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Kostenträgerrechnung – WOFÃœR sind Kosten angefallen?

Kostenträgerrechnung

Die Kostenträgerrechnung ist die dritte und letzte Stufe der Kostenrechnung. Sie baut auf der Kostenartenrechnung und der Kostenstellenrechnung auf. Sie bietet Antwort auf die Frage „WOFÜR fallen Kosten an?“

Dabei ist unter einem Kostenträger die in  einer Abrechnungsperiode erzeugte Leistungseinheit zu verstehen. Die Kostenträgerrechnung ermittelt demnach, welche Kosten auf diese jeweilige Leistungseinheit entfallen.

Basiswissen Kostenrechnung

Bevor wir jetzt beginnen uns tiefer in das Thema Kostenartenrechnung einzuarbeiten, ein kleiner Hinweis:

In der Kostenrechnung ist es elementar wichtig, die einzelnen Begriffe sauber voneinander zu trennen. Das geschieht in der Gebrauchssprache leider nicht immer, daher hier die Links zu den Beiträgen mit den Begriffserklärungen und deren Abgrenzung zueinander:

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Das System der Kostenrechnung

Die Kostenrechnung schafft Ordnung in den betrieblichen Zahlen in 3 Stufen:

  1. Kostenartenrechnung: WELCHE Kosten sind angefallen?
  2. Kostenstellenrechnung: WO sind Kosten angefallen?
  3. Kostenträgerrechnung: WOFÜR sind Kosten angefallen?
Stufen der Kostenrechnung

Stufen der Kostenrechnung

Basiswissen Kostenträgerrechnung

Heute beschäftigen wir uns mit der KostenTRÄGERrechnung. Wie der Name schon sagt, geht es darum heraus zu finden, wer die angefallenen Kosten TRAGEN muss. D.h. für die Erstellung welches Produkts oder welcher Leistung die Kosten angefallen sind.

Nachdem wir mittels der Kostenartenrechnung alle angefallenen Kosten ermittelt und sortiert haben, werden diese entweder direkt den Leistungseinheiten zugeordnet (Einzelkosten) oder mittels der Kostenstellenrechnung auf die einzelnen Kostenstellen verteilt (Gemeinkosten) und erst dann mittels eines Rechenschlüssels den Leistungseinheiten zugeordnet.

Die Kostenträgerrechnung ist Voraussetzung für die Kalkulation, für die Bewertung betrieblicher Leistungen und für preispolitische Entscheidungen. Insbesondere für die produktbezogene Ergebnisrechnung auf Voll- und Teilkostenbasis ist sie ein wichtiges Instrument.

Das Ganze kann man pro Stück oder auch pro Leistungsperiode ermitteln. Je nachdem, welche Frage man beantworten möchte. Dabei unterscheidet man zwischen der Kostenträgerzeitrechnung (die Ergebnisrechnung) und der Kostenträgerstückrechnung (die eigentliche Kalkulation).

Kostenträgerrechnung

Kostenträgerrechnung

Die Kostenträgerzeitrechnung

Dies ist ein Teilbereich der Kostenträgerrechnung auch genannt Betriebsergebnisrechnung. Hier geht es darum zu ermitteln, wer oder was innerhalb der betrachteten Abrechnungsperiode Kosten verursacht hat und diese dann mit dem Umsatz zu vergleichen.

Wozu man das benötigt? Nun ja, in dem man die Kosten und Leistungen der einzelnen Kostenträger oder des gesamten Betriebs vergleicht, kann man den kurzfristigen Betriebserfolg ermitteln. So erhält man Daten, die für die Planung und Budgetierung wichtig sind. Sie dienen ebenfalls der Kontrolle und Steuerung des Betriebserfolgs.

Es gibt hierfür zwei Verfahren: Umsatzkosten- und Gesamtkostenverfahren.

Umsatzkostenverfahren

Bei diesem Verfahren werden Umsatz und die Herstellkosten der veräußerten Leistungen gegenübergestellt. Kurz gesagt überprüfen wir, mit welchen Kosten der erzielte Umsatz erzeugt wurde. Die Kosten der Leistungen, die zwar produziert, aber nicht veräußert wurden, rechnen wir dafür raus.

Berechnungsschema Umsatzkostenverfahren

Umsatzerlöse gesamt

– Erlösschmälerungen (Rabatte, Skonto etc.)

= Umsatzerlöse aktueller Stand

– Selbstkosten der veräußerten Leistungen (Erzeugnisse)

= Betriebsergebnis


Ermittlung der Selbstkosten

Materialeinzelkosten

+ Materialgemeinkosten

+ Fertigungseinzelkosten

+ Fertigungsgemeinlosten

= Herstellkosten

+ Bestandsminderungen

– Bestandsmehrungen

= Herstellkosten des Umsatzes

+ Vertriebsgemeinkosten

+ Verwaltungsgemeinkosten

= Selbstkosten

Beispiel Umsatzkostenverfahren bei Lagerbestandserhöhung

Eine Lagerbestandserhöhung ergibt sich, wenn man mehr produziert, als man verkauft – logisch, oder?

Für unser Beispiel nutzen wir die folgenden Werte:

  • Herstellkosten / Einheit = 15 EUR
  • Umsatz / Einheit = 75 EUR
  • Produzierte Menge = 1.750 Stück / Monat
  • Verkaufte Menge = 1.200 Stück / Monat
  • Verwaltungskosten = 500 EUR
  • Vertriebskosten = 700 EUR

Das Betriebsergebnis berechnen wir nun anhand des o.g. Schemas:

Umsatzkostenverfahren bei Bestandserhöhung

Umsatzkostenverfahren bei Bestandserhöhung

Nicht schlecht, oder?

Beispiel Umsatzkostenverfahren bei Lagerbestandsminderung

Eine Lagerbestandsminderung ergibt sich, wenn man weniger produziert, als man verkauft. Es werden also Waren aus dem Lager verkauft, die man in vorherigen Perioden produziert hat – auch logisch, oder?

Wir nutzen die gleichen Werte wie im vorherigen Beispiel, nur dass wir jetzt 2.000 Einheiten verkaufen.

Das Betriebsergebnis berechnen wir ebenfalls anhand des o.g. Schemas:

Umsatzkostenverfahren bei Bestandsverminderung

Umsatzkostenverfahren bei Bestandsverminderung

Total easy, oder?

Gesamtkostenverfahren

Bei diesem Verfahren werden die Kosten aller produzierten Einheiten den Umsatzerlösen gegenübergestellt. Also egal, ob eine produzierte Einheit verkauft oder eingelagert wurde, die Kosten fließen in die Berechnung mit ein.

Berechnungsschema Gesamtkostenverfahren

Umsatzerlöse gesamt

+ Bestandserhöhungen

– Bestandsminderungen

= Betriebsertrag

– Selbstkosten der produzierten Leistungen (Erzeugnisse)

= Betriebsergebnis

Beispiel Gesamtkostenverfahren bei Lagerbestandserhöhung

Für unser Beispiel nutzen wir einfach die Werte von oben:

  • Herstellkosten / Einheit = 15 EUR
  • Umsatz / Einheit = 75 EUR
  • Produzierte Menge = 1.750 Stück / Monat
  • Verkaufte Menge = 1.200 Stück / Monat
  • Verwaltungskosten = 500 EUR
  • Vertriebskosten = 700 EUR

Das Betriebsergebnis berechnen wir nun anhand des o.g. Schemas:

Gesamtkostenverfahren bei Bestandserhöhung

Gesamtkostenverfahren bei Bestandserhöhung

Beispiel Gesamtkostenverfahren bei Lagerbestandsminderung

Auch hier nutzen wir die bekannten Werte und das Schema von oben:

Gesamtkostenverfahren bei Bestandsverminderung

Gesamtkostenverfahren bei Bestandsverminderung

Also egal, welches Verfahren wir nutzen, das Ergebnis ist das gleiche :-)

Die Kostenträgerstückrechnung

Dies ist ein Teilbereich der Kostenträgerrechnung auch genannt Kalkulation. Hier geht es darum zu ermitteln, welche Selbstkosten auf ein einzelnes Stück der erzeugten Leistungen entfallen.

Das nutzt man z.B. für die folgenden Punkte:

  • Herstellkosten, um den Bestand zu bewerten
  • Selbstkosten, um den Preis zu ermitteln oder für die Erfolgsrechnung (s.o.)

Kalkulationsarten

Je nach Zeitpunkt der Kalkulation erfolgt eine:

  • Vorkalkulation: d.h. hier werden Kosten im Vorhinein ermittelt, also bevor sie wirklich entstehen. Das dient vor allem der Preisfindung und Angebotsrechnung für die einzelnen Produkte / Leistungen, die das Unternehmen produziert.
  • Nachkalkulation: hier wird im Nachhinein geschaut, ob die geplanten Kosten auch wirklich so entstanden sind, wie sie budgetiert waren oder ob sich Abweichungen ergeben haben.
  • Zwischenkalkulation: zwischendurch kalkuliert man meist nur bei Großprojekten mit langer Dauer, um zu prüfen, ob man sich noch auf dem richtigen Pfad befindet.

Kalkulationsverfahren / Kalkulationsformen

Für die genannten Kalkulationsarten gibt es mehrere Möglichkeiten diese zu berechnen. Welche man nutzt, kommt in erster Linie auf die Fertigungsstruktur an.

Am häufigsten sind diese Methoden:

Alle Verfahren können grundsätzlich als Ist-, Normal- oder Plankalkulation (Kostenrechnungssysteme) und jeweils auf Voll- oder Teilkostenbasis durchgeführt werden.

Kalkulationsverfahren

Kalkulationsverfahren

Da die Erklärung der einzelnen Kalkulationsverfahren etwas umfangreicher ist, erläutere ich sie lieber separat :-)

Ergebnisse der Kostenträgerrechnung

Hui, ich hoffe, ihr habt bis hierhin durchgehalten? Was macht man denn nun mit den ganzen Zahlen?

Grundkurs Kosten- und Leistungsrechnung: Kostenträgerrechnung: WOFÜR sind Kosten angefallen? Klick um zu Tweeten

Man kann zum Beispiel realistische Preise festlegen, genau gucken, ob das Unternehmen profitabel läuft und auch in welchen Bereichen man nachsteuern sollte.

Je größer und komplexer der Betrieb, um so komplizierter wird natürlich auch die Berechnung, aber glaubt mir: es lohnt sich!

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