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Gute Geschichten – Katalysatoren für Veränderung

Storytelling
Gastbeitrag von Thomas W. Künstner

Wie überzeugen Sie Ihre Mitarbeiter davon, dass eine notwendige Veränderung ansteht? Und vor allem: Wie bringen Sie sie dazu, wirklich etwas anders zu machen?

Meine Erfahrung hat gezeigt: Mit Daten, Zahlen, Fakten und aufwendigen Grafiken aller Art gelingt das nur in den wenigsten Fällen. Sie zeigen zwar die Kosten-/Nutzen- und Zeitplanung auf, allein das bewegt die Betroffenen aber selten dazu, wirklich etwas zu verändern.

Warum? Weil Menschen nur dann handeln, also wirklich etwas tun, wenn sie emotional angesprochen werden. Zahlen überzeugen uns vielleicht, sie bewegen uns aber nicht.

Deswegen sollten Sie stattdessen zu einem Hilfsmittel greifen, das Ihren Mitarbeitern und Vorgesetzten gleichermaßen im Gedächtnis bleiben wird …

Rettet die Gute-Nacht-Geschichte!

Mein Mittel der Wahl sind gute Geschichten. Wie die meines ehemaligen Kollegen, der eine hohe Führungsposition bei der Deutschen Bahn innehat. Um seine Mitarbeiter von einer weiteren Pünktlichkeitsinitiative zu überzeugen, erzählte er ihnen folgende Geschichte:

Ein Familienvater, der regelmäßig pendelt, schrieb der Deutschen Bahn einen Brief. Darin fasste er die Verspätung des vergangenen Jahres zusammen, die er auf seinen Zugfahrten insgesamt erlebt hatte. Das Besondere: Er äußerte seinen Unmut nicht rein über die Verspätungsdauer. Stattdessen hatte er ausgerechnet, wie viele Geschichten er seinen Kindern aufgrund der Verspätung nicht vorlesen konnte. Das kann er auch nicht nachholen. Denn die Kinder schlafen ja schon. Und sie werden älter.

Und dieser Brief zeigt seine Wirkung: Die Mitarbeiter treibt bei der neuen Pünktlichkeitsinitiative nun nicht an, einen neuen Pünktlichkeitsrekord aufzustellen oder in einer Statistik gut auszusehen. Sie geben alles, damit die Kinder in Deutschland zu ihrer Gute-Nacht-Geschichte kommen. Ich bin sicher: Viele von Ihnen werden bei der nächsten Zug-Verspätung an Gute-Nacht-Geschichten denken.

Geschichten bleiben in Erinnerung

Sie sehen: Was seit Urzeiten am Lagerfeuer funktioniert, klappt auch im Arbeitskontext: Bei guten Geschichten hören Menschen aufmerksamer zu, sie merken sich mehr und erzählen gute Geschichten gerne weiter. Denn gute Geschichten erreichen uns emotional. Das sollten Sie sich zunutze machen!

Aber woher bekommen Sie nun wirkungsvolle Geschichten? Um sich die Wirkung guter Storys zunutze zu machen, brauchen Sie nicht zum Märchenonkel zu werden. Den Stoff für gute Geschichten finden Sie nahezu überall. Am besten, Sie wählen Erlebnisse aus, die Ihnen persönlich passiert sind. In jedem Fall sollte Ihre Story sie selbst ansprechen. Denn: Wenn Sie eine Geschichte gerne erzählen, hört auch sicherlich jemand gerne zu.

Wichtig ist allerdings, dass Ihre Geschichte auch einen Bezug zu der geplanten Veränderung hat, die Sie erreichen wollen. Oder dass Sie diesen Bezug einfach herstellen können. Dann wird Ihre Geschichte den Veränderungsprozess unterstützen.

Mit Helden auf Reisen

Beim Aufbau Ihrer Geschichte können Sie sich an einem Konzept orientieren, das sich schon über Jahrtausende bewährt hat: die Heldenreise. Dazu strukturieren Sie Ihre Geschichte so:

  1. Definieren Sie Ort und Zeit.
    -> Der Vater, der täglich Zug fährt.
  2. Stellen Sie die Charaktere vor.
    -> Ein liebevoller Vater und zwei süße Kinder – Felix und Svenja
  3. Erzählen Sie den Beginn der Geschichte.
    -> Der Vater hat seinen Kindern versprochen, ihnen jeden Tag eine Geschichte vorzulesen.
  4. Führen Sie Hindernisse und Bösewichte ein.
    -> Das schafft er aber nicht, weil die Deutsche Bahn so oft zu spät kommt
  5. Zeigen Sie auf, wie die Gefahren gemeistert wurden.
    -> Die Deutsche Bahn hilft dem Vater dabei, pünktlich anzukommen.
  6. Das großartige Happy End
    -> Felix und Svenja bekommen ihre Geschichten.
  7. Was ist die Moral der Geschichte?
    -> Es geht nicht um eine gute Pünktlichkeitsstatistik, es geht um Gute-Nacht-Geschichten. Es geht darum, Menschen Zeit für wichtige Dinge zu schenken.
  8. Übertragen Sie die Erkenntnisse auf die Zuhörer. Was bedeutet das für sie?
    -> Es lohnt sich, wenn wir uns anstrengen. Felix, Svenja und alle anderen Kinder werden es uns danken.

Versuchen Sie doch mal, Ihre Geschichte an dieses Raster anzupassen. Sie werden merken: Geschichten haben das Potenzial, eine außerordentliche Wirkung zu entfalten. Aber nur, wenn sie auch erzählt werden. Also: Probieren Sie es aus!

Der Autor

Thomas W. KünstnerThomas W. Künstner weiß aus eigener Erfahrung: Spaß ist eine Komponente, die nicht nur ins Privatleben gehört, sondern auch – und vor allem – in den Arbeitsalltag. Nach welchen Prinzipien das funktionieren kann, macht die Entertainmentbranche vor.

Nach einem Betriebswirtschaftsstudium in Passau und England startete Thomas W. Künstner seine Karriere bei der Consulting-Firma Booz & Company, genauer dort im Bereich Media- und Entertainment Practice, dessen Führung er als Partner später selbst übernahm. Während seiner Tätigkeit beriet er die Vorstände und Topmanager führender Medien- und Telekommunikationsanbieter bei der Entwicklung von kundenzentrierten Strategien und Organisationen.

Als seine Partner beschlossen, das exklusive Beratungsunternehmen zu verkaufen, stieg er aus. Er verkaufte seine Anteile und machte sich mit einer Investment- und Beratungs-Boutique selbstständig. Neben diesem Beruf steht Thomas W. Künstner seit über 40 Jahren als Magier und Mentalist immer wieder auf der Bühne.

Sein aktuelles Buch „Und Action! Führung und Motivation nach den Prinzipien der Entertainment-Branche“  ist im Wiley-VCH Verlag erschienen.

Das Buch zum Thema

Titel: Und Action!: Führung und Motivation nach den Prinzipien der Entertainment-Branche*

Und Action!

Und Action!*

Inhalt: Wie passen Arbeit und Vergnügen zusammen? Was hat Spaß mit hartem Business zu tun? Eine Menge! Denn nichts fesselt die Aufmerksamkeit der Menschen so sehr wie Entertainment!

Von Hollywood lernen

Der Durchschnittskonsument widmet sich jeden einzelnen Tag über 7 Stunden dem Smartphone, Fernsehen und anderen Medien – vollkommen freiwillig. Warum nutzen wir also nicht die Erkenntnisse aus Hollywood, Theatern und der Game-Entwicklung, um Menschen auch im Job zu begeistern und zu motivieren?

Thomas W. Künstner erörtert in diesem Buch, wie Führungskräfte Arbeit spannender oder vergnüglicher machen und damit ihr Team auf ein neues Level der Motivation und Konzentration heben.

Die Regeln des Entertainment

Der Autor entschlüsselt nicht nur, nach welchen Prinzipien die Traumfabriken dieser Welt Menschen fesseln. Er zeigt auch auf, wie Sie diese Prinzipien auf die Arbeitswelt und Ihren Führungsstil übertragen können. So können Sie durch Entertainment-Prinzipien die Aufmerksamkeit binden, Projektpläne verbessern, den Ablauf von Meetings optimieren oder die Abwicklung von Routinetätigkeiten unterhaltsam gestalten.

Denn Spaß an der Arbeit ist einer der am wenigsten genutzten Produktivitätstreiber überhaupt. Also höchste Zeit, dass Sie dem Spaß den nötigen Ernst entgegenbringen.

Thomas W. Künstner hat seine Wurzeln in der Unternehmensberatung. Doch auch das Zaubern begeistert ihn seit Kindheitstagen. Heute verknüpft er beides, denn gute Führung hat mit Entertainment mehr gemeinsam als Sie denken.

Gebundene Ausgabe: 159 Seiten
Verlag: Wiley-VCH; Auflage: 1. (13. Juni 2018)
ISBN-13: 978-3527509539
Preis: 19,99 EUR

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