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Im Auge des Sturms – ein Ausweg aus dem Krisenmodus

Krisenmodus, im Auge des Sturms
Gastbeitrag von Lena Lührmann

Eine Krise jagt die nächste, eine Baustelle nach der anderen reißt im eigenen Unternehmen auf. Lieferprobleme, nicht mehr funktionierende Prozesse, Arbeitsbelastungen, Quarantäneverordnung – ein toxischer Cocktail führt zu ausgebrannten High-Performern, Verlust wichtiger Schlüsselpersonen durch Langzeiterkrankung oder Kündigung und der Fachkräftemangel gießt noch Benzin ins Feuer. Unternehmern schwirrt der Kopf, um sie herum beginnt alles zu bröckeln und für manch einen mag es sich anfühlen, als stehe an jeder Stelle im Unternehmen irgendetwas in Flammen. Sie wissen kaum, wo man anfangen soll – es brennt einfach überall, ständig steht jemand mit dem nächsten Problem in der Bürotür und nebenbei muss irgendwie das Tagesgeschäft am Laufen gehalten werden.

Und als Unternehmer möchte man sich manchmal am liebsten einfach in sein Büro verkriechen, kurz die Tür zu machen und Ruhe haben, während draußen der Sturm tobt. Ein Ausweg aus dem Krisenmodus muss her.

Kleine Lichtblicke statt alles auf einmal

Sie können nicht alles retten und schon gar nicht auf einmal. Aber Sie können Lichtblicke schaffen, die allen im Unternehmen einen Grund geben, um weiterzumachen. Schaffen Sie Hoffnung mithilfe kleiner Impulse und fangen Sie Ihre Mannschaft in kleinen Schritten wieder ein.

  1. Halten Sie kurz inne. Atmen Sie tief durch, schreien Sie ein letztes Mal “scheiße!” und entledigen Sie sich dann dem inneren Protest und Frust, warum das alles gerade überhaupt so ein Mist ist. Nehmen Sie an, dass gerade alles so unrund läuft. Aus dieser Akzeptanz entschließen Sie sich, Lichtblicke zu schaffen – denn das große Ganze ist jetzt heute und hier sowieso nicht vollständig lösbar.
  2. Nehmen Sie sich drei Themen vor, auf die Sie in persona heute Einfluss nehmen können, z.B. die drohenden Kündigungen durch Frust in der Produktion, den cholerischen Produktionsleiter der aktuell mit der Verbalpeitsche durch das Unternehmen rennt und die den Tränen nahe Personalleitung, auf der sich die Panik aller Führungskräfte ablädt, die ihre Stellen nicht besetzt bekommen.
    1. Laden Sie die Produktionsmitarbeiter ein und ermöglichen Sie ihnen, ihre Sorgen direkt bei Ihnen abzuladen. Hören Sie gut zu, signalisieren Sie, dass Sie die Sorgen ernst nehmen. Seien Sie ehrlich und teilen Sie mit, dass nicht alle Wünsche zeitnah umsetzbar sein werden, erbitten Sie Geduld und konkrete Vorschläge, wie man es umsetzen könnte. Verzichten Sie auf die Belehrung “dass es jetzt eben Krise sei”, sondern sehen Sie die Menschen in ihren Sorgen. Meiner Erfahrung nach können Sie allein mit solch einem Gespräch, in welchem man sie als bemüht, interessiert und menschlich wahrnimmt, aktiv Kündigungen verhindern. Nutzen Sie die Ideen der Mitarbeiter zur Lösung, oft sind die Bedürfnisse weit einfacher zu lindern, als man sich das im Führungskreis vorgestellt hat.
    2. Bestellen Sie Ihren Produktionsleiter zum Personalgespräch ein. Reflektieren Sie, dass dieser durch seinen verbalen Druckaufbau gerade nicht zur Lösung beiträgt, sondern im Gegenteil weitere Krankmeldungen verursacht. Helfen Sie ihm zu einem Perspektivwechsel: “Die Mitarbeiter, die du gerade zur Schnecke machst, sind doch die, die jeden Tag pünktlich antreten – sie haben sich nicht krankgemeldet, nicht gekündigt. Sie stehen jeden Tag wieder zuverlässig und geschlossen da und kämpfen für uns. Genau diese Kollegen für nicht erreichte KPIs verantwortlich zu halten, ist unfair – sie verdienen ein Danke fürs Durchhalten”. Allein dieser Blickwechsel hilft dem Produktionsleiter, mit seinem eigenen Frust und Druckempfinden anders umzugehen. Signalisieren Sie Ihre Erwartungshaltung an ihn als Führungskraft, seiner Rolle fair und reflektiert gerecht zu werden.
    3. Bestellen Sie die Personalleitung ein und signalisieren Sie: Wenn wir keine Fachkräfte für uns begeistern können, müssen wir herausbekommen, warum das so ist. Fragen Sie sie nach ihren Gedanken, was geändert werden sollte. Sie wird Ideen haben: Änderungen der Stellenanzeigen, Budgets für die Ausschreibungen, kreative Ansätze in Gehaltsextras oder regionale Aktionen. Erfahrungsgemäß entsteht der Frust der Personalleitungen dadurch, dass alle nach frischem Personal schreien, aber keine der verantwortlichen Führungskräfte die Bereitschaft zeigt, die Stelle an die neuen Bedürfnisse von Fachkräften anzupassen. Die Personalleitung könnte das Problem vielleicht lösen, muss sich aber oft an veraltete Parameter im Recruiting und Bewerbungsprozess halten und sie schafft es ohne Ihre Hilfe nicht, die alten Denkweisen in den Führungskräften aufzubrechen.

Im Kleinen neue Kraft schöpfen für die großen Themen

Diese drei Beispiele zeigen deutlich, wie wichtig es ist, emotionale Faktoren zu adressieren, um Lichtblicke zu erzeugen. Allein das dadurch entstehende Gefühl “endlich gehört worden zu sein”, “nicht mehr allein vor einem scheinbar unlösbaren Problem zu stehen” kann die betroffenen Mitarbeitenden wieder beflügeln, sich selbst als Teil der Lösung und vor allem wirksam zu erleben.

Das alles kann dazu beitragen, dass der Sturm um Sie herum an Stärke verliert. Sie und Ihre Mitarbeitenden erleben, dass im direkten Austausch Probleme noch immer lösbar bleiben. Und aus der Hoffnung, die Sie durch diese Schritte in den Menschen ausgelöst haben, kann neue Kraft und Motivation für die großen Aufgaben entstehen, die für die Bewältigung einer Krise notwendig sind.

Der Ausweg aus dem Sturm fängt mit Ihrer inneren Haltung an.

Die Autorin

Lena LührmannLena Lührmann ist Unternehmensberaterin, Autorin und Expertin für Innovation, Transformation und Zukunftssicherung im Mittelstand. Wenn frische Ideen jetzt genau das Richtige wären, der Wettbewerb dicht auf den Versen ist, ausgetretene Wege verlassen werden müssen oder Innovation im Alltagsgeschäft versandet – braucht es Lena Lührmann und ihr Team von Visionsalive. Lena Lührmann ist eine ungewöhnliche Mischung aus Kreativität, Persönlichkeit und konsequenter Macher-Mentalität.

Unternehmen, die sie und ihr Team an Bord holen, bekommen individuelle und echte Hands-on-Lösungen, mit denen Innovation vorangebracht wird. Mit unkonventionellen Herangehensweisen und außergewöhnlichen Ideen sowie einer unternehmensübergreifenden Vernetzung bekommen Innovationsbestreben einen neuen Drive und aus Theorie wird gelebte Innovation.

Das Buch zum Thema

Titel: Innovation leben!: Wie Sie in Ihrem Unternehmen Zukunftspotenziale erkennen, beurteilen und heben[/aff]

Inhalt: Innovation ist ein Wettlauf gegen Mitbewerber und gegen die große überall lauernde Unbekannte, die Überflüssigwerdung. Der Druck im Nacken, auch zu denen an der Spitze zu gehören, die schlaflosen Nächte, wenn man merkt, dass das Innovationsbestreben wieder mal vertagt worden ist, weil es, oberflächlich betrachtet, nicht drängt. Die Angst, dass man eines Morgens aufwacht, der Markt gekippt ist und man von heute auf morgen von einem 10 Personen Start-up aus einer Garage in Wanne-Eickel überholt worden ist.

Dieses Buch hilft, aus einer anderen Perspektive auf das Thema Innovation zu blicken – und zwar auf allen Hierarchie-Ebenen und aus Sicht verschiedener Bereiche, in denen Innovationen eine Rolle spielen. Es beleuchtet, woran Innovation immer noch und immer wieder scheitert, obwohl alle notwendigen Techniken und Budgets aufgefahren wurden.

Lena Lührmann zeigt, was auf Bauch- und Kopfebene, zwischenmenschlich und haptisch passiert, wenn Menschen an Innovation denken oder sich damit befassen. Sie möchte so das Bewusstsein bei Führungskräften und Entscheidern in Unternehmen dafür wecken, was ihre Mitarbeiter in Sachen Innovation leisten oder auch nicht. Nur wenn die Leser sich selbst und ihr Unternehmen in dieser Hinsicht verstehen, werden sie in der Lage sein, aus allen wirklich großartigen Techniken die für sie passende herauszufinden. Anhand vieler „Aha-Momente“ werden sie die im Buch beschriebenen Problematiken aus der Praxis in ihrem eigenen Unternehmen identifizieren und angehen können.

Ziel soll sein:

  • Innovationsfähigkeitslevel beurteilen,
  • Innovationchancen erkennen,
  • Innovation mitmachen,
  • Innovation beurteilen,
  • Innovation leben, ganz natürlich aus dem Selbstverständnis des Unternehmens heraus.

Jedes Kapitel umfasst drei Aspekte, um sich dem Thema zu nähern: Key Aussagen, Fakten und Lösungen, persönliche Erlebnisse der Autorin.

Herausgeber: Wiley-VCH
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
ISBN-13: 978-3527511068
Preis: 24,99 EUR

Krisenmodus, im Auge des Sturms

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