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AB Inbev schluckt SAB Miller – das schmeckt auch den Anlegern

Bier

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Der brasilianische Krösus Jorge Paulo Lemann ist mindestens 12 Milliarden Dollar schwer. Mit seiner Investmentgesellschaft 3G Capital verfolgt er offenbar einen ambitionierten Masterplan. Er will den größten Lebensmittel-Konzern der Welt schaffen. Er kontrolliert bereits Burger King und fädelte die Fusion von Heinz und Kraft Foods ein.

Vor allem aber ist Lemann der Hauptinvestor hinter dem in Belgien ansässigen Brau-Giganten AB Inbev. Aus den Sudkesseln der Brauerei-Gruppe kommen Top-Marken wie Budweiser oder Corona. In Deutschland gehören die Brauereien Becks, Franziskaner-Löwenbräu, Hasseröder oder Diebels zur Gruppe.

Bei AB Inbev regiert Lemanns Spitzenmann Carlos Brito. Der studierte Ingenieur führte das Unternehmen in kaum mehr als einem Jahrzehnt an die einsame Weltspitze mit 411 Millionen Hektolitern Ausstoß und 21 Prozent Marktanteil. Mergers & Acquisitions heißt die Wachstums-Strategie bei Lemann und Brito. Zur steten Freude der Anleger. Der Kurs der Aktie von AB Inbev hat sich seit 2010 nahezu verdreifacht und allein seit Jahresbeginn rund 30 Prozent zugelegt.

Zum größten Schluck der Firmengeschichte hebt Carlos Brito im Moment an. Für 98,74 Milliarden Dollar übernimmt AB Inbev die Nummer zwei der Bierwelt, den britischen Bierkonzern SAB Miller (Miller, Foster’s, Pilsner Urquell, Grolsch). Ein guter Deal für Miller-Aktionäre. Brito zahlt ihnen gut 50 Prozent über dem Schlusskurs des Papiers vom 14. September – dem Tag der Bekanntgabe der Übernahme. Mit einem Gesamtausstoß von 188 Millionen Hektolitern repräsentiert SAB Miller einen Weltmarktanteil von 9,6 Prozent. Künftig würde also weltweit jedes dritte Bier aus den Tanks von AB Inbev kommen.

Der Deal ist noch nicht im Fass, weil auch die Kartellbehörden noch zustimmen müssen. Als ausgemacht gilt, dass SAB Miller seine Mehrheitsbeteiligung am Joint Venture Miller Coors für 11,2 Milliarden Dollar an Molson Coors abgibt. Wahrscheinlich wird sich SAB Miller ebenso von den 49 Prozent am chinesischen Brauerei-Riesen China Ressources Snow trennen – der meistverkauften Biermarke der Welt.

Das Ziel der Ãœbernahme

AB Inbev verspricht sich von der Übernahme hauptsächlich einen massiven Ausbau der Präsenz auf dem Wachstumsmarkt Afrika. Dort ist SAB Miller bisher stark vertreten. In Nord- und Lateinamerika sowie im Asien-Pazifik-Raum wird die Marktmacht gestärkt. Europa ist für die Strategie von AB Inbev eher nachrangig.

Die Aussichten des Deals

Die Übernahme soll kurz- bis mittelfristig zu einer Optimierung des Cashflows und mehr Kosteneffizienz im fusionierten Unternehmen führen. Bier soll man gut gekühlt genießen. Als eiskalt gilt Carlos Brito, wenn es darum geht, Kosten zu senken und Synergie-Effekte umzusetzen. Alles was keine Miete zahlt, fliegt raus.

Brito hat sich nie gescheut, ganze Hierarchie-Ebenen und Privilegien zu streichen – etwa Luxusbüros oder Firmenjets für die Direktoren. Das Einspar-Potential wird von Branchen-Experten auf bis zu 2,3 Milliarden Dollar jährlich geschätzt. AB Inbev erwartet mindestens 1,3 Milliarden Dollar. Die stärksten Einspar-Potentiale entstehen bei Personal, Verwaltung und Vertrieb und natürlich ganz besonders im Einkauf. AB Inbev hat bereits in den letzten Jahren gezeigt, dass es große Übernahmen stemmen und die übernommenen Unternehmen effizient steuern kann.

Der Finanzmarkt hat Vertrauen in  die Übernahme und reagiert freundlich – die Aktie steigt.

Die Risiken der Ãœbernahme

Für den Deal leiht sich AB Inbev bei einem Bankenkonsortium  die Rekordsumme von 75 Milliarden Euro. So ein hoher Kredit zwingt zu schnellen Synergien in Milliardenhöhe, um die Summe schnell zurückzuführen. Carlos Brito überzeugte bereits bei vergangenen Groß-Akquisitionen durch eisenharte Sparpolitik. Weil er nach der Fusion von AmBev und Interbrew zur Inbev 2004 Schulden schneller als erwartet zurückzahlte, durfte er laut Pressemeldungen einen Bonus in dreistelliger Millionenhöhe einstreichen.

Ein weiteres Risiko sind aktuelle Ermittlungen des US-Justizministeriums gegen AB Inbev. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, seine Marktmacht ausgenutzt zu haben, um den Vertrieb des Bieres kleiner Brauereien zu unterbinden. AB Inbev übernahm in  jüngster Zeit fünf Zwischenhändler in drei US-Bundesstaaten. Auf diese Händler soll der Brauriese Druck ausgeübt haben, andere Biere aus dem Sortiment zu nehmen. Hintergrund dürfte das starke Wachstum sogenannter Craft-Beers kleiner US-Brauereien sein. Zur aggressiven Geschäftspolitik würde es passen. Von Chef Carlos Brito selbst in ein Zitat aus einem Vortrag an der Elite-Universität Stanford überliefert: „Wir müssen Druck ausüben. Immer.“ Wenn diese Vorwürfe nachgewiesen werden, kann das in den USA zu drastischen Kartellstrafen führen.

Die Auswirkungen in Deutschland

Es ist zu erwarten, dass Sparzwänge auch deutsche Brauereien von AB Inbev treffen und Arbeitsplätze verloren gehen. Auf den allgemeinen deutschen Biermarkt hat die Übernahme aber keinen Einfluss. Mit rund sieben Millionen Hektolitern Gesamtausstoß ist die Brauerei zwar Nummer zwei in Deutschland, repräsentiert aber auch damit nur acht Prozent Marktanteil.

Das ist zu wenig, um Druck im mächtigen deutschen Handel auszuüben. SAB Miller vertreibt in Deutschland gerade mal 500.000 Hektoliter Bier – beinahe ausschließlich mit Importmarken. Die nicht einmal 50 deutschen Mitarbeiter von SAB Miller dürften Synergie-Maßnahmen zum Opfer fallen.

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