgehalten, welche Artefakte während der Arbeit zu erstellen sind.

Durch die klaren Vorgaben hinsichtlich Meetings, Artefakten und Rollen kann fast gar kein Chaos entstehen. Viel mehr gibt Scrum einen klaren Leitfaden für alle Beteiligten.

Der Scrum Master räumt Schwierigkeiten aus dem Weg

Der Scrum Master hat eine sehr wichtige Rolle innerhalb des Scrum Teams. Die Person ist verantwortlich für die Einhaltung von Scrum nach dem Scrum-Guide.

Die Aufgabe eines Scrum Masters ist es jedoch nicht dafür zu sorgen alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Viel mehr beinhaltet die Rolle aber, dass die Teammitglieder einen Raum haben sich zu über die Schwierigkeiten auszutauschen und Lösungen zu finden.

Der Scrum Master macht auf die Schwierigkeiten aufmerksam und kann zwischen den Parteien vermitteln. Der Aufgabenbereich umfasst jedoch nicht die Lösung aller Schwierigkeiten.

Scrum muss nach Lehrbuch umgesetzt werden

Der Scrum-Guide gibt sehr konkrete Anweisungen wie Scrum umzusetzen ist. Das kann ein Vorteil sein, muss es aber nicht. Organisationen und Teams orientierten sich manchmal zu stark am Scrum-Guide und versuchen alles genaustens umzusetzen.

Scrum ist jedoch kein Selbstzweck. Es hilft Orientierungen zu geben und agiert als Framework für agiles Arbeiten. Jedes Team hat andere Anforderungen und agiert in einem anderen Kontext. Es kann daher durchaus vorkommen, dass nicht alle Termine, Artefakte oder Rollen so gelebt werden, wie es der Scrum-Guide vorgibt. Es ist auch möglich, dass zusätzliche Rollen oder Termine benötigt werden.

Scrum geht davon aus, dass alle benötigen (Entscheidungs-)Kompetenzen im Team vorhanden sind. Das ist insbesondere in größeren Organisationen so gut wie nie der Fall. Daraus ergeben sich Wartezeiten und Verzögerungen, auf die der Scrum-Guide nicht eingeht. Hier müssen spezielle Lösungen gefunden werden und auch vom Lehrbuch abgewichen werden.

Mit Scrum geht alles viel schneller

Die Einführung von Scrum ist kein Selbstzweck. Organisationen erhoffen sich mit der Einführung von Scrum oder der Agilität im Allgemeinen, dass Projekte zukünftig schneller umgesetzt werden. Scrum bedeutet jedoch nicht, dass die gleichen Projekte mit der gleichen Kapazität zukünftig nur die Hälfte der Zeit benötigen.

Scrum kann dabei helfen flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Das ist besonders hilfreich, wenn das Endergebnis nicht klar ist und die Anforderungen sich verändern können. Scrum kann ebenfalls helfen die Effektivität des Teams zu verbessern. Zum Einem durch die Selbstorganisation des Teams, aber auch durch die kürzeren Kommunikationswege.

Es kann sogar passieren, dass Scrum von außen betrachtet ein Projekt verlangsamt. Durch die Abstimmungen erhöht sich zwar die Transparenz, allerdings benötigt das einen kontinuierlichen Abstimmungsaufwand. Dieser Aufwand zahlt sich aber aus, da dadurch weniger böse Überraschungen in der Zukunft lauern.

Scrum ist überall sinnvoll

Es gibt Arbeitsumgebungen, in denen sind agile Arbeitsweisen wie beispielsweise in Form von Scrum nicht sinnvoll.

Beispielsweise in Projekten, in denen das Endergebnis und die Anforderungen klar sind. Es gibt keine komplexen Fragestellungen und unerwarteten Ereignisse. Das Team ist sehr gut eingespielt und der Kunde, sowie das Marktumfeld ist bereits bekannt.

In solchen Situationen, in denen jeder genau weiß, was er zu tun hat, wie das Produkt aussehen soll und wie der Weg dorthin ist, gibt es bessere Projektmanagementmethoden als Scrum. Es ist daher wichtig darauf zu achten, in welchem Kontext man arbeitet und welche Herausforderungen das Team hat.

Die Autorin

Sarah BergerSarah Berger beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Entwicklung von digitalen Produkten und Services. Sie ist die Gründerin und Geschäftsführerin der Biberei. Der Purpose ihres Unternehmens ist es Unternehmen und GründerInnen mehr Mut für Digital zu machen.

Neben ihrer Leidenschaft für digitale Produkte ist sie Befürworter für neue Leadership-Ansätze und agile Arbeitsmethoden. Sie ist studierte Wirtschaftsinformatikerin und hat einen MBA in Entrepreneurship & Innovation Management.

Missverständnisse über Scrum

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