Personal & Weiterbildung
Kommentare 1

Führung in Übergangszeiten: Vorstellung der Übung „Atmen mit den 3 A“

LOA, Führung, Tanja Ineichen, Atmen
Gastbeitrag von Tanja Ineichen

Unternehmer*innen sind Knotenpunkten der Kommunikation und Fürsprechern*innen ihrer Visionen. Knoten können viele Stränge zusammenhalten. Visionen können mächtig sein.

Doch was ist, wenn nichts mehr im Flow zu sein scheint und Unternehmer*innen sich nicht mehr unternehmerisch erleben, sondern nur noch mechanistisch funktionierend?

Was ist, wenn Unternehmer*innen an einem Punkt stehen, an dem sie an ihrem Geschäftsmodell, an ihrem Rollenverständnis, an ihren Kooperationsgefügen erkennen, dass nicht mehr alles so funktioniert wie gewohnt, dass es aber auch noch nicht so funktioniert, wie sie sich das zukunftsgerichtet vorstellen?

Dann erleben sie sich in einer Übergangszeit zwischen dem «Was war» und dem «Was sein wird».

Ãœbergangszeit

Dieses Gefühl des Übergangs ist vergleichbar mit einem freien Flug. Unternehmer*innen kennen es, im freien Flug zu sein. Manche setzen sich diesem bewusst aus, geniessen es, frei zu fliegen – für viele war es sogar der Ursprungsgrund ihres Unternehmertums.

Doch wie gehen wir damit um, wenn der freie, selbstbestimmte Flug sich wandelt zu einem Gefühl des freien Fallens? Womöglich mit Angst und einem Unverständnis erfüllt, warum die Welt um uns herum so brüchig und non-linear geworden ist (siehe dazu das «BANI-Modell» vom Zukunftsforscher Jamais Cascio).

Dann ist das ein Zustand, der auch für Unternehmer*Innen neu sein kann, fordernd, überfordernd sein kann. Denn die Ãœbergangszeit, die wir aktuell erleben, erfasst nicht nur uns in der Rolle als Unternehmer*innen, sondern all unsere Lebensbereiche – und zwar in einer vehementen Gleichzeitigkeit und Dynamik, wie wir sie bisher noch nicht erlebt haben.

Wir alle befinden uns mitten in einer massiven gesellschaftlichen Transformation, einer hochspannungs-geladenen Zeit des Übergangs: das Alte ist noch nicht weg, das Neue schon da. Wir leben in einer Zeit, in der wir von Krisen geschüttelt werden und zugleich Chancen erleben, die sich für uns neu auftun können. Wir erleben eine Zeit grosser Polarisierungen, in denen toxische Konflikte und Distanz entstehen, in einer Welt, die eigentlich Verbundenheit braucht, mit Menschen, die Sehnsucht haben nach genau dieser.

Bisher geltende Paradigmen – wie die Ãœberzeugung, dass Unternehmen hierarchisch funktionieren – verlieren an Kraft. Neue Paradigmen – wie die Ãœberzeugung, dass Unternehmen lebendige Systeme sind, die vernetzt funktionieren – gewinnen an Kraft. Doch aktuell wirken noch beide Paradigmen – und wirken auf uns, als ob sie nicht vereinbar wären.

Die Frage ist also: Wie damit umgehen?

Dazu lade ich Sie ein, nochmals zum ersten Absatz dieses Beitrags zurückzuwandern. Da war die Rede von einer Übergangszeit zwischen dem «Was war» und dem «Was sein wird».

Der blinde Punkt, den wir übersehen, ist genau jener, der uns hier weiterhelfen kann: im Spektrum von «Was war» (Vergangenheits-Perspektive) und «Was sein wird» (Zukunfts-Perspektive) hilft es, das Bewusstsein radikal darauf zu lenken auf «Was ist» (Jetzt-Perspektive).

Ein Fokus auf «Was ist» erfordert kompromisslose Präsenz von uns. Er erfordert Reflexion. Er erfordert Zeit und Raum, um in sich zu gehen, und seine Sinne sinnhaft zu aktivieren: Kopf, Herz und Tun zu integrieren, um unser Hier und Jetzt bewusster zu gestalten.

Einen Ansatz dazu stelle ich in meinem neuen Buch «Führen mit Loa*» vor. Im Buch wende ich mich an Brückenbauer*innen, die diesen Polarisierungen mit noch mehr Bewusstsein begegnen wollen. Loa heisst «mit Liebe zum Leben stimmig zu entscheiden (wach und verbunden) und bewusst zu handeln (demütig und mutig), um Klarheit, stimmigen Kontext, verbundenen Kontakt und Kraft in Transformationen zu erfahren und geben zu können».

Atmen mit den 3 A

Im Rahmen des Loa-Navigators, stelle ich eine einfache Übung vor, wie dieses Bewusstsein im dichten Business-Alltag Platz finden kann: Die Übung nenne ich «Atmen mit den 3 A».

Die Ãœbung besteht aus 3 Phasen:

  • Der Definition der Absicht,
  • Ausrichtung
  • und Aktion (inspiriert von Anusara® Yoga).

Es ist der Basisprozess eines Coaching-Gesprächs, das man mit sich selbst führen kann oder geführt durch Vertrauenspersonen. Er lautet:

  1. Atme und nimm Deine Absicht wahr (Herz)
    Stelle Dir die Fragen: Worum geht es mir wirklich? Was ist jetzt meine wahre Herzensabsicht?
  2. Atme und kläre Deine Ausrichtung (Kopf)
    Stelle Dir die Fragen: Was ist jetzt meine Ausrichtung in einer Polarisierung, die ich erkenne? Welche Richtung wähle ich, die für mich und mein Umfeld stimmig ist?
  3. Atme und erkenne Deine nächste Aktion (Hand)
    Stelle Dir die Frage: Und was gilt es jetzt als nächstes zu tun (in möglichst kleinen Schritten)? Wann ist es Zeit, bewusst eine Pause einzulegen?

Die Forschung belegt es: In Situationen intensiver Spannung, sorgt bewusstes Atmen für Entspannung. Kombinieren Sie dazu die aktivierenden Fragen, dann haben Sie ein Coaching-Tool in Händen, um in Business-Situationen für einen Moment kurz auszusteigen, und sich ins Bewusstsein zu führen, was es jetzt braucht.

Mit etwas Übung, Erfahrung und der Zuversicht, dass die Antworten kommen werden, kann schon der Weg zur Kaffeemaschine reichen, und drei Atemzüge dorthin, um sich seinen Raum und seine Zeit zu nehmen: um sich Antworten bewusst zu überlegen zu den Fragen: «Was ist?», und «Wie gehe ich stimmig mit dieser Situation um?», und zwar aus der Herzensabsicht heraus, aus einem Gefühl des freien, überfordernden Fallens einen freien, selbstbestimmten Flug werden zu lassen.

Die Autorin

Tanja IneichenTanja Ineichen schreibt als Praktikerin für Praktiker*innen. Ihre Wurzeln in Wien, geboren 1977, ist Tanja Ineichen verheiratet mit einem Schweizer und Mutter einer Tochter. In der Schweiz lebt sie seit 2005.

Seit April 2022 ist sie Head of Leadership & Transformation im Gottlieb Duttweiler Institute in Rüschlikon (www.gdi.ch). Nebenberuflich führt sie ihre Coaching- und Kinesiologie-Praxis „Lateral Leaders“ in Rapperswil (www.lateralleaders.net).

Buchempfehlung

Titel: Führen mit Loa: 8 Storys für Leader in Transformationen*

Inhalt: Wir leben in einer Zeit des Ãœbergangs – das Alte ist noch nicht weg, das Neue schon da. Bisherige Hierarchien, Strukturen, Werte und Handlungsweisen existieren parallel zu New Work und einer Aufbruchstimmung, die Augenhöhe, Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Sinn herbeisehnt. Menschen in Führungsrollen erleben in dieser Situation viel Verunsicherung. Es ist ihr Auftrag, im Außen Transformation zu gestalten und Orientierung zu geben, während sie im Inneren mit ihrer eigenen Transition und der Adaption an neue Bedingungen ringen.

Das Buch von Tanja Ineichen vermittelt seine augenöffnende und ermutigende Botschaft anhand von acht Szenarien aus der heutigen Businesswelt. In jedem Kapitel wird ein Case im Rahmen einer Story erzählt. Im Mittelpunkt stehen dabei Führungskräfte, die in einem Dilemma zwischen zeittypischen Polaritäten gefangen sind. Sie wissen in einer sich zuspitzenden Situation nicht mehr weiter. Deshalb wenden sie sich an Loa, die ihnen weise einen Weg zur Lösung zeigt.

„Führen mit Loa“ – das sind acht abgeschlossene Erzählungen mit unterschiedlichen Protagonisten und Protagonistinnen aus verschiedenen Ländern und aus Unternehmen unterschiedlicher Größen. Jede Erzählung beginnt mit einem spannend erzählten Grundkonflikt, der die jeweilige Hauptfigur an einen Punkt bringt, an dem es scheinbar keine befriedigende Lösung mehr gibt. Durch eine „magisch-realistische“ Fügung wird sie auf Loa aufmerksam und trifft sie entweder an einem Ort mitten in der Natur oder in einer Stadt mit besonderem Flair. Im Dialog mit Loa findet sich schließlich die Lösung – mithilfe einer stets gleichen dialogischen Struktur, die die Lesenden lernen, auf ihre eigenen Themen anzuwenden.

Herausgeber: Wiley-VCH
Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
ISBN-13: 978-3527511549
Preis: 24,99 EUR

LOA, Führung, Tanja Ineichen, Atmen

Pin it!

Foto: Wiley-VCH
Kategorie: Personal & Weiterbildung

von

Das Unternehmerhandbuch

Dieses Fachmagazin richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, Selbständige und Existenzgründer, die nicht für jedes Thema eine Fachabteilung haben. Hier gibt es praktische Tipps zur Unternehmensführung, die selbständig umgesetzt werden können.

1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn Du wissen möchtest, welche Daten wir beim Hinterlassen eines Kommentars speichern, schau bitte in unsere Datenschutzerklärung.