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Kalkulationsverfahren: Kostenverteilungsmethode – so geht’s!

Kostenverteilungsmethode, a cute scenery in a little dutch village with three milk cans staning on a little step outside a an olf farm

Die Kostenverteilungsmethode ist eines von mehreren Kalkulationsverfahren, welches bei der Kostenträgerstückrechnung genutzt wird. Diese ist Teil der Kostenträgerrechnung. Also des Bereichs der Kostenrechnung, der ermittelt, WOFÜR Kosten angefallen sind.

Je nach Zeitpunkt der Kalkulation erfolgt eine Vorkalkulation, Nachkalkulation oder eine Zwischenkalkulation. Es gibt mehrere Möglichkeiten diese zu berechnen. Welche man nutzt, kommt in erster Linie auf die Fertigungsstruktur an.

Kalkulationsverfahren – Basics

Am häufigsten sind diese Methoden:

Alle Verfahren können grundsätzlich als Ist-, Normal- oder Plankalkulation (Kostenrechnungssysteme) und jeweils auf Voll- oder Teilkostenbasis durchgeführt werden.

Kalkulationsverfahren

Kalkulationsverfahren

Kuppelkalkulation und Kuppelproduktion

Wenn im Rahmen des Produktionsprozesses immer mehrerer Produkte entstehen, spricht man von Kuppelproduktion.

Beispiele für Kuppelproduktion:

  • Heizkraftwerk: Strom & Wärme
  • Landwirtschaft: Getreide & Stroh, Butter & Buttermilch

Die Restwertmethode (Subtraktionsmethode) und die Kostenverteilungsmethode sind die Kalkulationsverfahren, die man in diesem Fall für die Kuppelkalkulation anwenden kann.

Kuppelkalkulation

Kuppelkalkulation

Wann ist die Kostenverteilungsmethode sinnvoll?

Entstehen im Rahmen des Produktionsprozesses immer mehrere Hauptprodukte, nutzt man die Kostenverteilungsmethode.

Bei einem Hauptprodukt und einem oder mehreren Nebenprodukten nutzt man die Restwertmethode.

Wie funktioniert die Kostenverteilungsmethode?

Typisch für die Kuppelproduktion ist, dass zwar die Gesamtkosten feststehen, aber deren Verteilung auf die einzelnen Produkte nicht genau möglich ist. Es geht also darum, diese irgendwie auf die einzelnen Produkte / Produktgruppen zu verteilen. Wirklich genau ist das natürlich nicht, aber besser als gar nichts…

Die Kostenverteilungsmethode dient dazu, die die Herstellungskosten der verschiedenen Hauptprodukte auf diese zu verteilen. Dazu nutzt man Äquivalenzziffern, wie z.B. Marktpreise, Mengen, Gewicht oder ähnliches.

Beispiel 1 – Kostenverteilung über den Preis

Nehmen wir an, wir haben einen landwirtschaftlichen Betrieb und produzieren Butter und Buttermilch. Dafür halten wir 70 Kühe, welche die benötigte Milch produzieren.

Folgende Infos konnte ich im Netz zum Thema Milchkühe & Milchproduktion finden:

  • Eine Milchkuh in der deutschen Landwirtschaft erbrachte im Jahr 2021 eine durchschnittliche Milchleistung von rund 8.488 Kilogramm (Quelle: Statista). Das ergibt für unseren Betrieb eine Milchleistung i.H.v. 70 x 8.488 kg = 594.160 kg pro Jahr.
  • Nach den Berechnungen der BAL – deren Daten auf dem Testbetriebsnetz des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) basieren, liegen die Gesamtkosten für die spezialisierte Milcherzeugung in Deutschland in den letzten 10 Jahren – einschließlich der Lohnkosten – zwischen 41 und 45 Cent je kg Milch (Quelle: agrarheute.com). Das ergibt für unseren Betrieb Produktionskosten für die Milch i.H.v. 594.160 kg x 0,43 EUR = 255.488,80 EUR pro Jahr.

Zum Thema Butter- & Buttermilchproduktion habe ich folgende Daten im Netz gefunden:

  • Für ein Päckchen Butter (250 Gramm) benötigt man etwa 4,5 Liter Milch. Neben der Butter fällt in der Produktion auch noch etwas Buttermilch an, die sich ebenfalls verkaufen lässt. Da kommen bei einem Stück Butter (250 Gramm) rund 0,25 Liter Buttermilch (Quelle: MDR)
  • Verbraucher bezahlen für 250 g Butter mindestens 2,30 EUR brutto (Quelle: deutschlandfunknova.de), d.h. wir erhalten 2,15 EUR netto pro Packung (7% Mehrwertsteuer).
  • Für Buttermilch liegt der Verkaufspreis zwischen 0,59 EUR und 0,99 EUR für die 500 g Packung (Quelle: de), wir rechnen dann mal mit 0,79 EUR in diesem Beispiel, d.h. wir erhalten 0,74 EUR netto pro Packung (7% Mehrwertsteuer).
  • Zu den Produktionskosten habe ich leider keine Informationen gefunden, daher lassen wir sie einfach mal weg – ist ja eh nur ein Rechenbeispiel.

Das heißt für unseren Betrieb: aus den 594.160 kg Milch, die wir pro Jahr produzieren, lassen sich 132.035,56 Packungen Butter à 250 g erzeugen und 66.017,78 Packungen Buttermilch à 500 g.

  • Formel für Butter: kg Milch / 4,5 = 250 g Packung Butter: 594.160 / 4,5 = 132.035,56
  • Formel für Buttermilch: 2 Packungen Butter à 250 g = 1 Packungen Buttermilch à 500 g: 132.035,56 / 2 = 66.017,78

Wenn wir die Kostenverteilungsmethode anwenden und als Äquivalenzziffer den Verkaufspreis nutzen, dann ergeben sich folgende Herstellkosten:

Der Erlös der Butter beträgt 283.814,75 EUR netto (2,15 EUR x 132.035,56 Stück). Der Erlös der Buttermilch beträgt insgesamt 48.742,10 EUR (0,74 EUR x 66.017,78 Stück). D.h. wir haben insgesamt einen Erlös i.H.v. 332.556,84 EUR. Daran hat die Butter einen 85% Anteil und die Buttermilch einen 15% Anteil.

In genau diesem Verhältnis verteilen wir jetzt einfach die Herstellkosten:

  • Butter: 255.488,80 EUR x 85% = 218.042,39 EUR – umgerechnet auf die einzelne Packung ergeben sich 1,65 EUR
  • Buttermilch: 255.488,80 EUR x 15% = 37.446,41 EUR – umgerechnet auf die einzelne Packung ergeben sich 0,57 EUR

Hier nochmal als Tabelle zur besseren Übersicht:

Kostenverteilungsmethode - Kostenverteilung über den Preis

Kostenverteilungsmethode – Kostenverteilung über den Preis

Zack – fertig :-)

Beispiel 2 – Kostenverteilung über das Gewicht

Wir nehmen wieder die ganzen Werte aus Beispiel 1, die Verrechnung der Herstellkosten erfolgt diesmal jedoch über das Gewicht der erzeugten Produkte:

Aus den 594.160 L Milch stellen wir 33.008,89 kg Butter und genauso viel Buttermilch her. Daher würden sich die Herstellkosten dann ebenfalls hälftig auf beide Produkte verteilen.

  • Butter: 33.008,89 kg sind 50%, daher ordnen wir ihnen 50% der Kosten zu = 127.744,40 EUR – umgerechnet auf die einzelne Packung ergeben sich 0,97 EUR
  • Buttermilch: 33.008,89 kg sind 50%, daher ordnen wir ihnen 50% der Kosten zu = 127.744,40 EUR – umgerechnet auf die einzelne Packung ergeben sich 1,94 EUR. Damit wäre dann die Buttermilch leider völlig unrentabel…

Hier nochmal zur besseren Übersicht eine kleine Tabelle:

Kostenverteilungsmethode - Kostenverteilung über das Gewicht

Kostenverteilungsmethode – Kostenverteilung über das Gewicht

Beispiel 3 – Kostenverteilung über die Menge

Wir nehmen wieder die ganzen Werte aus Beispiel 1, die Verrechnung der Herstellkosten erfolgt diesmal jedoch über die jeweilige Anzahl an Packungen der erzeugten Produkte:

Aus den 594.160 L Milch stellen wir 132.035,56 Packungen Butter und 66.017,78 Packungen Buttermilch her. Somit haben wir insgesamt 198.053,33 Produkte erzeugt, auf die wir die Herstellkosten verteilen.

  • Butter: 132.035,56 Pckg. sind 67%, daher ordnen wir ihnen 67% der Kosten zu = 170.325,87 EUR – umgerechnet auf die einzelne Packung ergeben sich 1,29 EUR
  • Buttermilch: 66.017,78 Pckg. sind 33%, daher ordnen wir ihnen 33% der Kosten zu = 85.162,93 EUR – umgerechnet auf die einzelne Packung ergeben sich natürlich auch hier 1,29 EUR. Damit wäre dann die Buttermilch leider auch hier völlig unrentabel…

Hier nochmal zur besseren Übersicht eine kleine Tabelle:

Kostenverteilungsmethode - Kostenverteilung über die Menge

Kostenverteilungsmethode – Kostenverteilung über die Menge

Wer sich das Ganze gerne nochmal in einem Video anschauen möchte, hier entlang:

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Weitere Informationen zu Kostenrechnung und Kalkulationsverfahren

Wie ihr seht, ist die Kostenverteilungsmethode keine wirklich genaue Methode, die Herstellkosten zu errechnen, aber manchmal geht es halt nicht anders …

Und: so richtig reich wird man mit der Produktion von Butter & Buttermilch auch nicht … Gerade einmal 77.068,04 EUR Gewinn und wir haben die Kosten für die Produktion der beiden Hauptprodukte aus der Milch ja noch nicht einmal eingerechnet …

Ihr möchtet noch mehr über Kostenrechnung und Kalkulation wissen?

Hier alle Teile der Serie über die Grundbegriffe des Rechnungswesens:

Lest gerne rein :-)

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