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Krisenkommunikation: Erfolgsfaktor in Zeiten der Unsicherheit

Krisenkommunikation / Nahaufnahme eines stark ausgefransten Seils, das nur noch von einem dünnen Faden zusammengehalten wird – Symbol für Belastung und drohenden Bruch.
Gastbeitrag von Stefan Häseli

Professionelle Krisenkommunikation ist heute ein zentraler Bestandteil des unternehmerischen Risikomanagements. Sie sichert den schnellen, transparenten und glaubwürdigen Informationsfluss in kritischen Situationen und schützt dadurch die Reputation von Organisationen nachhaltig.

Gerade in Krisenzeiten, in denen Unsicherheit und Gerüchte schnell um sich greifen, entscheidet eine klare Kommunikationsstrategie über den Vertrauensverlust oder -gewinn bei Kunden, Investoren, Mitarbeitenden und der breiten Öffentlichkeit.

Notfall vs. Krise – der feine Unterschied

Ein präzises Verständnis von Krisen und Notfällen ist grundlegend: Notfälle erfordern sofortige Maßnahmen zur Schadensbegrenzung, während Krisen längerfristige Auswirkungen haben und tief in gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Strukturen eingreifen können.

Unternehmen, die Frühwarnzeichen erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten, haben entscheidende Vorteile im Umgang mit potenziellen Krisen.

Was im Ernstfall zählt – und was schiefläuft

Häufige Fehler wie fehlende Vorbereitung, uneinheitliche Botschaften oder verzögerte Reaktionen können eine Situation eskalieren lassen. Deshalb sind klare Verantwortlichkeiten, strukturierte Krisenstäbe und ein belastbarer Kommunikationsplan unerlässlich.

Empathie darf dabei nicht fehlen: In Krisensituationen zählt neben Fakten vor allem die Fähigkeit, authentisch Mitgefühl auszudrücken und die Perspektive der Betroffenen einzunehmen. Emotionale Echtheit ist entscheidend – standardisierte Floskeln werden als leere Worthülsen entlarvt.

Strategisch kommunizieren – mit Medien und Haltung

Krisenkommunikation bedeutet auch, Medien strategisch einzubinden. Eine offene und proaktive Informationspolitik verhindert Spekulationen und sichert der Organisation die Deutungshoheit. Dabei ist es wichtig, eine klare Balance zwischen transparenter Offenlegung und strategischer Zurückhaltung zu finden – alles stets auf Basis gesicherter Informationen. Schnelligkeit, Glaubwürdigkeit und Konsistenz sind dabei die Schlüsselprinzipien.

Körpersprache und nonverbale Signale spielen ebenfalls eine große Rolle: Wer ruhig, offen und kontrolliert auftritt, vermittelt Vertrauen und Kompetenz. Gerade in Zeiten emotionaler Anspannung zählt nicht nur, was gesagt wird, sondern auch, wie es gesagt wird.

Der Ablauf einer Krise: Von der Vorbereitung bis zur Regeneration

Die erfolgreiche Krisenkommunikation folgt einem strukturierten Ablauf: In der Frühwarnphase gilt es, Risiken zu erkennen und vorzubereiten. Mit Ausbruch der Krise steht die unmittelbare Schadensbegrenzung im Fokus. Anschließend folgt die Deeskalationsphase mit nachhaltigen Stabilisierungsschritten, bevor in der Regenerationsphase der Wiederaufbau und die Evaluierung erfolgen.

Entscheidend ist es, Lehren aus Krisen systematisch auszuwerten und in die Organisationsentwicklung zu integrieren.

Führung zeigen und Chancen nutzen

Praxisbeispiele wie die souveräne Reaktion von Johnson & Johnson im Tylenol-Fall zeigen, dass selbst schwerste Krisen bewältigt werden können, wenn Transparenz, Verantwortungsübernahme und echtes Einfühlungsvermögen den Kurs bestimmen. Umgekehrt führen unzureichende Warnungen und mangelnde Koordination – wie bei der Ahrtal-Flutkatastrophe 2021 – zu Vertrauensverlust und langanhaltenden Imageschäden.

Krisenkommunikation ist Chefsache. Führungskräfte müssen sich sichtbar, klar und empathisch positionieren. Sie müssen den Takt bestimmen, bevor externe Akteure die Kommunikation dominieren. Entscheidungskraft, Deutungshoheit und konsequente Umsetzung von Sofortmaßnahmen sind dabei ebenso gefragt wie eine langfristig angelegte Kommunikation zur Wiederherstellung von Vertrauen.

Jede Krise birgt auch Chancen: Wer konsequent analysiert, systematisch lernt und offen kommuniziert, kann gestärkt daraus hervorgehen. Effektive Krisenkommunikation schützt nicht nur kurzfristig das Unternehmensimage – sie formt langfristig die Widerstandsfähigkeit und Glaubwürdigkeit einer Organisation.

Der Autor

Stefan Häseli

Stefan Häseli

Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation und Keynote-Speaker, Moderator, Schauspieler, Radiomoderator und Autor mehrerer Bücher. Er betreibt ein Unternehmen in der Schweiz und ist mehrfach international ausgezeichneter Redner und Trainer. Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und Ansprüchen sowie die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägten seinen beruflichen Werdegang.

Mehr Infos: https://stefan-haeseli.com/

Das Buch zum Thema

Titel: Praxisbuch Krisenkommunikation: Strategien für mehr Glaubwürdigkeit, Transparenz und Vertrauen*

Inhalt: Die Kommunikationslandschaft hat sich massiv verändert. Social Media und Tempo sind neue Faktoren. Auf der anderen Seite sind neue Arten von Krisen (wie beispielsweise Cyber- und Hacker-Attacken) entstanden.

Gerade in Krisensituationen ist es entscheidend, richtig zu reagieren. Es gibt Beispiele, da gewinnt trotz „Panne“ das Image – dank guter Kommunikation. Das Gegenteil ist leider jedoch immer häufiger zu beobachten.

Tempo und Erwartungen der Öffentlichkeit nehmen zu, die sozialen Medien setzen offizielle Kommunikationskanäle unter Druck, Menschen sind dünnhäutiger geworden und zeigen weniger Loyalität gegenüber Unternehmen und anderen Institutionen.

In diesem Buch entführen Marco Cortesi und Stefan Häseli die Leser und Leserinnen in die komplexe Welt der Krisenkommunikation. Es ist ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die verstehen wollen, wie man in herausfordernden Zeiten effektiv kommuniziert. Theoretische Grundlagen werden mit praktischen Anwendungsbeispielen und Fallbeispielen verbunden. Marco Cortesi und Stefan Häseli beleuchten, wie man Botschaften klar und vertrauensvoll gestaltet und welche Rolle Ehrlichkeit und Transparenz spielen.

Von der ersten Reaktion auf eine Krise bis hin zum langfristigen Reputationsmanagement: Dieses Buch bietet praktische Tipps und Strategien, um in kritischen Momenten souverän zu agieren. Die Fallbeispiele reichen von kleinen Unternehmenskrisen über Konzernkrisen bis hin zu großen, öffentlichen Skandalen. Die Autoren zeigen, wie erfolgreiche Kommunikation Krisensituationen entschärfen oder sogar in Chancen verwandeln kann.

Herausgeber: Wiley-VCH
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3527512089
Preis: 32,99 EUR

Krisenkommunikation

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Foto: Wiley-VCH

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