Gastbeitrag von Ulrike Stahl
Hauptsache die Zahlen stimmen! Konkurrenz belebt das Geschäft!
Grundsätze, die im Zeitalter der Industrialisierung entwickelt wurden und uns sehr lange wirtschaftlichen Erfolg beschert haben. Heute allerdings macht Konkurrenz, vor allem in Form von internen Machtspielen, das Geschäft kaputt.
Mit Wettbewerbsdenken und Arbeitsteilung können wir die komplexen Aufgaben unserer vernetzten Arbeitswelt nicht mehr lösen. Trotz Matrixstrukturen und Projektarbeit fehlen oftmals Informationsfluss und Abstimmung.
Unser Wissenszeitalter erfordert nicht nur neue Methoden und Organisationsformen, sondern vor allem einen neuen Mindset: Kooperativ, kollaborativ und kokreativ muss dieser sein. Dann können starke ICHs das neue WIR im Business gestalten.
Fragt sich nur: Wie bereit sind wir dafür? Oder wie Albert Einstein angemerkt hat: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Zeit also, sich auf einen neuen Weg zu machen und die Zusammenarbeit auf einem ganz neuen Niveau kennen- und schätzenzulernen. Gefragt sind Fähigkeiten wie Engagement und Flexibilität, vor allem aber Offenheit, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Inhalt
Der Wandel ist im Gange
Kennen Sie das Amtsstuben-WIR? Behörden haben es darin zur Perfektion gebracht. Alles ist durchorganisiert und die Arbeitsprozesse sind bis ins kleinste Detail geregelt, so dass jeder Mitarbeiter unabhängig bearbeiten kann, wofür er zuständig ist. Viele, gerade ältere Mitarbeiter sehnen sich nach dem Clan-WIR: „Da war man noch etwas wert und der Chef hat einen morgens mit Handschlag begrüßt.“
Geborgenheit und Sicherheit, die viele in der heutigen Zeit schmerzlich vermissen – auch wenn aus heutiger Sicht der einzelne Mitarbeiter damals eher unmündig war. Aber es gab eben einen, der angesagt hat, was wann und wie zu tun ist.
Heute ist das anders – oder sollte es zumindest sein. Das Team organisiert sich ebenso selbst wie es innerhalb des Teams jeder Einzelne tut. Mitarbeiter und Führungskräfte mit einem kooperativen Mindset übernehmen Verantwortung für das Gesamtziel.
Beide denken über ihren Verantwortungsbereich hinaus und hinterfragen gewohnte Impulse – beispielsweise mit folgenden Kollaborations-Hacks:
1. Andersartigkeit schätzen – Gemeinsamkeiten suchen
Wir vergleichen nicht nur, wir bewerten oft auch sofort. Dabei betrachten wir uns selbst mit unseren Werten und Vorlieben als das Normalmaß. Wer anders ist, ist dann nicht normal. Dabei sind wir, jeder für sich, in seiner Andersartigkeit doch auch wieder normal – weil eben kein Mensch wie der andere ist.
Eine solche grundsätzlich wertschätzende Haltung ist die Basis für echte Kollaboration. Die funktioniert eben nur auf Augenhöhe, indem wir zusammenwirken, um gemeinsam etwas zu erreichen, was uns alleine niemals gelingen würde. Gemeinsamkeiten machen sympathisch. Unterschiede trennen. Unser Gehirn ist ständig am vergleichen. Wir haben die Wahl, worauf wir uns fokussieren.
2. Interessen akzeptieren – Lösungen finden
Sich nur auf die eigenen Interessen konzentrieren? Machen was der andere will? Oder: Zur Not feilschen? So sieht unser Weg zur Lösungsfindung meistens aus.
Wie gut, dass wir die natürliche Fähigkeit haben, zu kommunizieren und andere Perspektiven einzunehmen. Wenden wir sie an, um besser zu verstehen, statt unsere Positionen zu zementieren. Auch wenn für unser Gehirn Schwarz-weiß viel leichter ist, Ko-zentriert denken heißt, nach sowohl-als-auch-Lösungen zu suchen. So können wir in Kontakt mit unseren Kollaborationspartnern bleiben – auch wenn es einmal schwierig wird.
Das Gesetz von Geben und Nehmen ist ein menschliches Grundprinzip. Kollaboration erfordert vor allem die Bereitschaft zu geben. Allen Bedenken „Was, wenn der andere es nicht zu schätzen weiß?“ und Ängsten „Was, wenn ich ausgenutzt werde?“ zum Trotz – es lohnt sich in jedem Fall, weil Geben erfolgreich, erfüllt und glücklich macht.
3. ICH – DU – WIR
Im Sinne eines neuen Mindsets müssen wir über unsere eigenen Interessen hinausdenken und Win-Win-Lösungen anstreben. Erkennen wir das WIR als Organismus, haben sowohl das ICH und das DU als auch das WIR eine Stimme.
Das funktioniert beispielsweise mit einem WIR-Stuhl. Während eines Meetings kann sich jeder Teilnehmer zu jedem Zeitpunkt auf diesen Stuhl setzen und dem WIR eine Stimme geben. Wichtig dabei ist, dass ein sicheres Umfeld geschaffen wird, in dem man nicht bloßgestellt wird, wenn man Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehler anspricht.
Durch das Verlassen der ICH-/DU-Sichtweise, nehmen wir statt einer polarisierenden eine übergeordnete Perspektive ein, die uns hilft, neue gemeinsame Lösungen zu finden.
4. Zuhören und Feedback geben
Unter Stress sinkt unser Interesse an anderen Sichtweisen erfahrungsgemäß gegen Null. Dabei lebt Kollaboration von verschiedenen Sichtweisen. Kooperative Gesprächspartner zeichnen sich dadurch aus, dass sie andere aktiv zu deren Meinung und Ideen befragen, gut zuhören und den Entwicklungsturbo Feedback nutzen.
Zusammenarbeit bietet uns die Möglichkeit, uns deutlich schneller zu entwickeln als alleine – sofern wir kontinuierlich Rückmeldung erhalten. Feedback ist eine wunderbare Möglichkeit, jemandem etwas Wertvolles zu geben und damit in ein kollaboratives Miteinander zu investieren. Und natürlich kann man auch andere aktiv darum bitten. Je spezifischer wir beschreiben wofür, desto konstruktiver wird die Antwort sein.
Ausblick
Unternehmen, die nach veralteten Strukturen arbeiten, bleiben mangels Agilität schnell auf der Strecke. Und Mitarbeiter, die eigenverantwortlich denken und handeln wollen, werden in diesen Betrieben auch nicht lange arbeiten. Sie wollen sich vernetzen und gemeinsam an Problemlösungen arbeiten, denn sie wissen: WIR sind alle verbunden!
Unser Handeln wird sich immer auf andere auswirken. Wir sind Teil eines größeren WIR – das ist keine Entscheidung, sondern eine Tatsache. Damit sind wir weder machtlos noch unabhängig.
Jeder Einzelne von uns gestaltet das WIR und damit die Lebens- und Arbeitsumwelt, in der wir uns befinden. Richten wir unser Verhalten danach aus!
Die Autorin
Ulrike Stahl ist eine gefragte Rednerin – auf der Bühne und online – Autorin und Expertin für Zusammenarbeit und das neue WIR im Business. Sie moderiert live oder remote Zukunfts-Cafés sowie Meetings mit Liberating Structures.
Wie geht konkurrenzlos erfolgreiche Zusammenarbeit? Wie entwickeln wir eine WIR-Kultur für uns selbst, in unseren Unternehmen und Verbänden? Darauf gibt sie Antworten, die wirken.
Sie ist Autorin des Buches „So geht WIRTSCHAFT! Kooperativ. Kollaborativ. Kokreativ.“ – laut Handelsblatt eines der besten Wirtschaftsbücher.
Mehr Infos unter: www.ulrike-stahl.com
So geht WIRtschaft! – das Buch von Ulrike Stahl
Titel: So geht WIRTSCHAFT: Kooperativ. Kollaborativ. Kokreativ.*
Inhalt: Nach wie vor herrscht in vielen Unternehmensbereichen das klassische Silodenken: Guerillakämpfe zwischen den Abteilungen, Boykott zwischen CEO und Abteilungsleitern, schnelle Gewinnmitnahmen statt nachhaltiger Win-Win-Lösungen. Doch das bringt uns in der heutigen Wissensgesellschaft nicht weiter. Es ist an der Zeit, umzudenken.
Kooperation eröffnet neue geschäftliche Spielräume: Komplexe Aufgaben werden in kürzester Zeit kollaborativ über Abteilungs-, Länder- und Unternehmensgrenzen hinweg gelöst, kokreativ entstehen zukunftsweisende Innovationen. So geht WIRTSCHAFT heute!
Aber wie bereit und fit sind wir für den notwendigen Wandel? Wie fördert der W.I.R.-Mindset Kooperation? Und wie sind wir auch weiterhin erfolgreich?
Ulrike Stahl ist dem kooperativen Denken und Handeln auf der Spur und illustriert gekonnt, was den Unterschied macht.
Gebundene Ausgabe: 200 Seiten
Verlag: metropolitan
ISBN-13: 978-3961860012
Preis: 29,95 EUR