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Liquidität – Zahlungslaufzeiten analysieren

Zahlungslaufzeiten

Zum Abschluss unserer Serie über das Thema „Liquidität“ möchten wir die Analyse der Zahlungslaufzeiten näher beleuchten. Ob kleines Familienunternehmen oder wachsender Mittelständler – die Überwachung von Zahlungslaufzeiten ist für jede Unternehmensgröße ein entscheidender Faktor, um Liquiditätsschwierigkeiten zu vermeiden und Wachstumspotenziale auszuschöpfen.

Die Zahlungslaufzeit beschreibt den Zeitraum zwischen der Rechnungsstellung und der Zahlung durch den Kunden sowie zwischen dem Rechnungseingang und der Begleichung durch das Unternehmen. Eine systematische Analyse dieser Zeiträume liefert wertvolle Einblicke in die Liquiditätssituation und zeigt konkrete Ansatzpunkte zur Optimierung auf.

Idealerweise zahlen Kunden schneller, als Lieferantenforderungen beglichen werden müssen. Dies ist jedoch in der Praxis – insbesondere bei großen Geschäftspartnern – selten umsetzbar. Umso wichtiger ist es, strategisch vorzugehen: Das schnelle Begleichen von Lieferantenrechnungen kann etwa durch Skontoabzüge zu attraktiven Einsparungen führen.

In diesem Beitrag stellen wir Ihnen die wichtigsten Kennzahlen zur Analyse der Zahlungsflüsse vor. Sie erfahren, wie Sie die Werte interpretieren und gezielt für ein effektives Liquiditätsmanagement nutzen können.

Zahlungseingänge: Was bedeuten Debitorenumschlag und Kundenziel?

In diesem Abschnitt geht es um die Zahlungsflüsse zwischen den Kunden (auch Debitoren genannt, d.h. Schuldner, da sie dem Unternehmen die Zahlung der Rechnung schulden) und dem eigenen Unternehmen.

Debitorenumschlag

= Umsatzerlöse / durchschnittlicher Debitorenbestand

Eine Abnahme des Debitorenumschlags im Vergleich zur Vorperiode bedeutet, dass Kunden ihre Rechnungen langsamer begleichen. Dies erhöht die Kapitalbindung durch unbezahlte Außenstände und kann die Liquidität des Unternehmens belasten.

Debitorenlaufzeit / Kundenziel

= 360 / Debitorenumschlag

Diese Kennzahl zeigt Ihnen, wie schnell Kunden zahlen und wie hoch die Kapitalbindung durch Außenstände ist.

Steigt die Debitorenlaufzeit, d.h. sinkt die Zahlungsmoral der Kunden, so bindet dies Kapital und kann die Liquidität des Unternehmens gefährden. In solchen Fällen sind teure Zwischenfinanzierungen nötig, um Lieferanten oder Personal zu bezahlen.

Unternehmen sollten ein effizientes Mahnwesen implementieren und Skonti gezielt einsetzen, um Kunden zur schnelleren Zahlung zu motivieren.

Beispiel: Berechnung der Debitorenlaufzeit

Angenommen, ein Unternehmen erzielt Umsatzerlöse von 500.000 € im Jahr und hat einen durchschnittlichen Debitorenbestand von 50.000 €. Der Debitorenumschlag beträgt dann:

Debitorenumschlag = Umsatzerlöse / durchschnittlicher Debitorenbestand

Debitorenumschlag = 500.000 / 50.000 = 10

Um daraus die durchschnittliche Zahlungsdauer der Kunden abzuleiten, wird die Debitorenlaufzeit berechnet:

Debitorenlaufzeit = 360 / Debitorenumschlag

Debitorenlaufzeit = 360 / 10 = 36 Tage

Die Debitorenlaufzeit zeigt, wie viele Tage Kunden im Durchschnitt benötigen, um ihre Rechnungen zu begleichen.

Was bedeutet das in der Praxis?

Die Debitorenlaufzeit von 36 Tagen zeigt, dass es im Durchschnitt 36 Tage dauert, bis Kunden ihre Rechnungen begleichen. Ein Debitorenumschlag von 10 bedeutet, dass der gesamte Debitorenbestand im Jahr zehnmal durch Umsatzerlöse gedeckt wird.

Die Zahl 360 basiert auf einer standardisierten Jahresberechnung in der Betriebswirtschaft, die von 12 Monaten mit je 30 Tagen ausgeht.

Tipp: Verfolgen Sie diese Kennzahl regelmäßig, um rechtzeitig Maßnahmen bei einer Abnahme des Debitorenumschlags ergreifen zu können.

Zahlungsausgänge: Wie optimieren Sie Ihre Kreditorenlaufzeit?

In diesem Abschnitt geht es um die Zahlungsflüsse zwischen den Lieferanten (auch Kreditoren genannt, da sie dem Unternehmen einen „Kredit“ geben, solange ihre Rechnungen noch nicht beglichen wurden) und dem eigenen Unternehmen.

Unternehmen können durch Verhandlungen mit Lieferanten von längeren Zahlungszielen profitieren, ohne auf Skonto zu verzichten. Ein sinkender Kreditorenumschlag kann auf eine effektivere Nutzung von Zahlungszielen hindeuten, solange Skontoabzüge nicht ungenutzt bleiben. Unternehmen sollten eine Balance finden, die die Liquidität schont und gleichzeitig Einsparmöglichkeiten durch Skonto optimal nutzt.

Beispiel: Bei einem Skonto von 2 % für Zahlungen innerhalb von 14 Tagen entspricht dies einer effektiven Rendite von rund 36 % pro Jahr – deutlich höher als die meisten Finanzierungskosten.

Kreditorenumschlag

= Materialaufwand / durchschnittliche Verbindlichkeiten

Sinkt der Kreditorenumschlag im Vergleich zur Vorperiode, kann dies auf eine Verschlechterung der Liquiditätssituation hindeuten oder aber das Unternehmen nutzt seine Zahlungsziele besser als in vorangegangenen Perioden.

Der Kreditorenumschlag zeigt Ihnen nicht nur, wie schnell Sie Ihre Verbindlichkeiten begleichen, sondern dient auch als Verhandlungsgrundlage bei Zahlungsbedingungen. Unternehmen mit einer kurzen Kreditorenlaufzeit verfügen über weniger finanzielle Spielräume, was sich negativ auf die Liquidität auswirken kann.

Kreditorenlaufzeit / Lieferantenziel

= 360 / Kreditorenumschlag

Diese Kennzahl besagt, innerhalb welcher Zeit das Unternehmen normalerweise Lieferantenrechnungen begleicht. Da Skonti in der Regel für Zahlungen innerhalb von 10–14 Tagen gewährt werden, kann eine längere Kreditorenlaufzeit ein Hinweis auf Liquiditätsschwierigkeiten sein. Auch deutet eine Erhöhung des Lieferantenziels im Vergleich zum Vorjahr / Vormonat daraufhin, dass sich die finanzielle Situation des Unternehmens verschlechtert haben könnte.

Eine optimierte Kreditorenlaufzeit ermöglicht es, Zahlungsziele strategisch zu nutzen, um die Liquidität zu schonen. Wichtig ist jedoch, Skonto-Möglichkeiten abzuwägen, da diese oft eine attraktive Rendite auf eingesetztes Kapital bieten.

Gesetzliche Fristen: Spielräume und Grenzen für Zahlungsziele

Neben wirtschaftlichen Überlegungen spielen gesetzliche Vorgaben eine entscheidende Rolle bei der Festlegung von Zahlungslaufzeiten. Das Bürgerliche Gesetzbuch (§ 271a BGB) schreibt vor, dass Zahlungsfristen zwischen Unternehmen in der Regel auf maximal 60 Tage begrenzt sind. Kürzere Fristen können individuell vereinbart werden, längere sind nur bei ausdrücklicher Zustimmung beider Parteien erlaubt.

Achten Sie bei Vertragsverhandlungen darauf, dass Zahlungsfristen von über 60 Tagen nur gültig sind, wenn diese ausdrücklich schriftlich vereinbart wurden. Ohne diese Vereinbarung können unklare Zahlungsbedingungen zu rechtlichen Streitigkeiten führen.

Diese Regelung schützt insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen vor übermäßigen Belastungen durch lange Zahlungsziele.

Neben der Einhaltung von § 271a BGB trägt eine faire Festlegung von Zahlungsfristen dazu bei, langfristige Partnerschaften mit Geschäftspartnern zu stärken. Um die Einhaltung von gesetzlichen Zahlungsfristen sicherzustellen, sollten Unternehmen klare Vereinbarungen schriftlich festhalten und diese regelmäßig überprüfen.

Beispiel: Ein Lieferant setzt eine Zahlungsfrist von 90 Tagen an. Ohne schriftliche Zustimmung ist dies nicht rechtskonform, da § 271a BGB eine Maximalfrist von 60 Tagen vorschreibt. Unternehmen sollten die Zahlungsfristen ihrer Lieferanten überprüfen und schriftlich anpassen, um rechtliche Konflikte zu vermeiden.

Tipp: Erstellen Sie eine Übersicht aller bestehenden Lieferantenverträge, um sicherzustellen, dass keine unzulässigen Zahlungsfristen enthalten sind. Dies stärkt Ihre Verhandlungsposition und minimiert rechtliche Risiken.

Gerade kleine Unternehmen sind von unzulässigen Zahlungsfristen stärker betroffen, da sie weniger Spielraum bei der Liquidität haben.

Mehr Informationen zum Thema Liquidität

Hier der Link zu allen Artikeln rund um Liquidität:

Liquidität

Vorlage für die Liquiditätsplanung

Pierre Tunger hat eine tolle Excel-Vorlage für die Liquiditätsplanung entwickelt. Mit diesem Tool überblickst Du ganz leicht die Entwicklung Deines Geldbestands. Du erkennst auf einen Blick, welche Gelder nicht gebunden sind und z.B. für Investitionen zur Verfügung stehen, aber auch wann ein Zahlungsengpass oder sogar eine Zahlungsunfähigkeit droht.

Die Vorlage kannst Du Dir hier anschauen:

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Literaturtipps

Hier sind drei aktuelle Literaturtipps, die sich mit dem Thema Liquidität und Liquiditätssteuerung befassen und Unternehmern sowie Selbstständigen praxisnahes Wissen vermitteln:

Finanz- und Liquiditätssteuerung*

Dieses Buch bietet praxisorientierte Instrumente des Controllings, um die Finanzen eines Unternehmens effektiv zu steuern. Es richtet sich insbesondere an mittelständische Unternehmen und stellt ein bilanzorientiertes Steuerungsinstrumentarium vor.

Handbuch Liquiditätsrisiko: Identifikation, Messung und Steuerung*

Dieses Handbuch analysiert umfassend den gesamten Komplex des Liquiditätsrisikos. Es legt einen besonderen Fokus auf aufsichtsrechtliche Anforderungen und die Integration von Liquiditätsrisiken in andere Risikoarten.

Liquiditätsplanung: Das Steuerungstool für zukunftssicheres unternehmerisches Handeln – ein Praxisleitfaden*

Dieser Praxisleitfaden konzentriert sich auf die präzise Abbildung zukünftiger Zahlungsströme und bietet ein konzeptionell stringentes Planungsmodell zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens.

Diese Literatur bietet fundierte Einblicke und praxisnahe Ansätze zur effektiven Liquiditätssteuerung in Unternehmen.

Zahlungslaufzeiten

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