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Gründerfahrplan (9): Welche Rechtsform?

Rechtsform
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GmbH, GbR, Einzelunternehmen oder gar eine Aktiengesellschaft – welche Rechtsform ist für ein Unternehmen die passende?

Einfache Antwort: Das kommt ganz drauf an.

Technisch anspruchsvoll und kostenintensiv

Florian Quis, einer der fünf Gründer von X-Spectrum bezeichnet sich selbst (und seine Mitgründer) als „überhaupt nicht risikoaffin“. Wer sich aber anschaut, mit welchem Produkt sich der Unternehmer selbstständig gemacht hat, dem könnte rein finanziell Angst und Bange werden.

„Die X-Spectrum GmbH macht Digitalkameras für Röntgenlicht, und unsere Kamera kann kontinuierlich 2000 Bilder pro Sekunde aufnehmen und das bei einer ziemlich kleinen Pixelgröße.“ Was Quis da in aller Bescheidenheit vorträgt, ist technisch eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe. Und damit auch kostenintensiv.

Allein für die Entwicklung des Innenlebens ihres Prototypen mussten die X-Spectrum-Leute fünf Iterationen mit ihrem avisierten Kunden absolvieren. Weitere Testläufe kamen dazu, um ein sowohl funktionales als auch, wie Quis sich ausdrückt, „schickes Gehäuse“ zu konstruieren.

Absicherung durch eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Selbst wenn sich fünf Gründer zusammen an eine solche Herausforderung heranwagen, bleibt immer die Gefahr, auf seinen Investitionen sitzenzubleiben, weil zum Beispiel ein großer Konzern oder ein renommiertes Forschungsinstitut mit noch mehr Manpower und besseren finanziellen Möglichkeiten einfach ein noch besseres und im schlimmsten Fall auch noch kostengünstigeres Produkt entwickelt.

Die X-Spectrum-Gründer haben sich deshalb maximal abgesichert:

  • Sie haben sich Fördergelder besorgt.
  • Sie hatten nach wie vor einen festen Job bei ihrem bisherigen Arbeitgeber.
  • Sie haben eine GmbH gegründet.

Bei einer Pleite nicht mit dem eigenen Kapital haften

Die GmbH, Abkürzung für Gesellschaft mit beschränkter Haftung, ist eine deutsche Erfindung und war weltweit die erste juristische Rechtsform einer haftungsbeschränkten Kapitalgesellschaft.

Bedeutet: Eigentümer haften bei einer Pleite nicht mit ihrem privaten Kapital. Einer der Gründe, warum die GmbH in Deutschland die mit Abstand häufigste Kapitalgesellschaft ist.

Stammeinlage von mindestens 25.000 Euro

Dieser „Luxus“ hat aber seinen Preis: Jede GmbH benötigt einen von den Gesellschaftern unterzeichneten Gesellschaftervertrag, der notariell beglaubigt werden muss, und eine natürliche Person als juristisch verantwortlichen Geschäftsführer. Gesellschafter müssen keine natürlichen Personen sein. Auch eine andere GmbH kann zum Beispiel Gesellschafter werden.

Außerdem ist eine sogenannte Stammeinlage von mindestens 25.000 Euro erforderlich.

Weitere Formen einer Kapitalgesellschaft

Zu den Kapitalgesellschaften gehören außerdem:

Aktiengesellschaften (AG)

Besonders geeignet für Unternehmen mit großem Kapitalbedarf. Die AG verkauft ihre Unternehmensanteile in der Regel an der Börse, Anteile können aber auch übertragen werden.

Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA)

Eine Mischung aus Kommanditgesellschaft (mindestens ein persönlich haftender und ein beschränkt haftender Gesellschafter) und Aktiengesellschaft. Bei der KGaA werden ebenfalls Unternehmensanteile als Aktien ausgeben, aber es gibt  im Gegensatz zur AG keinen Vorstand, sondern persönlich haftende Gesellschafter, sogenannte Komplementäre.

Unternehmergesellschaft (UG)

Eigentlich eine Unterform der GmbH, die auch als 1-Euro-GmbH bekannt ist. Die UG ist ebenfalls haftungsbeschränkt, benötigt aber deutlich weniger Stammkapital.

Limited

Britische Version der UG, die in Deutschland lange sehr beliebt war, allerdings eine Firmenadresse in Großbritannien erfordert, auch wegen des Brexits ist sie aber kaum noch ernsthaft zu empfehlen.

Rechtsformen für kleinere Start-ups

Für kleinere Start-ups eignen sich auch juristisch weniger aufwändige Rechtsformen:

Formen von Personengesellschaften

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Besteht aus mindestens zwei natürlichen oder juristischen Personen, die gemeinsam einen Gesellschaftervertrag abschließen. Sie eignet sich besonders für Kleingewerbetreibende, Freiberufler oder Praxisgemeinschaften. Vorteil: keine oder nur geringe Gründungskosten, einfachere Buchführung. Nachteil: Es gibt keine Haftungsbeschränkung.

Offene Handelsgesellschaft (OHG)

Besonders geeignet für natürliche oder juristische Personen, die gemeinsam Waren verkaufen wollen. Mindesteinlage oder Gesellschaftervertrag sind nicht erforderlich, dafür gibt es wie der GbR keine Haftungsbeschränkung. Das macht beide Unternehmensformen aber besonders für Kreditinstitute interessant.

Einzelunternehmen

Bedeutet im Grunde nichts anderes als eine selbstständige Tätigkeit, die ohne juristische Einschränkungen und Mindestkapital sofort aufgenommen werden kann. Ein Einzelunternehmen kann auch Angestellte beschäftigen. Der Unternehmer haftet dabei vollumfänglich.

Externe Hilfe für die Entscheidung über die Rechtsform

Wer sich wie Florian Quis mit dem Gedanken beschäftigt, selbstständig durchzustarten, sich aber unsicher ist, welche Rechtsform die richtige für sein Start-up ist, sollte sich unbedingt extern beraten lassen. Das können Anwälte oder auch Steuerberater sein.

Kostenlose Tools wie die Gründerplattform von Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und KfW verschaffen einen ersten Überblick.

Weitere Inspirationen für Gründer

Das ganze Gründer-Interview mit Florian Quis findet ihr hier:

Link zum Gründer-Interview

Hier der Link zum Rechtsform-Tool der Gründerplattform von Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und KfW:

Finde deine Rechtsform

Im Unternehmerhandbuch gibt es natürlich ebenfalls Infos rund um das Thema Rechtsform. Wer möchte, liest gerne hier weiter:

Rechtsform – welche ist für mein Unternehmen richtig?

Wir wünschen euch viel Erfolg bei der Suche nach der passenden Rechtsform für euer Unternehmen!

Der Gründerfahrplan

In Zusammenarbeit mit der gruenderplattform.de von KfW und BMWi begleitet der Gründerfahrplan Unternehmer auf dem Weg in die Selbstständigkeit. In 15 Beiträgen werden die wichtigsten Stationen auf dem Weg zum eigenen Unternehmen erläutert.

Vom ersten Gedanken bis zum ersten Kunden, vom Business-Plan bis zur Gewerbeanmeldung – Step by Step in die Selbstständigkeit, wir helfen euch dabei!

Den kompletten Gründerfahrplan findet ihr hier:

Gründerfahrplan

Rechtsform

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