Personal & Weiterbildung, Management & Controlling
Kommentare 2

Angst ist Gift für den Unternehmenserfolg

Angst
Gastbeitrag von Anne M. Schüller

Angst ist der größte Leistungskiller – und der Feind des Erfolgs. Denn verängstigte Mitarbeiter haben die unangenehme Eigenschaft, allerhöchstens mittelmäßige Arbeit abzuliefern. Wo Angst regiert, haben Kreativität und Innovationen keine Chance, weil Angst das Denken blockiert. Deshalb ist es vor allem die Angst, die aus den Unternehmen verschwinden muss.

Die Glücksforschung weiß längst, dass Menschen mit Glücksgefühlen über sich hinauswachsen und ihre Leistungsfähigkeit um bis zu 100 Prozent steigern können. Umgekehrt sinkt die Performance von Menschen mit Dauerstress auf unter 50 Prozent. Denn Angst, Druck und Schrecken schränken jede kognitive Hirntätigkeit ein.

„Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben“, schreibt der Psychoneuroimmunologe Joachim Bauer in seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit“*.

Ausgehend von neuesten neurowissenschaftlichen Befunden postuliert er das Bild eines auf Kooperation ausgerichteten Menschen. „Die Motivationssysteme schalten ab, wenn keine Chance auf soziale Zuwendung besteht, und sie springen an, wenn das Gegenteil der Fall ist, wenn also Anerkennung oder Liebe im Spiel ist“, schreibt er auch.

Wenn Arbeit also mit Angst besetzt ist, verstößt dies gegen grundlegende Erkenntnisse der Hirnforschung. Mit Angst im Nacken laufen wir zwar schneller, aber nur ein ganz kurzes Stück. Danach sind wir völlig ausgepowert. Und nichts will mehr gelingen.

Die Amygdala: unser Gefahrenradar

Angst kommt in vielen Schattierungen daher. Sie kann eine freundliche Warnerin sein, die uns schützt. Sie kann uns auch kurzzeitig zu Höchstleistungen führen. Dauerangst hingegen versetzt den Körper in permanente Alarmbereitschaft, sie mindert seine Leistungskraft und ruiniert unsere Gesundheit.

Haben wir Angst, dann ist in unserem Oberstübchen die Amygdala in Aktion. Sie untersucht alle Ereignisse, die auf uns einwirken, höchst wachsam auf emotional wichtige Faktoren. Sie ist unser Frühwarnsystem, unser neuronales Radar für bedrohliche Situationen und potenzielle Gefahren.

Sie registriert jede Bewegung und hört das schier unhörbare Rascheln im Gebüsch. Sie interpretiert die Bedeutung nonverbaler Mitteilungen – und jede Veränderung in der Stimme. Sie sondiert unaufhörlich die Mimik Anderer und decodiert vermeintliche Absichten. Denn jede Stimmungsschwankung zeigt sich mehr oder weniger hauchzart durch Mikrobewegungen der Gesichtsmuskulatur.

Eine gut trainierte Amygdala schöpft rechtzeitig Verdacht. Sie entlarvt Falschheit und Manipulation. Sie spürt Bedrohungen kommen und sorgt blitzschnell für die passende Reaktion: panikartige Flucht, dosierter Angriff oder atemloses Erstarren – je nachdem, was gerade die passendste Lösung ist.

Angst lähmt, zerstört und macht dumm

Denken dauert und das ist im Angesicht großer Gefahr wenig hilfreich. Deshalb werden über zerebrale Botenstoffe die Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Hirnzellen, die so genannten synaptischen Spalten, blockiert. Dort können die Hirnströme dann nicht mehr ungehindert fließen und wir können nicht mehr klar denken. Nur simple Routinen können dann noch abgespult werden.

Angst kann uns kurzzeitig aus der Reserve locken und an die Grenzen unserer Möglichkeiten führen. Doch sie paralysiert auch und zerstört. Dauerangst versetzt den Körper in permanente Alarmbereitschaft, sie mindert seine Leistungskraft und führt in den Burnout. Wer Angst hat, reduziert auch seine Lernfähigkeit und macht Fehler.

Übellaunige, einschüchternde, herumkommandierende, machtbesessene, pathologische Manager stellen für Mitarbeiter eine permanente Bedrohung dar. Sie signalisieren dem Gehirn: Lebensgefahr. Dies führt zu einer Explosion der Stresshormone. Und die Autoritätsangst, die solche Chefs produzieren, lässt Mitarbeiter wie gelähmt am unteren Ende ihres Potenzials zurück. Allenfalls geht dann noch „Dienst nach Vorschrift“.

In den Zeiten der Industriegesellschaft führte ein Klima der Angst bisweilen noch zum Erfolg, da damals die Arbeiter nicht denken, sondern nur spuren mussten. Untergebene allerdings, die wie Marionetten ihr Standardprogramm abspulen, können Unternehmen heute kaum mehr gebrauchen. Sowas erledigt von nun an Kollege Computer.

Kreativität kann nur in heiteren Hirnen gedeihen

In Zukunft wird vornehmlich für Denkleistung bezahlt. Kreativität ist die Schlüsselressource der Zukunft. Das geistige Know-how ist unser größtes Wettbewerbsplus. In wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaften ist ein engagierter, situativer, flexibler und hochwertiger Output gefragt.

Doch Kreativität braucht Heiterkeit – und Weite im Hirn. Zwischen den Synapsen muss es verstopfungsfrei fließen. Will heißen: Kopfarbeiter brauchen freundliche und inspirierende Chefs. Nur dann können und wollen sie ihr intellektuelles Potenzial der Firma voll und ganz zur Verfügung stellen.

Anhaltende Missstimmung hingegen bindet Energie an der falschen Stelle. Und sie sabotiert die Fähigkeit des Gehirns, sein Bestes zu geben. Druck verengt den Denkapparat und fabriziert den gefürchteten Tunnelblick. Nur, wem es gut geht, kann also Ideenreichtum entwickeln und Außergewöhnliches vollbringen.

Wo Angst regiert, hat Höchstleistung keine Chance

Wer Angst hat, fühlt sich klein und minderwertig, und das strahlt auf alles ab, was er tut. Dies drückt sich meist so aus, dass die Mitarbeiter kaum mehr bereit sind, offen ihre Meinung zu sagen, neue Ideen einzubringen, kooperativ zusammenzuarbeiten, neue Herausforderungen anzunehmen oder die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern. Vielmehr werden sie mürrisch und verletzlich, sie schieben Frust und gehen in die Opferhaltung.

Sie werden lustlos und die Widerstandsfähigkeit sinkt. Sie begeben sich in den Zustand des angepassten Ja-Sagens, dann in die freizeitorientierte Schonhaltung, dann in die innere Kündigung und den Boykott. Insgesamt werden die Fehlzeiten steigen, Frustration, Misstrauen und Mobbing nehmen zu, die Fluktuation weitet sich aus.

Nichts von all dem können sich Unternehmen heute noch leisten. Sie benötigen die volle Kraft des geistigen Knowhows ihrer Leute. Freundlichkeit als Führungstugend bewirkt weit mehr als Drohungen und Aggression. Es ist also vor allem die Angst, die aus den Unternehmen verschwinden muss. Sie ist der größte Leistungskiller.

Die Autorin

Anne M. Schüller

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenzentrierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events.

2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk Linkedin wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint Institut bildet zertifizierte Touchpoint Manager und zertifizierte Orbit-Organisationsentwickler aus.

www.anneschueller.de

Bücher von Anne M. Schüller

Titel: Zukunft meistern: Das Trend- und Toolbook für Übermorgengestalter*

Inhalt: Sie wollen die Zukunft meistern? In diesem Buch steht, wie das geht. Der erste Schritt: Zukunftsverständnis entwickeln, Szenarien erstellen und mithilfe von Zukunftsbildern erkunden, wie die Welt in fünf, in zehn oder gar zwanzig Jahren aussehen könnte. Der zweite Schritt: Nicht irgendwann, sondern jetzt mit Mut und Tatkraft beginnen, den Wandel aktiv mitzugestalten. Was wir heute tun oder lassen, entscheidet darüber, wie es uns fortan ergeht. Wer mit wachsamem Optimismus an die Zukunft herantritt, dem zeigt das Buch eine Fülle neuer Geschäftsmodelle, die unsere Wirtschaft nach vorne bringen.

Die mehrfach preisgekrönte Autorin und Keynote-Impulsgeberin Anne M. Schüller richtet in diesem Werk den Blick weit nach vorn. Es ist ein Trend- und Toolbook zugleich. Für vielerlei Branchen enthüllt es die Zukunftstrends der nächsten Dekade. Zudem zeigt es detailliert, wo es weiterhin hakt und in welche Richtung wir loslaufen sollten, weil erstklassige Chancen dort auf uns warten. Die LeserInnen werden Dingen begegnen, die es heute noch gar nicht gibt, manchem, was gerade entsteht, und vielem, was wir dringend anpacken müssen. Es ist eine Entdeckungsreise zu PionierInnen, InnovatorInnen und ÜbermorgengestalterInnen. Sie sind die wichtigsten Menschen in einer Gesellschaft, die die Zukunft erreichen will.

Herausgeber: GABAL; 1. Edition (25. Januar 2024)
Gebundene Ausgabe: 232 Seiten
ISBN-13: 978-3967391817
Preis: 29,90 EUR

Titel: Das Touchpoint-Unternehmen: Mitarbeiterführung in unserer neuen Businesswelt*

Inhalt: Mitarbeiterführung vom Kopf auf die Füße gestellt Wir stecken mitten drin im größten Change-Prozess aller Zeiten. Die Macht ist zu den Mitarbeitern gewandert. Top-down ist passé. Inside-out auch. Unternehmensprozesse beginnen heute beim Kunden, führen über die Mitarbeiter hin zum Management. Outside-in-bottom-up heißt von nun an der Kurs. Die Unternehmen müssen den Sprung vom Pyramidensystem zur Netzwerk-Organisation im Eiltempo schaffen. Um am Markt überhaupt punkten zu können sind Innovationen zunächst im firmeninternen Zusammenspiel dringendst vonnöten. Mitarbeiterführung muss neu gelernt werden. Die digitale Transformation, neue Arbeitsmodelle und die zuströmenden Digital Natives lassen den Unternehmen keine andere Wahl. Nach ihrem mehrfach preisgekrönten Bestseller Touchpoints stellt Anne M. Schüller in diesem Buch Mittel und Wege vor, mit deren Hilfe sich die neue Arbeitswelt meistern lässt:

  • Die sieben Schlüsselaufgaben, die jetzt zu bewältigen sind
  • Führungskonzepte für die Mitarbeiter von heute und morgen
  • Ein Schritt-für-Schritt-Instrumentarium, um die Interaktionspunkte zwischen Mitarbeiter, Führungskraft und Organisation zu perfektionieren

Pointiert, unterhaltsam und verständlich geschrieben hat dieses Buch alles, um Unternehmern und Führungskräften ein praxisorientierter Wegweiser in die Zukunft zu sein.

Herausgeber: GABAL
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
ISBN-13: 978-3869365503
Preis: 29,90 EUR

Titel: Bahn frei für Übermorgengestalter!: 25 Quick Wins für Innovatoren und Zukunftsversteher*

Inhalt: Das Buch zeigt 25 rasch umsetzbare Initiativen und weit über 100 Aktionsbeispiele, um zu einem Überflieger der Wirtschaft zu werden. Kompakt und sehr unterhaltsam veranschaulicht es jedem, der helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten, die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei Bereichen: Wie machen wir die Menschen stärker, das Zusammenarbeiten besser und die Innovationskraft im Unternehmen größer.

Herausgeber: GABAL
Taschenbuch: 216 Seiten
ISBN: 978-3967390933
Preis: 24,99 EUR

Angst

Pin it!

2 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Jan Alexander sagt

    Hallo,
    ich wollte fragen, ob es einen Arbeitsplatz gibt, an dem man offen seine Meinung sagen kann.
    Das waere gut.
    Ich kenne es aus meinem Umfeld nur nicht.
    Mit freundlichen Grueßen
    Alex

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn Du wissen möchtest, welche Daten wir beim Hinterlassen eines Kommentars speichern, schau bitte in unsere Datenschutzerklärung.