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Konzentriert arbeiten zwischen Homeoffice und Großraumbüro

Konzentration
Gastbeitrag von Melanie Müller und Christian Mörsch

Für viele Arbeitnehmer und Führungskräfte haben sich seit Beginn der Coronakrise im März 2020 eine Reihe von Rahmenbedingungen dauerhaft verändert. Dazu gehört auch die zeitweise Arbeit im Homeoffice.

Diese Arbeitsform, die bis 2019 ein eher stiefmütterliches Dasein gefristet hat, hat sich in der Krise bewährt und wird auch nach Covid 19 eine bedeutsame Rolle spielen. Etliche Unternehmen sind inzwischen dazu übergegangen, einen großen Teil ihrer Mitarbeiter zwei bis drei Tage in der Woche im Großraumbüro arbeiten zu lassen und die anderen Tage zuhause.

Gleichzeitig hat die Zahl derer, die über Konzentrationsprobleme klagen, zugenommen. Großraumbüro und Homeoffice bergen nämlich unterschiedliche Herausforderungen für die Konzentrationsfähigkeit. Wer konzentriert arbeiten möchte, sollte wissen, wie Konzentration sowohl im Großraumbüro als auch im Homeoffice gelingt. Was im Großraumbüro gilt, ist nicht automatisch auch ein guter Ratschlag im Homeoffice.

Arbeiten im Homeoffice

Beginnen wir an dem Ort, an dem es für viele immer noch ungewohnt ist zu arbeiten: Das Homeoffice.

Die Arbeit Zuhause klingt zunächst durchaus angenehm, spart man doch den Fahrtweg, entgeht der möglicherweise schlechten Laune des Vorgesetzten und kann die Arbeitzeit im besten Fall so einteilen wie man möchte.

Bei freier Zeiteinteilung lockt zunächst ein ausgiebiges Frühstück und der Griff nach der Fernbedienung des Fernsehers liegt näher als der Heimarbeitsplatz. Und auch dieser stellt durch die notwendige Internetverbindung zum Unternehmen eine stetige Versuchung dar, wertvolle Zeit mit arbeitsfernen Youtube-Videos zu verbringen.

Sie brauchen im Homeoffice also ein höheres Maß an Selbstdisziplin als in einem Großraumbüro, um nicht jeder willkommenen Ablenkung zu erliegen. Die wesentlichsten Ablenkungen werden jedoch durch die eigene Familie verursacht: Die Trennung von Arbeitsleben und Privatleben durchmischt sich im Homeoffice nur zu leicht.

Ablenkungen im Homeoffice minimieren

Die Arbeit Zuhause gelingt leichter, wenn Sie ein produktives Umfeld schaffen.

Dazu brauchen Sie zunächst einen geeigneten Arbeitsplatz. Achten Sie darauf, dass Sie während der Arbeit die Tür hinter sich schließen können. Damit signalisieren Sie auf einfache Art und Weise, dass Sie nicht gestört werden möchten.

Ein Heimarbeitsplatz im Schlafzimmer ist nicht optimal, da es eventuell zu Schlafstörungen kommen kann, wenn Ihr Gehirn den Arbeitsort nicht von Ihrem Schlafort trennen kann. Möchten Sie Ihr Schlafzimmer dennoch zum Arbeiten nutzen, versuchen Sie, Bett und Schreibtisch so weit wie möglich auseinanderzustellen.

Homeoffice am Küchentisch ist ebenfalls nur bedingt empfehlenswert. Dieser Ort ist mehr von Störungen geprägt als andere Räume. Dies gilt vor allem, wenn Sie nicht alleine wohnen.

Legen Sie Ihr privates Telefon aus dem Arbeitsraum. Oder schalten Sie es stumm und aktivieren Sie den Anrufbeantworter oder Ihre Mobilbox.

Möglicherweise sind Ihre Sitzmöglichkeiten Zuhause nicht in dem Maße für ein langes Arbeiten am Computer geeignet wie in Ihrem Unternehmen. Gegebenenfalls ist der Kauf eines guten Schreibtischstuhls eine sinnvolle Investition, um Rückenschmerzen oder Nackenverspannungen zu vermeiden.

Ablenkungen im Homeoffice lassen sich am besten durch eine gute Planung vermeiden.

  • Die Planung des Arbeitstages beginnt bereits bei der Kleidung: Natürlich dürfen Sie sich in der Regel am Heimarbeitsplatz kleiden wie Sie wollen. Wer Schwierigkeiten hat, die Trennlinie zwischen Arbeit und Freizeit aufrecht zu erhalten, kann sich wie gewohnt während der Arbeitszeit anders kleiden als in der Freizeit. Die Konzentration auf die Arbeit fällt in einer selbst gewählten Arbeitskleidung oft leichter als in Freizeitkleidung.
  • Sorgen Sie zudem für eine ausreichende und gute Verpflegung. Wenn Sie bisher in Ihrem Unternehmen eine Kantine zur Verfügung hatten, müssen Sie nun in der Mittagspause selber kochen. Kaufen Sie daher am besten für mehrere Tage ein, damit Sie nicht durch einen täglich notwendigen Einkauf zusätzlich Zeit verlieren.

Machen Sie Ihren Mitbewohnern klar, wann Sie arbeiten wollen, damit Sie möglichst wenig gestört werden. Bitten Sie darum, dass Sie nur bei wirklich dringenden Fragen von Ihrem Partner oder Ihren Kindern unterbrochen werden. Die größte Rücksicht ist bei Kundentelefonaten oder bei Online-Teammeetings erforderlich. Hier können Sie durch ein Türschild mit dem Vermerk Bitte nicht stören darauf hinweisen, dass ein Hineinplatzen in den Raum nicht wünschenswert ist.

Ein gutes Zeitmanagement im Homeoffice

Vergessen Sie nicht, Pausenzeiten festzulegen. Pausen stehen Ihnen auch im Homeoffice zu und dienen dazu, anschließend wieder konzentrierter arbeiten zu können. Andernfalls werden Ihre Arbeiten schnell fehleranfällig.

Gut geeignet sind beispielsweise ein Spaziergang im Wald, Kurzformen der Progressiven Muskelrelaxation, des Autogenen Trainings oder konzentrationsfördernde Bewegungsübungen.

Egal ob Sie Ihre Arbeitszeiten selbst festlegen können oder diese vom Unternehmen vorgegeben sind: Machen Sie auch im Homeoffice bewusst Feierabend. Erlauben Sie sich, dass Sie auch am nächsten Tag an noch nicht erledigten Aufgaben weiterarbeiten können.

Es kann hilfreich sein, den Schreibtisch frei zu räumen oder durch ein Ritual (zum Beispiel durch den Wechsel der Kleidung) bewusst in den Feierabend zu starten.

Motiviertes Arbeiten Zuhause

Wer motiviert ist, ist häufig auch konzentrierter. Bei frei planbaren Arbeitszeiten Im Homeoffice müssen Sie einmal mehr Ihren inneren Schweinehund überwinden, um sich an den Schreibtisch zu setzen. Es gibt keinen Vorgesetzen, der Sie missbilligend auffordert, mit der Arbeit zu beginnen, wenn Sie erstmal die weitere Folge Ihrer Lieblingsserie gucken.

  • Arbeiten Sie daher mit dem sogenannten Zehn-Minuten-Trick, um den Weg zum Schreibtisch zu finden. Nehmen Sie sich also vor, zunächst nur zehn Minuten im Homeoffice zu arbeiten und entscheiden Sie dann, ob Sie weitermachen. Innerhalb von etwa acht Minuten sind Sie in der Lage, sich in eine Aufgabe zu vertiefen. Meist bleiben Sie dann am Schreibtisch sitzen und denken gar nicht mehr daran, dass Sie mit sich vereinbart haben, nach zehn Minuten auch wieder zurück auf die Couch gehen zu dürfen.
  • Beginnen Sie mit einer Tätigkeit, die Ihnen mehr Freude bereitet, als andere Arbeiten.
  • Belohnen Sie sich, wenn Sie das geplante Arbeitspensum eines Homeoffice-Tages geschafft haben.

Konzentrierter im Homeoffice mit Kindern

Jüngere Kinder haben oft wenig Verständnis für die Arbeitszeiten ihrer Eltern im Homeoffice. Trotzdem können Sie auch mit Kindern für Phasen hoher Konzentration zuhause sorgen.

  • Planen Sie Ihre Arbeitszeiten so, dass Ihr Kind währenddessen betreut ist, zum Beispiel im Kindergarten oder durch den Ehepartner.
  • Arbeiten Sie, wen möglich, während Ihr Kind Mittagsschlaf macht oder am Abend nach dem Zubettgehen.
  • Ältere Kinder können sich zeitweise alleine beschäftigen oder ohne Aufsicht agieren. Aber auch sie brauchen Zeit mit den Eltern. Stellen Sie Ihrem Kind in Aussicht, wann Sie Zeit zum Spielen oder andere gemeinsame Beschäftigungen haben und halten Sie sich daran.
  • Erwarten Sie nicht zu viel von sich. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie eine perfekte Mutter oder ein perfekter Vater sind. Kind und Homeoffice sind eine Doppelbelastung, bei der nicht immer alles so klappt wie geplant. Im Notfall wird auch niemand etwas sagen, wenn Ihr Kind Ihre Nähe während einer Online-Teambesprechung braucht und eine Weile auf Ihrem Schoß sitzt.

Zurück im Großraumbüro

Wer mehrere Tage hintereinander im Homeoffice gearbeitet hat und anschließend wieder im Großraumbüro sitzt, muss sich erneut umstellen, um auch dort konzentriert arbeiten zu können. Hier sind es andere Faktoren, die Ablenkungspotential besitzen.

Die Kollegen und der oftmals erhöhte Geräuschpegel sind die wesentlichen Faktoren, die hier ablenken. Selbstdisziplin ist hingegen nur in geringem Maße erforderlich, wird man doch im Großraumbüro beobachtet und kann nicht unbemerkt eine Netflixserie anschauen.

Regeln für ein konzentrationsförderndes Miteinander im Großraumbüro

  • Stören Sie Ihre Kollegen nicht einfach ohne Erlaubnis.
  • Telefonieren Sie am Platz möglichst leise. Eine gedämpfte Stimme wird von den Mitarbeitern in ihrer Nähe als weniger störend wahrgenommen.
  • Rufen Sie nicht quer durch das Büro. Wenn Sie einen Kollegen sprechen möchten, gehen Sie dort hin und besprechen sich leise.
  • Führen Sie private Gespräche möglichst in der Kaffeeküche oder im Pausenraum.
  • Richten Sie spezielle Zonen für Stillarbeit, Besprechungen und für lange Telefonate ein.

Wenn Sie keine Möglichkeiten haben, gemeinsame Verhaltensregeln zu treffen, müssen Sie nicht resignieren.

Führen Sie Nicht-Stören-Signale ein

  • Stellen Sie ein rotes Fähnchen auf Ihren Schreibtisch.
  • Tragen Sie Kopfhörer. Damit signalisieren Sie Ihren Kollegen, das Sie konzentriert arbeiten möchten.
  • Bringen Sie ein Schild auf dem Computer an, auf dem eine konkrete Zeitangabe zu sehen ist, ab wann Sie wieder ansprechbar sind.

Nutzen Sie flexible Arbeitszeiten

Falls Sie flexible Arbeitszeiten haben, sollten Sie diese auch nutzen! Vermeiden Sie den klassischen Job von 9 bis 5.

In den frühen Morgenstunden oder in den Feierabendstunden herrscht auch im Großraumbüro oft gähnende Leere und sie können konzentrierter Ihrer Arbeiten nachgehen.

Gehen Sie stets gelassen mit Geräuschen um

Sobald Sie sich über ein Geräusch in Ihrer Arbeitsumgebung ärgern, das sich nicht abstellen lässt, verstärken Sie das Geräusch in Ihrem Kopf, unabhängig davon, ob dieses Geräusch im Homeoffice oder im Großraumbüro auftritt.

Regen Sie sich also möglichst nicht über Lärm oder nervende Geräusche auf, egal wo sich Ihr Arbeitsplatz befindet! Denn das, was Sie beachten verstärken Sie noch!

Eine Vielzahl weiterer Konzentrationstipps haben wir in unserem Buch „Konzentriert arbeiten für Dummies*“ zusammengestellt.

Die Autoren

Melanie MüllerMelanie Müller ist sowohl als Autorin, Entspannungstrainerin, Referentin als auch als Lehrerin tätig. In ihren deutschlandweit stattfindenden Vorträgen und Workshops zeigt sie ihren Teil-nehmern auf unterhaltsamer, humorvoller und authentischer Weise, wie Sie mithilfe von digitalen Medien und alltagstauglichen Konzentrations- und Achtsamkeitstechniken jede Herausforderung bewältigen können.

Mehr Infos hier: https://www.xing.com/profile/Melanie_Mueller1161

Christian MörschChristian Mörsch hat Entspannung zu seinem Beruf gemacht. Als Leiter der Stress-Management-School bildet er u.a. Entspannungspädagogen, Achtsamkeitstrainer, Schlaftrainer und Resilienztrainer aus. Parallel hat er sich einen Namen als Konzentrations- und Prüfungsvorbereitungstrainer gemacht und kooperiert dabei mit zahlreichen Unternehmen und Schulen.

Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann und Studium mit dem Schwerpunktfach Wirtschafts- und Sozialpsychologie hat Christian Mörsch sechs Jahre am selbigen Institut der Universität zu Köln gearbeitet und war dort Dozent diverser Seminare und Repetitorien.

Der Autor mehrerer belletristischer Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und Mitautor von Sachbüchern lebt mit seiner Familie in Erkrath. Christian Mörsch hat gemeinsam mit Melanie Müller die im Wiley-Verlag erschienenen Bücher „Konzentriert arbeiten für Dummies“ und „Prüfungen bestehen für Dummies“ verfasst.

Sein Lebensmotto »Wer nicht regeneriert, verliert« bringt zum Ausdruck, wie wichtig gezielte Entspannungspausen für die Aufrechterhaltung der persönlichen Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sind.

Mehr Infos hier: https://www.stress-management-school.de

Bücher von Melanie Müller und Christian Mörsch

Titel: Konzentriert arbeiten für Dummies*

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Inhalt: Ohne Konzentration ist es beinahe unmöglich, Arbeitsaufgaben zügig und fehlerfrei zu bewältigen. Jeder, der konzentrierter und damit effizienter arbeiten will, wird in diesem Buch eine Vielzahl von praktischen und leicht umsetzbaren Tipps finden. Über das Arbeitsleben hinaus gibt es auch im Privatleben eine Fülle von Situationen, in denen Konzentration sinnvoll ist. Sie haben es selbst in der Hand, Ihre Konzentrationsfähigkeit signifikant zu verbessern und erfolgreicher im Job zu sein. Machen Sie sich auf die Suche nach Ihren persönlichen Ablenkungen und erfahren Sie, wie Sie diese minimieren können. Lernen Sie Ihren beruflichen Alltag so zu organisieren, dass Sie mehr Zeit für konzentriertes Arbeiten haben. Finden Sie heraus, wie Sie motivierter und damit auch konzentrierter arbeiten können. Nutzen Sie bewährte SOS-Strategien, mit denen Sie innerhalb kürzester Zeit Ihre Konzentration verbessern können.

Taschenbuch : 330 Seiten
ISBN-13 : 978-3527717002
Herausgeber : Wiley-VCH
Preis: 17,00 EUR

Titel: Prüfungen bestehen für Dummies*

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Inhalt: Wann ist Ihre nächste Prüfung? Dieses Buch ist ein Mutmachbuch für alle Prüflinge. Melanie Müller und Christian Mörsch zeigen Ihnen, wie Sie sich optimal auf mündliche und schriftliche Prüfungen vorbereiten und motiviert und konzentriert arbeiten. Sie lernen, wie Ihr Gehirn »tickt« und den Prüfungsstoff am besten behält. Sie bekommen Survival-Strategien an die Hand, mit denen Sie Prüfungssituationen sicher meistern und Prüfungsangst oder einem Blackout Paroli bieten. Last-Minute-Tipps für die letzten Stunden vor der Prüfung runden das Buch ab.

Taschenbuch : 333 Seiten
ISBN-13 : 978-3527715350
Herausgeber : Wiley-VCH
Preis: 16,99 EUR

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