Die Liquidität (von lateinisch liquidus, „flüssig“) eines Unternehmens kann über dessen Fortbestehen entscheiden. Mangelnde Liquidität, d.h. die Unfähigkeit die offenen Rechnungen der Leistungspartner am Fälligkeitstag zu bezahlen, ist neben einer zu geringen Eigenkapitaldecke bzw. Überschuldung die häufigste Insolvenzursache.
Eine gezielte Liquiditätsplanung und –steuerung ist daher ein unumgängliches Instrument der Unternehmensführung.
Die zu beantwortende Frage lautet: „Bin ich flüssig, d.h. kann ich das bezahlen?“. Dies hat nicht unbedingt etwas mit der Rentabilität zu tun („Lohnt sich das?“), sondern nur mit der reinen Betrachtung der Zahlungsflüsse.
Inhalt
Ermittlung der Liquidität
Die Kurzformel zur Ermittlung der Liquidität lautet wie folgt:
Barmittel + Einnahmen – Ausgaben = Liquidität (mindestens > 0)
Oder einfacher gesagt:
Kassenbestand + Geld auf dem Girokonto + Geld auf Rücklagekonten + gestellte Kundenrechnungen – eingegangene Lieferantenrechnungen – laufende Kosten = Liquidität, d.h. Geld, dass noch übrig ist.
Wichtig ist hierbei stets der betrachtete Zeitraum, denn dieser muss natürlich sowohl für die Einnahmen als auch für die Ausgaben derselbe sein!
Aussagen zur Verschuldung erhält man mit folgender Formel:
(Fremdkapital – flüssige Mittel) / Jahres-Cash-Flow x 100 = Schuldentilgungsdauer in Jahren
Bewertung der Liquidität
Aus den oben genannten Werten lassen sich verschiedene Liquiditätskennzahlen ableiten. Im Folgenden werden die wichtigsten kurz erläutert:
Liquidität < 0: Sollte sich eine negative Liquidität ergeben, so muss entweder Geld organisiert (Kredit, Darlehen etc.), mit den Lieferanten über Zahlungsaufschübe diskutiert oder (im schlimmsten Fall) die Insolvenz angemeldet werden.
Verschuldung: die Schuldentilgungsfähigkeit des Unternehmens ist ein Indikator für die Bonität des Unternehmens. Es ergeben sich folgende Bewertungen der Schuldentilgungsdauer in Jahren:
Steuerung der Liquidität
Bei der Steuerung der Liquidität geht es um die optimale Gestaltung der Zahlungsströme im Unternehmen. Geldeingänge und Geldausgänge müssen so harmonisiert werden, dass keine Unterdeckung eintritt.
Bei kleinen Unternehmen kann schon das Führen einer Exceltabelle mit allen Zu- und Abflüssen eine große Hilfe sein. Aufgeteilt nach Monaten (oder Wochen) trägt man die erwarteten Werte ein und erhält so eine gute Übersicht über die Liquiditätssituation des eigenen Unternehmens. Man kann bereits frühzeitig eventuelle Liquiditätsengpässe erkennen und rechtzeitig gegensteuern.
Dabei bietet es sich an, die laufenden Zahlungen (Personal, Krankenkassen, Miete, Finanzamt etc.) zuerst einzutragen, um zu sehen, welches „Grundrauschen“ jeden Monat erzeugt werden muss.
Projektfinanzströme trägt man danach separat ein, da diese unregelmäßig und individuell erfolgen. Dieser Bereich muss regelmäßig aktualisiert werden, da er meist deutlichen Schwankungen unterliegt.
Zusammen betrachtet ergibt sich so ein relativ gutes Bild der aktuellen Liquidität inkl. einer Vorschau auf die kommenden Monate.
Zum Abschluss noch kurz ein paar Anregungen, wie man die Zahlungsströme positiv beeinflussen kann:
Geldeingänge
- Gestaltung der Zahlungsbedingungen, die man seinen Kunden gewährt. Natürlich hat man als Freelancer einem Konzern gegenüber kaum (keinen) Gestaltungsspielraum, aber normalerweise kann man mit den Kunden individuelle Vereinbarungen treffen. Neben der reinen Fälligkeit einer Rechnung (z.B. 14 Tage nach Rechnungsdatum) bieten auch An- / Abschlagszahlungen oder monatliche Abrechnungen eine Chance früher an Geld zu kommen.
- Rechnungen schreiben! Das klingt jetzt komisch, aber viele Betriebe warten sehr lange mit dem Stellen der Rechnung, weil sie im Tagesgeschäft unter gehen…
- Auch ein geregeltes Mahnwesen hilft ungemein bei der positiven Beeinflussung der Liquidität. Man muss ja nicht gleich ein gerichtliches Mahnverfahren einleiten, wenn Kunden nicht oder verspätet zahlen. Manchmal reichen eine freundliche Erinnerung oder ein klärendes Gespräch aus ;-)
Geldausgänge
- Generell sollte man die durchschnittliche Zahlungsdauer der Kunden betrachten und versuchen die eigene Zahlungsdauer gegenüber den Lieferanten daran anzupassen.
- Ratenzahlungen führen ebenfalls zu einem nach hinten verlegten Geldabfluss, der in gewissen Situationen überlebenswichtig sein kann.
- Außerdem sollte man sich eine schnelle Zahlung vom Lieferanten z.B. mit der Gewährung von Skonti vergüten lassen.
Mehr Informationen zum Thema Liquidität
Hier der Link zu allen Artikeln rund um Liquidität:
LiquiditätVorlage für die Liquiditätsplanung
Pierre Tunger hat eine tolle Excel-Vorlage für die Liquiditätsplanung entwickelt. Mit diesem Tool überblickst Du ganz leicht die Entwicklung Deines Geldbestands. Du erkennst auf einen Blick, welche Gelder nicht gebunden sind und z.B. für Investitionen zur Verfügung stehen, aber auch wann ein Zahlungsengpass oder sogar eine Zahlungsunfähigkeit droht.
Die Vorlage kannst Du Dir hier anschauen:
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Literatur Tipps
Wer noch ein bisschen mehr lesen möchte, hier ein paar Vorschläge:
- Finanz- und Liquiditätsplanung* von Hans-Werner Stahl
- Immer zahlungsfähig: Nachhaltig erfolgreicher wirtschaften durch höhere Wertschöpfung und konsequentes Liquiditätsmanagement. Sofortprogramme für Selbständige, Klein- und Mittelbetriebe* von Stefan Uhlig
- Sicherung und Überwachung der Liquidität – Wie bleibe ich immer zahlungsfähig?: Eine Handlungsanleitung für die Unternehmensleitung von Klein- und Mittelbetrieben* von Gustav Breitkreuz

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[…] Lorenz, Heike: https://das-unternehmerhandbuch.de/liquiditaet-grundwissen/#Steuerung_der_Liquiditaet […]
Ein sehr schöner und ausführlicher Artikel, danke für diesen Informativen Beitrag
Danke ;-)