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Selbstreflexion: Helikopterblick auf das eigene Tun

Selbstreflexion
Gastbeitrag von Anne M. Schüller

Die kritische Selbstreflexion zählt zu den wichtigsten Eigenschaften einer jeden Person, die vorankommen will. Der achtsame Blick von oben auf das eigene Tun, auch Adlerperspektive genannt, hilft der gesamten Firma.

Selbstreflexion ist ein Denken höherer Ordnung, das bewusste Einnehmen einer Meta-Ebene, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Das eigene Tun wird gleichsam aus großer Flughöhe betrachtet, um zu wertvollen Selbsterkenntnissen zu gelangen und sein Verhalten kontinuierlich zu optimieren. Die regelmäßige Selbstreflexion – allein, im Team und als ganzes Unternehmen – ist eine der wirkungsvollsten Maßnahmen, um rasch immer besser zu werden.

Mit Adleraugen über sich selbst reflektieren

Selbstführung, also die Fähigkeit, erwünschte Ergebnisse eigenverantwortlich zu steuern, braucht vor allem Selbstreflexion. Der achtsame Blick von oben auf das eigene Tun wird auch Adlerperspektive genannt.

Gehe immer dann, wenn du mit Anderen mündlich oder schriftlich kommunizierst, kurz „eine Etage höher“ und frage dich:

  • Ist es wirklich zielführend, was ich da gerade tue?

Denk dabei wie ein guter Schachspieler zwei bis drei Züge voraus. Verlasse die ichbezogene Sichtweise. Begebe dich in die Situation des Anderen – und frage dich:

  • Was wird das, was ich gerade sage/tue, bewirken?
  • Wie wird/kann ein anderer das, was ich sage/tue, verstehen?
  • Was wird er/sie daraufhin wahrscheinlich denken oder tun?
  • Ist dies erstrebenswert und das von mir Gewünschte?
  • Was muss/kann ich ändern, damit das Gewünschte entsteht?
  • Lebe ich selbst vor, was ich bei anderen erreichen will?
  • Was kann ich dazu bei mir selbst jetzt gleich verbessern?

Du hast dich bei einer unglücklichen Wortwahl erwischt? Das kannst du sofort korrigieren, etwa so: „Uiii, ich glaube, da habe ich mich grad vergaloppiert. Ich formuliere um …“. Oder so: Oh, sorry, das war unangemessen. Ich geh nochmal auf Start …“. Oder so: „Das habe ich ungünstig ausgedrückt, bitte entschuldigt.“

Drei smarte Methoden zur Selbstoptimierung

So manches kommunikative Desaster könnte vermieden werden, würde die Meta-Perspektive systematisch in die tägliche Arbeit integriert. Eine gesunde Selbstreflexion bedeutet natürlich nicht, sich in Selbstzweifeln zu suhlen, das Opferlämmchen zu mimen oder in düsteres Grübeln zu fallen. Sie dient vielmehr dazu, sich zu hinterfragen und Wünschenswertes dann peu à peu zu optimieren.

Hier drei Methoden dazu:

Die Motto-des-Tages-Technik

Diese selbstreflektierende Technik dient dazu, zusagendes Verhalten zu einer angenehmen Gewohnheit zu machen. Hierbei wird täglich ein ausgewählter Aspekt gezielt trainiert, damit er sich automatisiert.

Viele Themen bieten sich dazu an, so etwa auch die fünf magischen Worte, die oft kleine Dialog-Wunder bewirken: bitte, danke, sorry, klasse, gerne.

Das klingt fast schon banal, doch oft sind es Details wie diese, die den Unterschied machen. Managementpapst Tom Peters nennt sie „The little big things“.

Das Jammerbändchen

Vielerorts ist Klagen und Jammern weit verbreitet. Das nervt, macht miese Stimmung und bringt rein gar nichts voran. Doch wie kriegt man das weg?

Die Organisationsberaterin Lydia Schültken empfiehlt dazu ein Jammerbändchen, das man am Handgelenk trägt. Wer sich beim Nörgeln, Meckern und Maulen erwischt, wechselt das Armband von einem Handgelenk zum anderen. Ziel ist es, das Bändchen einen ganzen Tag lang nicht wechseln zu müssen. So nimmt man das eigene Jammern wahr, um es schließlich loszuwerden.

Das Selbstgespräch-Ritual

Um die Selbstwahrnehmung zu schärfen, sinnierst du nicht nur im Stillen, du redest auch laut mit dir selbst. So werden die meist etwas vagen Gedanken und Gefühle präzise in Worte gefasst und sortiert. Entscheidend ist, dies regelmäßig zu tun, etwa bei einem Spaziergang oder vor dem Schlafengehen.

Dabei geht es um Fragen wie diese: Was ist heute gut gelaufen? Was ist derzeit mein größter Erfolg? Wofür bin ich dankbar? Was kann ich selbst tun, um eine unerwünschte Situation zu verändern? Worauf freue ich mich morgen? Was packe ich endlich an? Und was ist der nächste Erfolg, den ich feiern möchte?

Man muss üben, um zu brillieren

Ein Weg entsteht dadurch, dass er begangen wird. Dies gilt auch für unser Gehirn. „Use it or lose it“ ist dessen Arbeitsprinzip. Wenn neuronale Verbindungen nicht regelmäßig stimuliert werden, entwickeln sie sich schnell zurück. Das kennen wir alle, etwa von Fremdsprachenkenntnissen, vom Beherrschen eines Musikinstruments oder aus dem Spitzensport.

Unser Denkapparat braucht eine Vielzahl von Wiederholungen, um etwas dauerhaft zu speichern. Erst hierdurch entstehen stabile Verknüpfungen zwischen den einzelnen Hirnzell-Komplexen. So rutscht trainiertes Verhalten vom Bewussten ins Unterbewusste und wird wie bei einem Autopiloten von selbst abgespult. Das macht Abläufe routinierter, gewandter, schneller und effizienter.

Sehr gut siehst du den Unterschied, wenn du etwas recht Kompliziertes zunächst mit der geübten und dann mit der ungeübten anderen Hand erledigst. Oder: Verschränke doch mal die Arme wie gewohnt vor der Brust. Und dann andersherum. Trainiere so immer wieder auch bewusst und gezielt das, was du bislang noch weniger gut kannst.

Rituale, Routinen und wiederholtes Üben sorgen dafür, sich fortwährend selbst zu optimieren.

Die Meta-Ebene – für Führungskräfte elementar

Die kritische Selbstreflexion zählt zu den wichtigsten Eigenschaften guter Führungskräfte. Ständig und ganz gezielt müssen sie darauf achten, wie sie auf andere wirken. Denn was sie vorleben, machen andere nach. So prägen sie auch die Kultur des Miteinanders in ihrem Bereich.

Viele Führungsprobleme können vermieden werden, wenn ihr den eigenen Anteil an dem, was passiert, in den Fokus rückt. Etwa so:

  • Sind meine Mitarbeitenden initiativlos, weil ich so bestimmend bin?
  • Sind sie deshalb so ruhig, weil ich ihre Meinung nicht gelten lasse?
  • Kommen keine Ideen von ihnen, weil ich immer alles besser weiß?

Wer Veränderungen will, muss zunächst reflektieren, wie er selbst dazu steht, damit alle im Team sich eingeladen fühlen, Neues zu wagen.

Hier helfen folgende Fragen:

  • Kann ich mit Andersartigkeit umgehen? Und wie zeige ich das?
  • Welchen Spielraum gebe ich, damit Freigeister sich manifestieren?
  • Kann ich Vorstöße akzeptieren, die mir persönlich nicht gefallen?
  • Bedeutet es Lebensqualität, von mir geführt zu werden?

Selbsttäuschung und Augenwischerei sind dabei eine große Gefahr. Jeder Mensch hat Persönlichkeitsanteile, die sich der eigenen Wahrnehmung entziehen, von Dritten aber gut erkannt werden können. Das Phänomen der aus welchen Gründen auch immer für einen selbst verborgenen Eigenheiten nennt man „blinde Flecken“ (Joseph Luft/Harry Ingham). Diese können durch einfühlsame Gespräche und wohlwollendes Feedback sichtbar gemacht werden. So wird die Selbstreflexion durch Dritte gut unterstützt.

Die Autorin

Anne M. Schüller

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenzentrierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events.

2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk Linkedin wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint Institut bildet zertifizierte Touchpoint Manager und zertifizierte Orbit-Organisationsentwickler aus.

www.anneschueller.de

Bücher von Anne M. Schüller

Titel: Zukunft meistern: Das Trend- und Toolbook für Übermorgengestalter*

Inhalt: Sie wollen die Zukunft meistern? In diesem Buch steht, wie das geht. Der erste Schritt: Zukunftsverständnis entwickeln, Szenarien erstellen und mithilfe von Zukunftsbildern erkunden, wie die Welt in fünf, in zehn oder gar zwanzig Jahren aussehen könnte. Der zweite Schritt: Nicht irgendwann, sondern jetzt mit Mut und Tatkraft beginnen, den Wandel aktiv mitzugestalten. Was wir heute tun oder lassen, entscheidet darüber, wie es uns fortan ergeht. Wer mit wachsamem Optimismus an die Zukunft herantritt, dem zeigt das Buch eine Fülle neuer Geschäftsmodelle, die unsere Wirtschaft nach vorne bringen.

Die mehrfach preisgekrönte Autorin und Keynote-Impulsgeberin Anne M. Schüller richtet in diesem Werk den Blick weit nach vorn. Es ist ein Trend- und Toolbook zugleich. Für vielerlei Branchen enthüllt es die Zukunftstrends der nächsten Dekade. Zudem zeigt es detailliert, wo es weiterhin hakt und in welche Richtung wir loslaufen sollten, weil erstklassige Chancen dort auf uns warten. Die LeserInnen werden Dingen begegnen, die es heute noch gar nicht gibt, manchem, was gerade entsteht, und vielem, was wir dringend anpacken müssen. Es ist eine Entdeckungsreise zu PionierInnen, InnovatorInnen und ÜbermorgengestalterInnen. Sie sind die wichtigsten Menschen in einer Gesellschaft, die die Zukunft erreichen will.

Herausgeber: GABAL; 1. Edition (25. Januar 2024)
Gebundene Ausgabe: 232 Seiten
ISBN-13: 978-3967391817
Preis: 29,90 EUR

Titel: Das Touchpoint-Unternehmen: Mitarbeiterführung in unserer neuen Businesswelt*

Inhalt: Mitarbeiterführung vom Kopf auf die Füße gestellt Wir stecken mitten drin im größten Change-Prozess aller Zeiten. Die Macht ist zu den Mitarbeitern gewandert. Top-down ist passé. Inside-out auch. Unternehmensprozesse beginnen heute beim Kunden, führen über die Mitarbeiter hin zum Management. Outside-in-bottom-up heißt von nun an der Kurs. Die Unternehmen müssen den Sprung vom Pyramidensystem zur Netzwerk-Organisation im Eiltempo schaffen. Um am Markt überhaupt punkten zu können sind Innovationen zunächst im firmeninternen Zusammenspiel dringendst vonnöten. Mitarbeiterführung muss neu gelernt werden. Die digitale Transformation, neue Arbeitsmodelle und die zuströmenden Digital Natives lassen den Unternehmen keine andere Wahl. Nach ihrem mehrfach preisgekrönten Bestseller Touchpoints stellt Anne M. Schüller in diesem Buch Mittel und Wege vor, mit deren Hilfe sich die neue Arbeitswelt meistern lässt:

  • Die sieben Schlüsselaufgaben, die jetzt zu bewältigen sind
  • Führungskonzepte für die Mitarbeiter von heute und morgen
  • Ein Schritt-für-Schritt-Instrumentarium, um die Interaktionspunkte zwischen Mitarbeiter, Führungskraft und Organisation zu perfektionieren

Pointiert, unterhaltsam und verständlich geschrieben hat dieses Buch alles, um Unternehmern und Führungskräften ein praxisorientierter Wegweiser in die Zukunft zu sein.

Herausgeber: GABAL
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
ISBN-13: 978-3869365503
Preis: 29,90 EUR

Titel: Bahn frei für Übermorgengestalter!: 25 Quick Wins für Innovatoren und Zukunftsversteher*

Inhalt: Das Buch zeigt 25 rasch umsetzbare Initiativen und weit über 100 Aktionsbeispiele, um zu einem Überflieger der Wirtschaft zu werden. Kompakt und sehr unterhaltsam veranschaulicht es jedem, der helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten, die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei Bereichen: Wie machen wir die Menschen stärker, das Zusammenarbeiten besser und die Innovationskraft im Unternehmen größer.

Herausgeber: GABAL
Taschenbuch: 216 Seiten
ISBN: 978-3967390933
Preis: 24,99 EUR

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