Digitale Nomaden klappen ihr Laptop gerne vor einer Strandkulisse auf. Die Hürden für ein Leben wie im Urlaub sind erstaunlich gering.
Gunnar, lassen wir den Nachnamen aus Datenschutzgründen mal weg, hat im Grunde genommen nur einen einzigen Lebensinhalt: Surfen. Nicht das Surfen, das mit einem großen Segel auf jedem Baggersee funktioniert. Gunnars Brett hat kein Segel und braucht stattdessen große Wellen. Deswegen wohnt Gunnar nicht am Bodensee oder am Zwischenahner Meer sondern auf Fuerteventura.
„Auf Sylt gibt’s zwar auch Wellen“, sagt Gunnar am Telefon, „und es ist auch mal ein besonderer Kick, im Schneesturm auf dem Brett zu stehen, aber geiler ist das schon in Badehose bei 25 Grad im Schatten.“
Inhalt
Texte korrigieren mit Blick auf den Atlantik
Gunnar ist ein Digital Nomad. Durchs offene Fenster seines Homeoffice in Morro Jable am Südzipfel der Insel bläst der kräftige Nordost-Passat vom Atlantik Richtung Afrika. Wenn es die Wellen zulassen, liest Gunnar am Laptop Texte Korrektur.
Das Lebensmodell der Digitalen Nomaden ist so etwas wie Homeoffice de luxe und gab’s schon lange vor Corona. Wer jetzt festgestellt hat, dass er für seinen Job nicht mehr als Rechner, Smartphone, W-Lan und gute Ideen benötigt, könnte das auch konsequent weiterdenken, sich ein Surfboard und ein Flugticket für die Kanaren kaufen. Oder nach Südostasien, Skandinavien, Hawaii oder Neuseeland verschwinden. Es muss ja nicht gleich ein Ticket ohne Wiederkehr sein.
Reisen, ohne Urlaub dafür zu nehmen. Die Hürden sind überschaubar und können selbst im Angestelltenverhältnis überwindbar sein. Hat man ja jetzt gesehen.
Coworking-Spaces erleichtern den Einstieg
Sehnsuchtsorte wie Ubud auf Bali, Chiang Mai in Thailand, Barcelona, Lissabon oder eben die Kanaren haben sich längst auf die Digitalen Nomaden eingestellt. Überall gibt es Coworking-Spaces und Gästehäuser. Die meisten sind wegen Corona zwar im Moment geschlossen, aber im Normalbetrieb bieten sie ideale Voraussetzungen für den Einstieg in ortsunabhängiges Arbeiten – und haben den Vorteil, dass die Aussteiger-Einsteiger auf Gleichgesinnte treffen. Das ist nicht nur gut fürs Sozialleben, sondern ermöglicht auch einen wertvollen Erfahrungsaustausch.
Zu den unbestrittenen Vorzügen eines Lebens in diesen Hotspots gehören zweifellos auch die deutlich niedrigeren Lebenshaltungskosten. 1.200 Euro monatlich ermöglichen auf Bali ein sorgenfreies Dasein mit eigenem Pool am Haus.
Wer erst einmal Nomadenluft schnuppern will, ist gut beraten, den Standort Deutschland nicht gleich ganz aufzugeben. Die Wohnung kann auf Zeit vermietet werden, als Meldeadresse reicht zur Not auch das Jugendzimmer im Elternhaus.
Bei der Krankenversicherung auf Nummer sicher gehen
Wichtig ist das auch für die Krankenversicherung. Wer nur ein paar Wochen bleiben will, kann theoretisch von seinem deutschen Wohnort aus eine Reisekrankenversicherung abschließen. Eine solche Police ist allerdings nur bedingt empfehlenswert, weil sie eben für Reisende konzipiert wurde, in der Regel deswegen nur Notfälle abdeckt und auch nur für wenige Wochen abgeschlossen werden kann.
Eine international gültige Auslandskrankenversicherung ist die sicherste Alternative, in Ländern wie Australien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten ist sie sogar bei der Einreise Vorschrift.
Lokale Anbieter limitieren die maximale Schadenssumme
Wer dagegen auf lokale Anbieter setzt, läuft ebenfalls Gefahr auf seinen Krankenkosten sitzen zu bleiben. Versicherungsanbieter in angelsächsischen Ländern limitieren die Schadenssumme gern, um niedrige Beiträge anbieten zu können.
Elke (Nachname s.o.) ist nach Stationen in Barcelona und auf Bali im portugiesischen Alentejo gelandet. Der karge Landstrich südlich von Lissabon hatte es der Fotografin angetan. Dann kam die Diagnose Krebs. Eine Krankheit, die sie lieber in Deutschland behandeln lassen wollte. Ihre Auslandskrankenversicherung ermöglichte ihr einen kostenlosen Transport nach Deutschland und zahlte die Behandlung im Hamburger Tumorzentrum.
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