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Fachübersetzungen: Wenn Google & Co. an ihre Grenzen kommen

Fachübersetzungen

Fachübersetzungen. Klingt wie ein Begriff aus einer Zeit, als die Menschheit noch mit Rechenschiebern unterwegs war.

In Zeiten von Google Translate braucht kein Mensch manuelle Übersetzungen. Oder doch?

„Das Lied von der Glocke“ in der Google-Translate-Version

Friedrich Schiller lyrisches Meisterwerk „Das Lied von der Glocke“ ist 1799 erschienen. Lässt man es im Jahr 2021 von Google ins Englische übersetzen und dann direkt zurück ins Deutsche, gibt’s für die berühmten ersten Zeilen folgenden Output:

Fest in die Erde gemauert,
besteht die Form aus gebranntem Ton.
Heute muss die Glocke sein!
Frisch, Leute, seid bereit!
Der Schweiß muss heiß von der Stirn laufen,
wenn man den Meister loben will;
aber der Segen kommt von oben.

Gute Übersetzungen entlarvt man nicht als Übersetzungen

Der Inhalt kommt mit Abstrichen rüber, aber die Lyrik ist perdu. Klassische Übersetzer, ob im Business oder in der Literatur, haben eine alte Weisheit verinnerlicht: Eine Übersetzung ist erst dann gut ist, wenn niemand merkt, dass es sich um eine Übersetzung handelt.

Kostenlose Übersetzer im Internet wie Translate.google.com oder der etwas Bessere von deepl.com machen – s.o. – einen brauchbaren Job, wenn es darum geht, Dokumente schnell in eine andere Sprache zu übersetzen.

Fünf Sekunden braucht die Maschine – einen Tag der Mensch

Was für die Internet-Intelligenz eine Sache von fünf Sekunden ist, entspricht dem Tageswerk eines Übersetzungs-Profis, der dafür nicht nur tiefe Sprach- und gegebenenfalls auch Fachkenntnisse braucht, sondern auch Gefühl, Intention und einen Blick aufs Ganze.

Das können Google & Co. nicht. Einfaches Beispiel: Ist die Mutter jetzt die Frau, die mit dem Vater schöne Stunden hatte oder ist sie einfach das Gegenstück zur Schraube?

Im Zweifel erkennt der Adressat den Fehler. Solche Ungenauigkeiten sind unter Umständen dann hinnehmbar, wenn es darum geht, schnell Informationen zwischen zwei Menschen auszutauschen, die keine gemeinsame Sprache sprechen.

Wenn Übersetzungsfehler zum Drama werden

Schwieriger wird dieses Prozedere, wenn Vertragswerke und andere wichtige Dokumente dem Internet-Schnelldienst überlassen werden. Schleichen sich hier Fehler ein, kann das fatale Folgen haben.

Als komplett untauglich erweisen sich die maschinellen Translate-Angebote, wenn es um ganz moderne Anforderungen in Texten geht. Suchmaschinen-Optimierung z.B., inzwischen besser bekannt als SEO.

International SEO: die gesellschafts-kulturell richtigen Keywords finden

Hier müssen nicht einfach nur definierte Keywords auftauchen (die im schlimmsten Fall von kostenlosen Keyword-App zusammengestellt wurden), diese wichtigen Suchwörter und -fragen müssen auch kulturelle und soziale Besonderheiten des Zielmarktes berücksichtigen.

Das können bislang nur echte Menschen.

Diese gesellschaftlichen Aspekte sind auch von Belang, wenn es um Werbebotschaften oder selbst etwas so scheinbar Profanes wie eine Pressemitteilung.

Werbebotschaften ohne Kommunikations-Verluste

Transcreation nennt sich dieser spezielle und noch sehr junge Bereich in der Welt der Übersetzer. Die Transcreation soll es ermöglichen, dass eine Botschaft ohne Brüche kommuniziert wird. Das kann eine Printanzeige, ein Billboard-Plakat oder auch ein Radio- oder TV-Spot sein.

Texte müssen als Original wahrgenommen werden

Das Publikum soll die Botschaft als „Original“ wahrnehmen und nicht den Eindruck haben, hier wurde etwas übersetzt. S. o.

Wir schließen mit Friedrich Schiller. Die erste Strophe im Original:

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muss die Glocke werden!
Frisch, Gesellen, seid zur Hand!
Von der Stirne heiß
Rinnen muss der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben;
Doch der Segen kommt von oben.

Wer noch mehr Beispiele möchte, bei denen eine professionelle Fachübersetzung sinnvoll ist, schaut hier nach:

Übersetzungen – wann braucht man einen Profi?

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Kategorie: Marketing & Vertrieb

von

Holger Schöttelndreier

Freier Journalist und Autor. Jahrelange Erfahrung in Führungspositionen (Print und Online). U. a. Büroleiter BILD, Chefreporter Hamburger Morgenpost, Ressortleitung und Chefredaktion TV Hören + Sehen, Chefredakteur WOM Magazin, stellv. Chefredakteur Metal Hammer, Objektleiter Wirtschaftsmedien online Heinrich Bauer Verlag.

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