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Warum der Standort das Einkommen von Softwareentwicklern nicht mehr beeinträchtigt

Softwareentwickler
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Das potenzielle Gehalt eines Softwareentwicklers wurde in der Vergangenheit stark von seiner Herkunft, bzw. Standort beeinflusst. Dies ändert sich nun zugunsten der Entwickler, aber warum?

Für eine lange Zeit waren die Gehaltsstrukturen von Software- und IT-Experten dem der restlichen Berufsgruppen der Region bzw. des Landes angepasst. So war es nicht unüblich das ukrainische Entwickler nur halt so viel Gehalt für Programmierarbeiten bekam wie ähnlich qualifizierte Entwickler aus London oder München.

Warum Softwareentwickler unterschiedlich viel verdienen

Traditionell beliebte Antworten wie: „Das Lohnniveau ist dort viel niedriger, weil sowieso alles billiger ist. Es ist für sie immer noch ein gutes Geschäft!“ oder „Es ist einfacher mit Entwicklern zu arbeiten die im selben Gebäude sitzen. Sie sind einfacher zu informieren, zu managen und arbeiten produktiver.“ haben heute kaum noch an Bedeutung. Wobei unter bestimmten Umständen ein Softwareentwicklungsteam in Präsenz Vorort durchaus sinnvoller ist.

Sofern das allerdings nicht der Fall ist und qualitativ gleichwertige Mitarbeiter international verteilt den selben Mehrwert bieten können, stellt sich die Frage, warum dies noch einen Unterschied in der Gehaltsfrage ausmacht.

Warum der Standort der Entwicklung nicht wichtig ist

Der Preis eines Produktes passt sich auch nicht an die finanzielle Situation des Käufers an, warum also das Gehalt für einen wirtschaftlich gleichbleibenden Mehrwert?

Dies sind ernsthafte Fragen, die sich Softwareentwickler aus Nearshore-Outsourcing-Standorten seit Jahren zu Recht stellen. Und jahrelang wurde dies mit einem Achselzucken und einem „Sorry, der Markt“ beantwortet.

Die gute Nachricht ist, dass sich der Markt schnell zugunsten von Remote- und insbesondere Offshore- und Nearshore-IT-Fachkräften verändert hat. Während des gesamten Jahres 2021 war die Knappheit auf dem Arbeitsmarkt, unter der mehrere Branchen leiden, auch auf dem für Softwareentwickler und andere hochqualifizierte IT-Berufe wie DevOps-Ingenieure deutlich zu spüren.

IT-Fachkräftemangel führt zu Gehaltserhöhungen

Der Talentpool an IT-Experten ist in etwa so groß wie vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie Anfang letzten Jahres. Doch die rasante Beschleunigung der digitalen Wirtschaft und der breit angelegte digitale Wandel haben die Nachfrage an Entwicklern in die Höhe schnellen lassen. Da das Angebot wenig elastisch ist, sind auch die Gehälter der Softwareentwickler in die Höhe getrieben.

Zwar haben Softwareentwickler überall von dieser Gehaltsinflation profitiert, allerdings hat sich die Kluft zwischen den Gehältern von IT-Fachkräften aus den wohlhabenden Industrieländern und jenen aus anderen Ländern deutlich verringert.

Was hat diesen rasanten Wandel ausgelöst?

Arbeitgeber müssen dringend die IT-Experten rekrutieren, die sie für ihre oft strategisch wichtigen Softwareentwicklungsprojekte benötigen. Da die Gehälter von Softwareentwicklern der mittleren bis oberen Ebene auf den heimischen Märkten bereits horrende Preise aufweisen, haben weitere Erhöhungen die Projektbudgets ernsthaft belastet. In einigen Fällen sogar ihre wirtschaftliche Lebensfähigkeit beeinträchtigt.

Viele Unternehmen, die bisher davon überzeugt waren, dass sie nur lokal ansässige Mitarbeiter einstellen wollten, haben diese Haltung gelockert. Dieser Übergang wurde durch die Tatsache erleichtert, dass die Entwickler vor Ort in den letzten beiden Kalenderjahren aufgrund von Pandemieeinschränkungen größtenteils auch Remote aus der Entfernung arbeiten mussten.

Dies hatte drei Auswirkungen:

  • Lokale Softwareentwicklungsteams, die jetzt auch remote arbeiten, überwinden einen Großteil der bisherigen Abneigung gegen die Zusammenarbeit mit Entwicklern, die in anderen Ländern sitzen. Der Wettbewerbsvorteil, der sich in viel höheren Gehältern niederschlug, ist dahin.
  • Eine längere Phase der Remote-Work in den letzten zwei Jahren hat die Einstellung zu ihrer Effektivität zwangsläufig verändert. Viele Arbeitgeber, die zuvor diesen Ansatz an Arbeitsverhältnis ablehnten, obwohl sie nur wenig Erfahrung in der Zusammenarbeit mit externen Teammitgliedern hatten, stehen diesem nun offen gegenüber.
  • Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nach erfahrenen, qualifizierten Entwicklern hat sich so weit verschoben, dass der Markt eher ein Markt für Entwickler als für Arbeitgeber geworden ist. Entwickler, die dem gewünschten Profil entsprechen, sind in einer sehr starken Position, um ihre Gehälter unabhängig von ihrem physischen Standort nach oben zu verhandeln.

Das Ergebnis ist dramatisch. Personalvermittler für Softwareentwickler, die im Ausland arbeiten, berichten von einer dramatischen Gehaltssteigerung in diesem Jahr. Im Juni vereinbarte Gehälter für Projekte, die im September oder Oktober beginnen sollten, wurden von den Entwicklern neu ausgehandelt. Regelmäßig wurden Erhöhungen von 20 bis 30 %, in manchen Fällen sogar noch höher, ausgehandelt.

Warum der Osten für IT-Projekte so beliebt ist

Einige Märkte waren stärker betroffen als andere, wobei Entwickler in Osteuropa, die für Arbeitgeber in Westeuropa aufgrund der bequemen Reiselogistik, der recht guten Englischkenntnisse und der Kompatibilität der Zeitzonen besonders attraktiv sind, sowie von der neuen Marktdynamik besonders profitierten.

Die Gehälter von Softwareentwicklern in der Ukraine sind am stärksten gestiegen – laut Personalvermittlern um weit über 30 % im Jahr 2021. Der Zustrom von Tech-Giganten wie Google, IBM, SAP, Samsung, Philips, Siemens und Huawei, um nur einige der größten zu nennen, die in den letzten Jahren große Niederlassungen in der Ukraine eröffneten und eine beträchtliche Anzahl von Entwicklern und anderen IT-Fachleuten einstellten, hat den Arbeitsmarkt erheblich verschärft und die Gehälter in die Höhe getrieben.

In Polen ist der Druck nicht ganz so groß, aber die Gehaltsinflation für Entwickler ist immer noch erheblich. Die Gehaltsspannen liegen in der Regel etwa 10-20 % unter denen in der Ukraine. Das Gleiches gilt für andere Märkte für IT-Talente in Osteuropa, darunter Rumänien, Bulgarien, Belarus und Serbien.

Während die Gehaltsspannen in Westeuropa auch eine gewisse Inflation erfahren haben, waren die Wachstumsraten viel geringer als in Osteuropa. Im Endeffekt liegen die Gehälter von Softwareentwicklern aus und mit Sitz in Osteuropa jetzt viel näher an denen von gleichwertig qualifizierten und erfahrenen Kollegen in Westeuropa. Die Zeiten, in denen Osteuropäer nur halb so viel verdienten, sind vorbei und werden wohl auch nicht wiederkommen.

Aussicht für IT-Outsourcing Unternehmen

Für Arbeitgeber, die bisher von der für sie günstigen Marktsituation profitiert haben, mag der Kostenanstieg schwer zu verdauen sein. Allerdings werden die meisten in der Lage sein, sie zu verkraften, ohne dass dadurch die wirtschaftliche Rentabilität von Softwareentwicklungsprojekten beeinträchtigt wird.

Und vielleicht profitieren sie sogar von motivierteren Remote-Mitarbeitern, deren Verdienst nicht mehr nur ein Bruchteil des Gehalts Ihrer Ausländischen Kollegen ist.

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