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Kalkulationsverfahren: Äquivalenzziffernkalkulation – so geht’s!

Äquivalenzziffernkalkulation

Die Äquivalenzziffernkalkulation ist eines von mehreren Kalkulationsverfahren, welches bei der Kostenträgerstückrechnung genutzt wird. Diese ist Teil der Kostenträgerrechnung. Also des Bereichs der Kostenrechnung, der ermittelt, WOFÜR Kosten angefallen sind.

Je nach Zeitpunkt der Kalkulation erfolgt eine Vorkalkulation, Nachkalkulation oder eine Zwischenkalkulation. Es gibt mehrere Möglichkeiten diese zu berechnen. Welche man nutzt, kommt in erster Linie auf die Fertigungsstruktur an.

Kalkulationsverfahren – Basics

Am häufigsten sind diese Methoden:

Alle Verfahren können grundsätzlich als Ist-, Normal- oder Plankalkulation (Kostenrechnungssysteme) und jeweils auf Voll- oder Teilkostenbasis durchgeführt werden.

Kalkulationsverfahren

Kalkulationsverfahren

Wann ist die Äquivalenzziffernkalkulation sinnvoll?

Die Divisionskalkulation und die Äquivalenzziffernkalkulation (spezielle Form der Divisionskalkulation) eignen sich bei Massen- bzw. Sortenfertigung. Also immer dann, wenn es um einheitliche Erzeugnisse oder einen einheitlichen Produktionsprozess mit gleichartigen Produkten (Sortenfertigung) geht.

Kalkulationsverfahren nach Produktarten

Kalkulationsverfahren nach Produktarten

Beide können ein-, zwei- oder mehrstufig angewendet werden.

Wie funktioniert die Äquivalenzziffernkalkulation?

Die Äquivalenzziffernkalkulation ist eine spezielle Variante der Divisionskalkulation, die man bei Sortenfertigung anwendet. Hierzu werden für die einzelnen Produktsorten Äquivalenzziffern (Verhältniswerte) ermittelt. So kann man die anteilige Kostenverursachung berechnen.

Wichtig: Zwischen den Produktarten muss ein festes Kostenverhältnis bestehen, welches durch Verhältniszahlen (Äquivalenzzahlen) ausgedrückt wird.

Als Beispiel fallen mir z.B. Brauereien, Ziegeleien oder Sägewerke ein, die verschiedenen Sorten eines Produkts produzieren.

Festlegung der Einheitssorte

Die Äquivalenzziffernkalkulation starte immer mit der Festlegung der „Einheitssorte“, also der Sorte von Produkten auf deren Basis dann die Äquivalenzziffern für die anderen Sorten ermittelt werden.

Normalerweise nutzt man dafür immer die Sorte, die die kleinste Einheit bildet.

Beispiel

Wir produzieren Flaschen in unterschiedlichen Größen (1 Liter, 2 Liter und 5 Liter) und gehen davon aus, dass sich die Kosten im Verhältnis der jeweiligen Größe der Flaschen zueinander verhalten. Dann würden wir die 1-Liter-Flaschen als Einheitssorte wählen (sie bekämen die Äquivalenzziffer 1) und die anderen bekämen dann die Äquivalenzziffern im Verhältnis zur Einheitssorte: 2 bei der 2-Liter-Flasche und 5 bei der 5-Liter-Flasche.

Verrechnungseinheiten ermitteln

Um die Selbstkosten je Leistungseinheit ermitteln zu können, muss man die jeweiligen Verrechnungseinheiten ermitteln. Das sind die Mengen, die man bei Umrechnung aller Sorten auf die Einheitssorte produzieren könnten.

Formel:

  • Verrechnungseinheiten = Produzierte Menge x Äquivalenzziffer

Beispiel

Wir produzieren Flaschen (s.o.): 500 Stück 1-Liter-Flaschen, 700 Stück 2-Liter-Flaschen und 370 Stück 5-Liter-Flaschen. Anhand der festgelegten Einheitssorte und der sich daraus ergebenden Äquivalenzziffern können wir die Verrechnungseinheiten ermitteln:

Verrechnungseinheiten

Verrechnungseinheiten ermitteln

Einstufige Äquivalenzziffernkalkulation

Die einstufige Variante eignet sich nur bei einstufiger Fertigung und keinen Bestandsveränderungen. Daher ist eine Aufteilung in Herstellkosten und Vertriebs- & Verwaltungskosten nicht notwendig. Also benötigt man in diesem Fall auch keine Kostenstellenrechnung, um die Gemeinkosten zu verteilen :-)

Formeln:

  • Kosten je Verrechnungseinheit (= Selbstkosten der Einheitssorte) = Gesamtkosten / Summe der Verrechnungseinheiten
  • Kosten je Sorte = Kosten je Verrechnungseinheit x Verrechnungseinheiten der Sorte
  • Kosten je Leistungseinheit = Kosten je Sorte / produzierte Menger der jeweiligen Sorte = Selbstkosten der Einheitssorte x Äquivalenzziffer

Beispiel

Wir nehmen wieder das Beispiel mit den Flaschen. Die Gesamtkosten betragen 5.750,00 EUR. Die Selbstkosten pro Leistungseinheit betragen also:

  • Kosten je Verrechnungseinheit = 5.750 EUR / 3.750 Verrechnungseinheiten = 1,53 EUR / Verrechnungseinheit
  • Kosten je Sorte = 1,53 EUR x Verrechnungseinheiten der Sorte
    • 1-Liter-Flaschen = 1,53 EUR x 500 = 766,67 EUR
    • 2-Liter-Flaschen = 1,53 EUR x 1.400 = 2.146,67 EUR
    • 5-Liter-Flaschen = 1,53 EUR x 1.850 = 2.836,67 EUR
  • Kosten je Leistungseinheit = Kosten je Sorte / produzierte Menger der jeweiligen Sorte
    • 1-Liter-Flaschen = 766,67 EUR / 500 Stück = 1,53 EUR x 1 = 1,53 EUR / Stück
    • 2-Liter-Flaschen = 2.146,67 EUR / 700 Stück = 1,53 EUR x 2 = 3,07 EUR / Stück
    • 5-Liter-Flaschen = 2.836,67 EUR / 370 Stück = 1,53 EUR x 5 = 7,67 EUR / Stück
Einstufige Äquivalenzziffernkalkulation

Einstufige Äquivalenzziffernkalkulation

Zweistufige Äquivalenzziffernkalkulation

Bei der zweistufigen Äquivalenzziffernkalkulation unterteilt man die Kosten in zwei Gruppen: Herstellkosten und Verwaltungs- & Vertriebskosten. Sie kann außerdem auch dann genutzt werden, wenn es Bestandsveränderungen gibt, was bei der einstufigen Form nicht möglich ist.

Diese Variante ist also ein wenig genauer als die einstufige Form. In diesem Fall benötigt man daher auch eine Kostenstellenrechnung, um die Kosten auf die zwei Gruppen zu verteilen.

Wichtig: bei den Formeln auf die korrekte Bezugsmenge achten! Im Produktionsbereich ist dies die Anzahl der hergestellten Produkte, im Verwaltungs- & Vertriebsbereich muss man die Anzahl der verkauften Produkte berücksichtigen.

Formeln:

  • Kosten je Leistungseinheit = Herstellkosten je Leistungseinheit + Verwaltungs- & Vertriebskosten je Leistungseinheit
  • Herstellkosten je Leistungseinheit = Herstellkosten der Periode / Zahl der hergestellten Erzeugnisse
  • Verwaltungs- & Vertriebskosten je Leistungseinheit = Verwaltungs- und Vertriebskosten der Periode / Zahl der abgesetzten Erzeugnisse
  • Die übrigen Formeln sind wie im Beispiel der einstufigen Äquivalenzziffernkalkulation.

Beispiel

Nehmen wir wieder an, unser Unternehmen produziert 3 Sorten Flaschen (s.o.). Diesmal ergeben sich jedoch Lagerbestandsveränderungen und wir verkaufen nicht alle produzierten Einheiten bzw. wir verkaufen mehr als wir produzieren:

  • 1-Liter-Flaschen = 500 Stück produziert, 700 Stück verkauft
  • 2-Liter-Flaschen = 700 Stück produziert, 250 Stück verkauft
  • 5-Liter-Flaschen = 370 Stück produziert, 350 Stück verkauft

Die Gesamtkosten betragen 8.500,00 EUR, diese teilen sich auf in 5.000 EUR Produktionskosten und 2.000 EUR Vertriebskosten und 1.500 EUR Verwaltungskosten.

Die Selbstkosten pro Sorte bzw. Flasche betragen also:

Produktionskosten
  • Produktionskosten je Verrechnungseinheit = 5.000,00 EUR / 3.750 produzierte Verrechnungseinheiten = 1,33 EUR / Verrechnungseinheit
  • Produktionskosten je Sorte = 1,33 EUR x Verrechnungseinheiten der Sorte
    • 1-Liter-Flaschen = 1,33 EUR x 500 = 666,67 EUR (bzw. 1,33 EUR / Flasche)
    • 2-Liter-Flaschen = 1,33 EUR x 1.400 = 1.866,67 EUR (bzw. 2,67 EUR / Flasche)
    • 5-Liter-Flaschen = 1,33 EUR x 1.850 = 2.466,67 EUR (bzw. 6,67 EUR / Flasche)
Verrechnungseinheiten Produktion

Verrechnungseinheiten Produktion

Verwaltungs- & Vertriebskosten
  • Verwaltungs- & Vertriebskosten je Verrechnungseinheit = (2.000 EUR + 1.500 EUR) / 2.950 verkaufte Verrechnungseinheiten = 1,19 EUR / Verrechnungseinheit
  • Verwaltungs- & Vertriebskosten je Sorte = 1,19 EUR x Verrechnungseinheiten der Sorte
    • 1-Liter-Flaschen = 1,19 EUR x 700 = 830,51 EUR (bzw. 1,19 EUR / Flasche)
    • 2-Liter-Flaschen = 1,19 EUR x 500 = 593,22 EUR (bzw. 2,37 EUR / Flasche)
    • 5-Liter-Flaschen = 1,19 EUR x 1.750 = 2.076,27 EUR (bzw. 5,93 EUR / Flasche)
Verrechnungseinheiten Verwaltung & Vertrieb

Verrechnungseinheiten Verwaltung & Vertrieb

Selbstkosten

Zusammengefasst ergeben sich also folgende Selbstkosten pro Sorte bzw. Flasche:

  • 1-Liter-Flaschen = 666,67 EUR (bzw. 1,33 EUR / Flasche) Produktionskosten + 830,51 EUR (bzw. 1,19 EUR / Flasche) Vertriebskosten = 1.497,18 EUR (bzw. 2,52 EUR / Flasche)
  • 2-Liter-Flaschen = 1.866,67 EUR (bzw. 2,67 EUR / Flasche) Produktionskosten + 593,22 EUR (bzw. 2,37 EUR / Flasche) Vertriebskosten = 2.459,89 EUR (bzw. 5,04 EUR / Flasche)
  • 5-Liter-Flaschen = 2.466,67 EUR (bzw. 6,67 EUR / Flasche) Produktionskosten + 2.076,27 EUR (bzw. 5,93 EUR / Flasche) Vertriebskosten = 4.542,94 EUR (bzw. 12,60 EUR / Flasche)
Zweistufige Äquivalenzziffernkalkulation

Zweistufige Äquivalenzziffernkalkulation

Mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation

Wenn unser Unternehmen Produktsorten erzeugt, die in mehreren Stufen gefertigt werden, dann bietet sich die mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation an. Diese berücksichtigt den mehrstufigen Produktionsprozess, d.h. auf jeder Stufe können Abfälle oder Bestandsveränderungen der Zwischen- bzw. Endprodukte entstehen.

Bei dieser Kalkulationsform unterscheidet man zwischen Materialkosten, Herstellkosten der einzelnen Stufen und Verwaltungs- & Vertriebskosten.

Wichtig: bei den Formeln auf die korrekte Bezugsmenge achten! Im Produktionsbereich ist dies die Anzahl der hergestellten Produkte je Produktionsstufe, im Verwaltungs- & Vertriebsbereich muss man die Anzahl der verkauften Produkte berücksichtigen. Für die Materialkosten gilt natürlich das gleiche: hier ist die Bezugsgröße die jeweils eingesetzte Menge der Produktionsmaterialien.

Formeln:

  • Kosten je Leistungseinheit = Materialkosten je Leistungseinheit + Herstellkosten je Leistungseinheit je Fertigungsstufe + Verwaltungs- & Vertriebskosten je Leistungseinheit
  • Materialkosten = Kosten der eingesetzten Materialien / Zahl der hergestellten Erzeugnisse
  • Herstellkosten je Leistungseinheit = Herstellkosten der Periode / Zahl der hergestellten Erzeugnisse (für jede Fertigungsstufe einzeln berechnen!)
  • Verwaltungs- & Vertriebskosten je Leistungseinheit = Verwaltungs- und Vertriebskosten der Periode / Zahl der abgesetzten Erzeugnisse
  • Die übrigen Formeln sind wie im Beispiel der einstufigen Äquivalenzziffernkalkulation.

Beispiel

Nehmen wir wieder an, unser Unternehmen produziert 3 Sorten Flaschen (s.o.). Diesmal ergeben sich ebenfalls Lagerbestandsveränderungen und wir verkaufen wieder nicht alle produzierten Einheiten bzw. wir verkaufen mehr als wir produzieren:

  • 1-Liter-Flaschen = 500 Stück produziert, 700 Stück verkauft
  • 2-Liter-Flaschen = 700 Stück produziert, 250 Stück verkauft
  • 5-Liter-Flaschen = 370 Stück produziert, 350 Stück verkauft

Zusätzlich unterteilen wir den Fertigungsprozess in 3 Stufen, denn wir befüllen und etikettieren die Flaschen jetzt noch zusätzlich (auf jeder Stufe gelten unterschiedliche Äquivalenzziffern):

  1. Stufe = Herstellung der leeren Flaschen
  2. Stufe = Befüllen der Flaschen
  3. Stufe = Etikettierung

Die Gesamtkosten betragen 13.919,00 EUR, diese teilen sich auf in 2.919,00 EUR Materialkosten, 7.500 EUR Fertigungskosten und 2.000 EUR Vertriebskosten und 1.500 EUR Verwaltungskosten.

Die Fertigungskosten teilen sich auf in 5.000 EUR für die Herstellung der leeren Flaschen (s.o.), 1.000 EUR für das Befüllen der Flaschen und 1.500 EUR für die Etikettierung.

Die Materialkosten betragen 1 EUR pro 1-Liter-Flasche, 2,50 EUR pro 2-Liter-Flasche und 3,70 EUR pro 5-Liter-Flasche.

Das Ganze ist dann so komplex, dass ich es euch lieber in einer Tabelle zeige:

Mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation

Mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation

Weitere Informationen zu Kostenrechnung und Kalkulationsverfahren

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Äquivalenzziffernkalkulation

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