Finanzen & Buchhaltung
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Monatliche Ausgaben strukturieren: Darauf müssen Freelancer achten!

monatliche Ausgaben
Gastbeitrag von Sascha Seyfahrt

Als Freelancer bist du damit beschäftigt neue Kunden zu akquirieren, Aufträge zu erledigen, Rechnungen zu schreiben und dir neues Wissen anzueignen. Wo bleibt da noch Raum für die Finanzplanung?

Ich erkläre dir in diesem Beitrag, wie du als Freelancer deine Liquidität richtig einschätzt und deine monatlichen Ausgaben niemals aus den Augen verlierst. Zudem zeige ich dir, wie viel Geld du verdienen musst, um diese Kosten zu decken.

Was kostet das Leben? So gewinnt man einen Ãœberblick!

Die meisten Freelancer klammern sich an jeden Auftrag. Gerade wer neu gestartet ist, möchte jede sich bietende Chance nutzen, um die bereits mental antizipierte Durststrecke zu kompensieren. Dabei nähern sich viele dem Thema Finanzen aber nur von der Einnahmen-Seite an. Die umgekehrte Blickweise wäre aber viel sinnvoller.

Zunächst einmal solltest du dir einen Überblick deiner monatlichen Ausgaben verschaffen. Am besten trennst du dabei verpflichtende von variablen Ausgaben.

Verpflichtende Ausgaben sind kurzfristig nicht variabel. Dazu zählen:

  • Miete / Wohnkredit (inkl. Rücklagen für Reparaturen)
  • Auto (inkl. Rücklagen für Reparaturen)
  • Versicherungen (auch Altersvorsorge)
  • dauernde Verträge (z.B. Handy, Fitnessstudio etc.)
  • grundsätzliche Lebenshaltungskosten (u.a. Energie, Nahrung etc.)
  • Steuervorauszahlungen
  • familiäre Verpflichtungen (z.B. Kinder, Pflege, Unterhalt etc.)

Variable Ausgaben hast du Monat für Monat selbst in der Hand. Die sind vor allen Dingen:

  • Freizeitaktivitäten (z.B. Restaurant, Kino, Urlaub etc.)
  • nicht lebensnotwendiger Konsum (z.B. Technik, Kleidung etc.)
  • angesparte Rücklage

Wichtig! Die Ansparrücklage für Freelancer habe ich zu den variablen Ausgaben gezählt. Für dein Mindset kann es aber sinnvoll sein, diese aber als Teil der verpflichtenden Ausgaben anzusehen.

Die Steuervorauszahlungen als Fallstrick bei der Budgetplanung

Insbesondere die Steuervorauszahlungen werden von vielen Freelancern unterschätzt. Wer nach einem guten Jahr mit hohem Gewinn nun eine maue Auftragslage hat, sitzt auf seinen hohen Vorauszahlungen und ist in seiner Liquidität eingeschränkt. Hast du nach einem schwachen Jahr nun aber ein echtes Hoch, darfst du nicht vergessen, dass deine steuerlichen Vorauszahlungen zu niedrig angesetzt sind und du demnach eine Ausgleichszahlung zu erwarten hast.

Fordert das Finanzamt von dir quartalsweise Steuervorauszahlungen, musst du diese auf den Monat herunter rechnen. Dies gilt auch für alle anderen Ausgaben, die nicht monatlich erfolgen. Ermittle den Gesamtbetrag und teile ihn durch 12, um ein transparentes Bild über deine Kostensituation zu haben.

Ohne Haushaltsbuch geht nichts

Viele Personen neigen dazu, ihre monatlichen Ausgaben anhand von Schätzwerten zu kalkulieren. Dadurch werden die allgemeinen Lebenshaltungskosten (z.B. Essen, Trinken etc.) häufig völlig falsch eingeschätzt.

Es kann daher sehr hilfreich sein, zu diesem Zwecke ein Haushaltsbuch zu führen und wirklich alle Geldabgänge genau zu erfassen. So kannst du feststellen, was Monat für Monat wirklich aus deiner Haushaltskasse verschwindet. Langfristig hast du damit eine höhere Genauigkeit bei der Planung!

Tipp: Um deine monatlichen Ausgaben zu visualisieren, empfehle ich dir meine Tabelle, die du gerne als Vorlage für deine Kostenübersicht nutzen kannst!

Deine Einnahmen den Kosten gegenüber stellen

Angenommen du hast nun ermittelt, dass deine verpflichtenden Ausgaben 1.500,00 € im Monat betragen. Diesen Betrag benötigst du mindestens, um überhaupt von deiner Tätigkeit als Freelancer leben zu können.

Wenn du jetzt noch eine Ansparrücklage von etwa 500,00 € pro Monat einrechnest, um schwächere Phasen zu überbrücken, weißt du: So lange ich nicht mindestens 2.000,00 € netto im Monat verdiene, kann ich mir keine variablen Ausgaben erlauben!

Diese 2.000,00 € musst du auf deine Arbeitszeit verteilen. Angenommen du rechnest mit 6 Arbeitsstunden pro Tag (+ 2 Stunden nicht bezahlte Tätigkeit) und 20 Arbeitstagen pro Monat. Dann musst du, um 2.000,00 € zu verdienen, folgende Gewinne erzielen:

  • 100,00 € pro Arbeitstag
  • 16,67 € pro Arbeitsstunde

Das bedeutet natürlich nicht, dass du dich mit einem Stundenlohn von 16,67 € zufrieden geben solltest. Gemeint ist, dass 16,67 € pro Arbeitsstunde (oder 100,00 € pro Arbeitstag) zur Finanzierung deiner absoluten Basiskosten pro Monat dienen.

Alles, was darüber hinausgeht, kannst du grundsätzlich für die „schönen Dinge im Leben“ verwenden. Deine aktuelle Liquidität darfst du aber natürlich nicht aus den Augen verlieren. Hattest du gerade einige außerplanmäßige Ausgaben zu leisten, solltest du zunächst etwas zurückhaltender agieren, was den Konsum angeht.

Ich erinnere nochmal daran: Bei den genannten Beträgen handelt es sich um Netto-Angaben Ich kenne natürlich deinen individuellen Steuersatz nicht. Aber mindestens 30 % solltest du schon aufschlagen, um den erforderlichen Brutto-Verdienst zu ermitteln.

Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass die genaue Erfassung aller monatlicher Kosten ein wichtiger Schritt ist, um deine Finanzplanung auf eine solide Basis zu stellen. Nimm Abstand von Schätzwerten und rechne auch quartalsweise oder jährliche Kosten auf den Monat herunter.

Nachdem du deine fixen und variablen Ausgaben ermittelt hast, kannst du diese im nächsten Schritt deinen Einnahmen gegenüberstellen. So weißt du genau, was du pro Tag, Woche oder Stunde verdienen musst, um zunächst über die Runden zu kommen oder um richtig gut zu leben.

Der Autor

Sascha SeyfahrtSascha von Bankenmärchen.de hilft Freelancern dabei ihre Liquidität planbar zu machen und zeigt ihnen, wie sie starke Rücklagen aufbauen, die jede gewollte und ungewollte Projektpause abfangen.

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Kategorie: Finanzen & Buchhaltung

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2 Kommentare

  1. Avatar-Foto

    Das ist ein sehr guter Beitrag.

    Zumal ich einen Steuerberater kenne, bei dem viele Mandanten durch Steuerforderungen des Finanzamtes in Bedrängnis geraten, weil vom Gewinn viel zu viel für unnötigen Luxus verbrannt wird. Verdienen gutes Geld und schnallen nicht, dass man auch Steuern darauf bezahlen muss.

    Daher sind Eure Hinweise Gold (Geld :-) wert.

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