Ab und zu braucht der Unternehmer mehr Geld, als er auf dem Konto hat. Das ist normal ;-) Ein Lösungsweg ist die Aufnahme eines Darlehens – aber Darlehensarten welche gibt es? Was sind die Unterschiede?
In diesem Artikel gebe ich einen kurzen Überblick über die gängigsten Darlehensarten und ihre jeweiligen Besonderheiten. Natürlich inklusive eines Rechenbeispiels zur Verdeutlichung.
Im Prinzip läuft es immer gleich: ich leihe mir einen bestimmten Betrag zu einem festgelegten Zinssatz und muss diesen dann zzgl. Zinsen spätestens am vereinbarten Stichtag zurückzahlen.
Die Unterschiede zwischen den Darlehensformen bestehen in den Zahlungszeitpunkten der Zins- bzw. Tilgungsbeträge.
Inhalt
Fälligkeitsdarlehen
Dies ist die einfachste Form des Darlehens.
Man leiht sich eine Summe X zu einem festen Zinssatz. Monatlich werden lediglich die Zinsen gezahlt und am Laufzeitende erfolgt dann die Rückzahlung des gesamten Darlehensbetrages auf einen Schlag.
- Vorteil: die monatliche Belastung ist sehr gering ;-)
- Nachteil: man muss daran denken, dass man das Darlehen zurückzahlen muss und rechtzeitig beginnen das Geld auf die hohe Kante zu legen…
Rechenbeispiel:
Darlehenskonditionen:
- Darlehenssumme = 10.000 EUR
- Beginn = 01.01.2013
- Laufzeit = 5 Jahre
- Zinssatz = 5% / Jahr
Zahlungsflüsse:
- Zahlungseingang auf meinem Girokonto = 10.000 EUR am 01.01.2013
- Monatliche Belastung = 10.000 EUR x 5% / 12 = 41,67 EUR
- Zinsbelastung insgesamt = 10.000 EUR x 5% x 5 Jahre = 2.500 EUR
- Rückzahlung = 10.000 EUR am 31.12.2017

Fälligkeitsdarlehen
Annuitätendarlehen
Die monatliche Rate, die an den Darlehensgeber gezahlt wird, ist während der gesamten Laufzeit gleich. Sie besteht aus einer Mischung von Zinszahlung und Tilgung. Dabei steigt während der Laufzeit der Tilgungsanteil und der Zinsanteil der Monatsrate sinkt.
- Vorteil: die konstante monatliche Belastung ist gut zu planen und am Ende wartet keine „große“ Überraschung.
- Nachteil: die monatliche Belastung ist natürlich höher als beim Fälligkeitsdarlehen und die Berechnung ist viel komplizierter.
Rechenbeispiel:
Ich könnte euch jetzt die komplizierte Formel zur Berechnung der Monatsrate und der Verteilung von Zins- und Tilgungsanteil vorrechnen, aber da gibt es wirklich gute Seiten im Internet, die das für einen übernehmen. Manche sogar mit fertigen Excel-Vorlagen, die beim Rechnen helfen ;-)
Oder doch lieber selber rechnen? OK!
Darlehenskonditionen:
- Darlehenssumme = 10.000 EUR
- Beginn = 01.01.2013
- Laufzeit = 5 Jahre
- Zinssatz = 5% / Jahr
Zahlungsflüsse:
- Zahlungseingang auf meinem Girokonto = 10.000 EUR am 01.01.2013
- Jährliche Belastung (Annuität) = 10.000 EUR x 5% x (1 + 5%)5 / ((1 + 5%)5 – 1) = 2.309,75 EUR
- Noch mal in Worten:
Kreditsumme x Zinssatz x (1 + Zinssatz)Laufzeit / ((1 + Zinssatz)Laufzeit – 1) - d.h. monatliche Belastung = 2.309,75 EUR / 12 = 192,48 EUR
- Zinsbelastung insgesamt = 1.548,74 EUR (geringer als beim Fälligkeitsdarlehen, da ja von Beginn an getilgt wird und so die geliehene Summe stetig abnimmt)
- Rückzahlung = der Tilgungsanteil ist in der monatlichen Rate enthalten, so dass am 31.12.2017 kein Restbetrag mehr offen ist

Annuitätendarlehen
Tilgungsdarlehen
Bei dieser Art des Darlehens bleiben die monatlichen Tilgungsraten konstant. Das führt dazu, dass sich der monatlich zu zahlende Zinsbetrag ständig ändert. Denn die Zinsen werden natürlich dem jeweiligen Restkreditbetrag angepasst.
- Vorteil: da die monatlich zu zahlenden Zinsen sinken, sinkt auch die Monatsrate ständig. Außerdem ist durch die konstante Tilgung immer ein guter Überblich über die Restschuld möglich.
- Nachteil: auch hier erfordert es einige Rechnerei, um die monatliche Rate zu ermitteln, da die Zinsen ständig neu berechnet werden müssen.
Rechenbeispiel:
Darlehenskonditionen:
- Darlehenssumme = 10.000 EUR
- Beginn = 01.01.2013
- Laufzeit = 5 Jahre
- Zinssatz = 5% / Jahr
Zahlungsflüsse:
- Zahlungseingang auf meinem Girokonto = 10.000 EUR am 01.01.2013
- Jährlich Belastung = 10.000 EUR / 5 = 2.000 EUR zzgl. Zinsen auf die Restschuld (Jahr 1 = 500 EUR, Jahr 2 = 400 EUR, Jahr 3 = 300 EUR, Jahr 4 = 200 EUR und Jahr 5 = 100 EUR)
- d.h. monatliche Belastung (Näherungswerte, da ja eigentlich jeden Monat neu gerechnet werden muss):
- Jahr 1 = 2.500 / 12 = 208,33 EUR
- Jahr 2 = 2.400 / 12 = 200 EUR
- Jahr 3 = 2.300 / 12 = 191,67 EUR
- Jahr 4 = 2.200 / 12 = 183,33 EUR
- Jahr 5 = 2.100 / 12 = 175 EUR
- Zinsbelastung insgesamt = 1.500 EUR (noch geringer als bei den beiden anderen Darlehensformen, da ich in diesem Beispiel früher eine höhere Tilgung erreiche)
- Rückzahlung = auch hier ist am 31.12.2013 bereits der gesamte Darlehensbetrag getilgt

Tilgungsdarlehen
Zusammenfassung & Praxistipps zur Darlehenswahl
Darlehensart | Vorteile | Nachteile | Geeignet für |
---|---|---|---|
Fälligkeitsdarlehen |
|
|
Unternehmen mit saisonalen Einnahmen oder Kapitalbedarf |
Annuitätendarlehen |
|
|
Privatpersonen und Unternehmen, die auf feste Raten Wert legen |
Tilgungsdarlehen |
|
|
Personen oder Unternehmen mit hohem Anfangsbudget |
Welche Darlehensform die richtige ist, hängt stark von den individuellen Umständen ab. Gerade bei größeren Beträgen lohnt es sich, mehrere Angebote zu vergleichen und genau zu prüfen, welche monatliche Rate realistisch und tragbar ist, um das Darlehen sicher bedienen zu können.
Die vorgestellten Rechenmethoden für Fälligkeits-, Annuitäten- und Tilgungsdarlehen sind dabei universell anwendbar und bilden die Grundlage für nahezu alle Darlehensarten. Auch bei Spezialformen wie Forward- oder variablen Darlehen bleiben die Berechnungen gleich – Unterschiede ergeben sich vor allem aus den vertraglichen Konditionen und Zinsmodellen.
Mehr Informationen
Mehr Infos findet ihr auch in der Kategorie „Finanzen“ oder ihr werft einfach einen Blick in die anderen Teile unseres Mathematik-Kurses für Unternehmer:
Kaufmännisches Rechnen
Pin it!
Interessant, ihre Darlehensbeschreibung.
Ich hätte da gleich mal eine Frage : Ich möchte ein Bauspardarlehen vorzeitig zurückzahlen und nach Anfrage der Bausparkasse wurde mir der Rückzahlungsbetrag mit kompletten Zinsen bis zum Ablauf des Darlehens berechnet.
Ist das gesetzlich richtig, da ich durch vorzeitige Rückzahlung die Zinsen sparen wollte ?
Auch sollte ich noch die Kontoführungsgebühren die noch anfallen würden mit bezahlen, obwohl doch das Konto dann gar nicht mehr besteht.
MfG Günter
Hi Günther,
ich bin leider weder Rechtsanwalt noch Bankfachmann – sorry, da kenne ich die Gesetzeslage nicht genau.
VG
Heike
Hallo,
vielen Dank für die Beschriebungen der verschiedenen Darlehensarten.
Sie haben einen Fehler in der Berechnung für das Annuitätsdarlehen. Beim Einsetzen der Zahlen in die Formel von Ihnen, kommt ein anderes Ergebnis raus. Die richtige Formel lautet:
10.000 Euro × [(1,05^5 × 0,05) / (1,05^5– 1)] = 2309,75 €
Gruß,
Sulapo
Argh – da hat WordPress irgendwie die Darstellung geändert – muss ich mal korrigieren!
Danke für den Hinweis!
Viele Grüße
Heike
So – fertig :-)