Fast jedes Produkt braucht eine Verpackung – sie schützt vor Umwelteinflüssen, verlängert die Haltbarkeit und soll idealerweise auch noch gut aussehen. Neben Papier, Metall oder Glas zählt Kunststoff nach wie vor zu den am häufigsten eingesetzten Verpackungsmaterialien in Deutschland.
Doch die Kritik an Plastik wächst: Zu viele Verpackungen landen in der Umwelt, werden nicht recycelt oder bestehen aus Materialien, die nur schwer abbaubar sind. Unternehmen stehen damit zunehmend unter Druck – und suchen nach Lösungen, die wirtschaftlich und ökologisch tragfähig sind.
Zeit für eine Bestandsaufnahme: Wo macht Kunststoff noch Sinn – und wo nicht mehr?
Inhalt
- Vorteile von Kunststoffverpackungen
- Recycling – Theorie und Praxis
- Alternativen zu Kunststoff: sinnvoll, aber nicht immer besser
- Rechtliche Vorgaben: Druck durch Gesetzgeber wächst
- Worauf Unternehmen jetzt achten sollten
- Beispiele aus der Praxis: Wo Kunststoff punktet
- Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Vorteile von Kunststoffverpackungen
Kunststoff ist leicht, robust und vielseitig formbar – das macht ihn in vielen Bereichen so attraktiv:
- Geringes Gewicht spart Energie beim Transport.
- Bruchsicherheit ist in der Logistik und bei Veranstaltungen von Vorteil.
- Barriereeigenschaften schützen insbesondere Lebensmittel und Kosmetikprodukte.
- Flexibilität in Design und Anwendung – von Dosen über Flaschen bis hin zu Spendern.
Gerade bei Getränken mit Kohlensäure punktet die PET-Flasche durch ihre Fähigkeit, Druck auszuhalten und CO₂ nur langsam entweichen zu lassen. Auch bei Temperaturen zeigt Kunststoff sich widerstandsfähig – viele Verpackungen halten Abfülltemperaturen bis 85 °C aus.
Recycling – Theorie und Praxis
Rein technisch lässt sich Kunststoff gut recyceln. Doch der Haken liegt in der Praxis: Nicht jede Verpackung besteht aus reinem Kunststoff, nicht jeder Kunststoff ist recyclingfähig. Und: Nicht jeder Verbraucher trennt korrekt.
Die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen lag laut Umweltbundesamt 2022 bei rund 63 % – klingt gut, doch nur ein Teil davon wird zu neuen Verpackungen verarbeitet. Vieles landet in der energetischen Verwertung oder im Export.
Positivbeispiel: PET-Flaschen in Deutschland erreichen Rücklaufquoten von über 90 %, viele davon werden tatsächlich im Kreislauf gehalten. Auch Textilunternehmen setzen zunehmend auf recyceltes PET, etwa für Outdoorbekleidung.
Alternativen zu Kunststoff: sinnvoll, aber nicht immer besser
Papier, Glas, Metall oder sogenannte Biokunststoffe gelten als Alternativen – doch auch hier lohnt ein differenzierter Blick:
- Papier ist biologisch abbaubar, aber weniger stabil – und oft mit Kunststoff beschichtet.
- Glas ist recyclingfähig, aber schwer und energieintensiv in der Herstellung.
- Bioplastik klingt gut, ist aber oft nur industriell kompostierbar – und verwirrt viele Konsumenten.
Der Schlüssel liegt in der gesamten Ökobilanz: Rohstoffgewinnung, Herstellung, Transport, Entsorgung – alles zählt. Und manchmal ist ein recycelbarer Kunststoff sinnvoller als ein schwer recycelbares „grünes“ Ersatzprodukt.
Rechtliche Vorgaben: Druck durch Gesetzgeber wächst
Seit Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes (VerpackG) 2019 sind Unternehmen verpflichtet, sich im Verpackungsregister LUCID zu registrieren und die Entsorgung ihrer Verpackungen zu finanzieren. Die Regelungen wurden in den letzten Jahren mehrfach verschärft.
Seit Juli 2021 sind viele Einwegkunststoffe verboten, z. B. Besteck, Strohhalme und Styroporboxen. Gastronomie, Einzelhandel und Produzenten müssen umdenken – und tun das vielerorts auch.
Ab 2025 gilt zudem: Einweg-Getränkeflaschen aus PET müssen zu mindestens 25 % aus Recyclingmaterial bestehen, ab 2030 sogar zu 30 %.
Worauf Unternehmen jetzt achten sollten
Wer Produkte verkauft, steht in der Verantwortung – ökologisch, aber auch wirtschaftlich. Das bedeutet:
- Verpackung analysieren: Welche Funktion hat sie wirklich? Was lässt sich einsparen?
- Materialwahl überdenken: Gibt es recyclingfähige Mono-Materialien?
- Lieferkette prüfen: Woher stammt das Verpackungsmaterial? Ist es zertifiziert?
- Kommunikation verbessern: Konsumenten achten zunehmend auf nachhaltige Verpackungen – Transparenz lohnt sich.
Beispiele aus der Praxis: Wo Kunststoff punktet
Trotz aller Kritik gibt es zahlreiche Anwendungsbereiche, in denen Kunststoff seine Vorteile ausspielt – sinnvoll eingesetzt und möglichst im Kreislauf gehalten:
- Seifenspender in Hotels und öffentlichen Einrichtungen: hygienisch, nachfüllbar, bruchsicher.
- Airless Spender für Kosmetik: schützen vor Verkeimung und verlängern die Haltbarkeit.
- Lebensmittelverpackungen wie Kanister, Eimer oder Schraubdosen: leicht, lebensmittelecht, heiß abfüllbar.
- Smoothie- oder Ölflaschen: wiederverwendbar, mit Dosierhilfen und Lichtschutzfunktion.
Doch wichtig ist: Wer Kunststoff einsetzt, muss Verantwortung übernehmen. Das heißt auch, über Rücknahmesysteme, Mehrwegoptionen oder Refill-Lösungen nachzudenken – und nicht einfach auf Wegwerfware zu setzen.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Kunststoff ist nicht per se schlecht – aber auch nicht automatisch nachhaltig. Entscheidend ist, wie er eingesetzt wird: clever, verantwortungsvoll und mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus. Unternehmen, die das erkennen und entsprechend handeln, positionieren sich zukunftsfähig.

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